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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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bereitwillig erzählt, wo sie arbeitete. Hatte mit schwärmerischem Blick von den Werten gesprochen, die in Albert Retlings Tresor lagen. Aber sonst…

    »Sie hat wohl mal was gesagt, daß ihr der Kram gefällt und so. Ist ja wohl normal bei ’nem Mädchen. Aber sonst, nee, sonst hat sie nichts gesagt. Der ging’s doch immer nur drum, daß wir zusammen sind. «

    Und es hatte ihn nicht einmal viel Zeitaufwand gekostet. Sie war mit so wenig zufrieden. Ein paar Nächte an der Straßenecke gegenüber ihrem Fenster, nicht einmal die ganze Nacht. Gegen elf war er meist zu seinem Wagen gegangen, hatte sich gedacht, daß sie nun wohl schlief. Und er hatte ihr die Nächte mit Hinblick auf ihren Vater rasch ausreden können. Dann ein paar Fahrten im Bus, wobei er versuchte, soviel wie möglich über Retlings Haus, die Alarmanlage und den Tresor zu erfahren. Aber viel wußte sie nicht. Von der Alarmanlage nur, daß sie nicht ansprach, wenn die Haustür ganz normal mit den beiden Schlüsseln geöffnet wurde. Vom Tresor nur, daß man für ihn ebenfalls zwei Schlüssel brauchte. Und die trug Albert Retling immer bei sich. Begeistert schien Schramm von der Sache anfangs gar nicht gewesen zu sein, das brachte er deutlich zum Ausdruck. Da war einmal die Tatsache, daß er über Monate hinweg den romantischen Liebhaber spielen sollte, und dann hielt er das Ding auch für ein oder zwei Nummern zu groß. Aber sein Kumpel hatte sich das in den Kopf gesetzt, und was so ein richtiger Unterweltsboß ist, der hat Einfluß. Und Beziehungen. Er hatte sich umgehört, der Namenlose, während Schramm noch den Romeo mimte. Er fand auch rasch einen Hehler, der ihnen die Beute abnehmen wollte und ihnen einen guten Preis einräumte. Aber sie wußten nicht, wie Schramm ins Haus kommen sollte, ohne gleich die ganze Nachbarschaft rebellisch zu machen. Wochenlang hatten sie sich den Kopf darüber zerbrochen. Und es hätte wohl noch länger gedauert, vielleicht hätten sie die Sache sogar abblasen müssen, wenn Albert Retling Patrizia nicht die Schlüssel gegeben hätte. Danach sah plötzlich alles ganz anders aus. Schramm bekam von seinem Komplizen eine Waffe in die Hand gedrückt und drang nachts um zwei in das Haus der Retlings ein. Es war soweit alles nach Plan gelaufen. Bis auf die Tatsache, daß er Albert Retling zum Krüppel schlug. 7 Schramms Kommentar dazu:

    »Der hat mich gereizt. Er hätte ja die Schnauze halten können. Hat ihm keiner gesagt, er soll auf der Kleinen rumhacken. Die hatte damit nichts zu tun. «

    Und ohne sich weiter um den bewußtlosen und schwerverletzten Mann oder die hilflose Frau zu kümmern, die gefesselt und geknebelt im ersten Stock des Hauses lag, die die Schreie ihres Mannes gehört hatte und aus Angst um ihn fast umkam, verließ Schramm das Haus wieder. Er entkam erst einmal mit einer Beute in Millionenhöhe, zum größten Teil fertige Schmuckstücke, aber auch etliche Behälter mit gekörntem Gold, wie sie von der Scheideanstalt an Goldschmiede geliefert werden, und noch ungefaßte Steine. Erst am nächsten Vormittag wurde das Ehepaar von der Zugehfrau gefunden. Da war Albert Retling in einem bedenklichen Zustand. Er hatte sich nie völlig von seinen Verletzungen erholt. Und Schramm hatte sich nicht lange an seinem neuen Reichtum erfreuen können. Er fuhr laut eigener Aussage gleich zu seinem Komplizen oder Auftraggeber und lieferte die Beute ab. Dann fuhr er heim, legte sich ins Bett und wartete. Es war vereinbart, daß der zweite Mann die Schmuckstücke noch in der Nacht zu einem Hehler brachte. Im Laufe des nächsten Tages wollte er Schramms Anteil vorbeibringen. Doch bevor es dazu kam, kam die Polizei. Für Ed war das alles nur schwer zu glauben. Daß ein Dealer die Gelegenheit, mit einem Schlag ein gemachter Mann zu werden, beim Schopf ergreift, schien ihm noch nachvollziehbar. Aber der Rest, so viel Skrupellosigkeit und so viel Blödheit auf einem Haufen. Das vereinbarte sich nicht miteinander. Sich nach solch einem Überfall daheim ins Bett zu legen! Und das nach einer Bemerkung seines Opfers, die deutlich zeigte, daß der Weg über Patrizia augenblicklich zu ihm führen würde. Schramm hätte in der Nacht genügend Zeit gehabt, um unterzutauchen. Seinen Anteil hätte er an einem anderen Ort in Empfang nehmen können. 7 Als Ed später darüber nachzudenken begann, war das der Punkt, über den er immer wieder stolperte. Aber zuerst kam die Wut, nicht auf Schramm, nur auf Paul. Der hatte Patrizia mit dieser

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