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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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willfährigen Kompliment klang. Wenn Kleiber sich darüber aufregte, war doch anzunehmen, daß er selbst noch ein Hühnchen mit Schramm zu rupfen hatte. Vielleicht hatte er erkannt, daß er es mit einem sehr raffinierten und äußerst gefährlichen Mann zu tun hatte, den man besser im Auge behielt.

    »Ach, wo! «

    Kleiber winkte ab und lachte über den gefährlichen Mann. Richtig laut und herzhaft lachte er darüber. Für gefährlich hatte er Schramm nie gehalten, nicht eine Sekunde lang. Raffiniert, das ja.

    »Nennen Sie es von mir aus gekränkte Eitelkeit «, sagte er,»aber ich laß mich nun mal nicht gern von einem kleinen Gauner an der Nase herumführen. Und das hat er getan. «

    Kleiner Gauner! Sie sprachen wirklich nicht über den gleichen Mann. Für Kleiber war Schramm nur eine Art verhinderter Macho, ein armes Würstchen, das sich seine Selbstbestätigung bei kleinen Mädchen und alten Männern holen mußte. Für Edmund war er der Feind. Patrizias Untergang. Ein eiskalt planender und blutrünstiger Dämon, der einen wehrlosen Mann fast zu Tode prügelte. Der einem kleinen Mädchen die Seele nahm, es zu einem willenlosen Geschöpf machte, das nicht mehr unterscheiden konnte zwischen Gut und Böse. Edmund war verzweifelt. Und er konnte nichts weiter tun, als all das aufzählen, war er vor Jahren in den Aussageprotokollen gelesen hatte. Und auch die Widersprüche anführen. So viele Widersprüche. Es gab in den Gerichtsakten keine Spur von dem Mann, dem Patrizia Sensibilität und glutvolle Hingabe zuschrieb. Beim Lesen hatte Ed ihn immer so deutlich vor sich gesehen. Ein dümmlich grinsender kleiner Gauner, primitiv in seiner Denkweise und seinen Ausdrucksmöglichkeiten. Ein Einfaltspinsel, der es genoß, seinen großartigen Coup, den er nicht einmal alleine ausgeheckt hatte und der ihm so gründlich danebengegangen war, bis ins kleinste Detail zu schildern. Man hätte meinen können, er stände dabei an einem Kneipentresen und versuchte, ein paar Kumpane zu beeindrucken. Und so ganz nebenher prahlte er mit seinem Einfluß auf Patrizia.

    »Die guck’ ich an, dann läuft die Sache. Die ist ganz verrückt nach mir. Mein Kumpel hat gleich gesagt, daß ich da einen Goldfisch an der Angel hab’. «

    Und er hatte ihn angewiesen, diesen Fisch nicht mehr von der Leine zu lassen. Schramm selbst hatte ursprünglich gar nichts mit Patrizia im Sinn gehabt.

    »Seh’ ich so aus, als ob ich auf Kinder steh’? Nee, das ist nicht meine Kragenweite. «

    Ein bißchen spielen, das ja. An dem Sonntag in der Diskothek. Es war eben schmeichelhaft, wenn kleine Mädchen in Anbetung erstarrten, wenn sie einem die Worte von den Lippen fraßen. Und dahinschmolzen, wenn man sie nur ein bißchen mit den Augen kitzelte. Mehr hatte er gar nicht tun wollen. Aber sein Kumpel sagte… Sein Kumpel, auch von ihm sprach er gern und mit großem Eifer. Der gesichtslose Mann im Hintergrund, ein Mann, dessen Namen zu nennen Schramm sich strikt geweigert hatte.

    »Ich verpfeif doch keinen. Und den schon gar nicht. «

    7 Nicht einmal die Drohung einer längeren Haftstrafe konnte ihn dazu bewegen.

    »Ich bin ja nicht blöd! Da schneid’ ich mich doch nur ins eigene Fleisch. Der holt mich schon raus, auf den kann ich mich verlassen. «

    Selbst als sich zeigte, daß der große Unbekannte keinen Finger rührte, um ihm aus der Patsche zu helfen, blieb Schramm bei seiner Weigerung. Er schilderte seinen Komplizen als einen hochintelligenten und überaus gefährlichen Mann. Einen von den ganz Großen, einen von den Bossen im Hintergrund, bei denen die Polizei möglicherweise seit langem einen Verdacht hatte, aber niemals etwas beweisen konnte. Und Schramm wollte nicht der sein, der ihn ans Messer lieferte.

    »Irgendwann komm’ ich ja auch wieder raus! Und irgendwann kommt er wieder raus. Da könnten Sie mich dann irgendwo von der Straße abkratzen. Nee, vielen Dank! «

    Das Ehepaar Retling hatte während des Überfalls nur einen Mann zu Gesicht bekommen. Logisch! Der große Boß machte sich nicht die Hände schmutzig. Das hatte er auch nicht nötig. Die Drecksarbeit überließ er anderen. Sie hatten abgesprochen, wie es laufen sollte, das war’s dann auch schon.

    »Lief ja auch ganz gut «, meinte Schramm und erklärte großspurig:

    »Also genaugenommen hab’ ich das Ding schon allein durchgezogen. «

    Also genaugenommen keine Mitschuld für den Gesichtslosen. Und für Patrizia erst recht keine. Sie hatte ihm gleich am ersten Abend

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