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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Aussage konfrontiert. Da war einmal der Überfall an sich. Eine schlimme Sache, eine Erschütterung für die sensible Psyche. Der Mann, den sie liebt, überfällt den Mann, den sie verehrt, raubt ihn aus und schlägt ihn zum Krüppel. Ed fragte sich, wann sie davon erfahren hatte. Bestimmt nicht erst bei der Urteilsverkündung. Aber bis dahin mußte Schramm für sie zwangsläufig unschuldig gewesen sein. Was immer man ihr bis dahin erzählte, es vereinbarte sich nicht mit ihrem Glauben an ihn. Ihr Tagebuch schien diese Vermutung zu untermauern. Es gab noch drei Eintragungen, die nach Schramms Verhaftung erfolgt waren. Sie waren in der üblichen Art gehalten, schwärmerisch, vollgepackt mit Sehnsucht und der Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft. Albert Retling war mit keinem Wort erwähnt, auch vorher gab es nichts, was darauf hindeutete, daß sie von Schramms Plänen auch nur eine Ahnung gehabt hatte. Armes Ding, verliebt und verraten. Zur Urteilsverkündung geschleppt, wo all die vermeintlichen Lügen zur Wahrheit wurden. Und dann von ihrem Vater erfahren zu müssen, welche Rolle sie in diesem Drama gespielt hatte… Ihr Zusammenbruch war damit hinreichend erklärt, Schuldgefühle Albert Retling gegenüber, darauf hätte Edmund jeden Eid geleistet. 7
    . Kapitel Der Koffer war nicht sehr schwer. Als sie die Haustür hinter sich zuzog, waren es wenige Minuten vor elf. Immer noch sechs Stunden von Eddi entfernt und von Ed. Aber vielleicht lief die Zeit von jetzt an schneller. Heiko nahm ihr den Koffer aus der Hand. Dann griff er nach ihrem Ellbogen, führte sie die Stufen hinunter auf die Straße. Es war nur eine leichte und eher galante Berührung, aber sie hatte etwas Besitzergreifendes, wirkte auf sie fast wie ein Stromschlag. Und obwohl sie nur den Druck seiner Hand spürte und sonst nichts, begann sie zu zittern. Ein Stück vom Haus entfernt stand ein cremeweißer Mercedes am Straßenrand. Es war ein fast neuer Wagen. Er führte sie darauf zu, schloß die Tür für sie auf. Während sie einstieg, sagte er:

    »Ich bin wirklich froh, Püppi, daß du mitkommst. Ich hatt’ nich’ damit gerechnet. «

    Er stand halb vorgebeugt neben der Wagentür, fast so, als hätte er Angst, sie könnte es sich im nächsten Augenblick noch anders überlegen. Sie lächelte zu ihm hoch.

    »Natürlich hast du damit gerechnet. «

    Da grinste er.

    »Ja, hab’ ich. Als ich herkam. Aber da hab’ ich dich auch noch so gesehen wie damals. Und als ich die Bude sah, war ich mir nich’ mehr sicher. Da dachte ich, die hat’s geschafft. Was die erreicht hat, kann ich ihr nicht bieten, vorerst jedenfalls nicht. Und wenn der Typ auch noch so gut ist im Bett, ist sie vielleicht auf den Geschmack gekommen, da hustet sie mir was. Weißt du, ich hab’ in den letzten Jahren oft gedacht, daß es ein Fehler war, damit zu warten. Ich hätt’ dir damals schon mal so richtig zeigen müssen, wie’s läuft. Aber das holen wir nach, Püppi. Das versprech’ ich dir. Und wenn er gut ist, bin ich besser. Du wirst es erleben. «

    Dann warf er die Wagentür mit einem harten Ruck ins Schloß, ging um das Fahrzeug herum, legte den Koffer auf die 7 Rückbank und stieg ebenfalls ein. Er fuhr gleich los, nicht zu schnell, aber sehr zügig. Sie lehnte sich im Sitz zurück und schloß für ein paar Sekunden die Augen. Versuchte sich vorzustellen, wie es jetzt weiterging. Aber da gab es keine konkrete Vorstellung. In ihrem Kopf überschlug es sich nur.
    Es tut mir leid, Ed. Sie öffnete die Augen wieder, betrachtete ihn von der Seite. Er bemerkte es wohl, aber er hielt den Blick auf die Straße gerichtet. Schien voll und ganz auf den Verkehr konzentriert. Seit sie losgefahren waren, sprach er nicht mehr mit ihr. Es gab auch nichts mehr zu sagen. Sein Gesicht wirkte entspannt und zufrieden. Immer wieder schaute sie ihn kurz von der Seite an. Es war ein sonderbares Gefühl, so mit ihm in einem Wagen zu fahren. Bis auf das eine Mal, als er sie am ersten Abend heimbrachte, war sie nie mit ihm in einem Wagen gefahren. Sie hatte es ein paarmal vorgeschlagen, daß er sie bei Retling abholen könne, sicherheitshalber vielleicht an der Bushaltestelle. Und dann zu ihm in den Wagen steigen, allein sein mit ihm, nicht immer so viele Menschen in unmittelbarer Nähe.

    »Lieber nicht, Püppi «, das hörte sie immer noch.

    »Das ist schon ganz gut, wenn wir nicht allein sind. Ich weiß nicht, ob ich mich dann so beherrschen kann, verstehst du? Du bist so süß, und ich bin

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