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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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sehnte, nach ein paar Minuten Busfahrt.
    Dorothea sah ihn noch vor sich, ein kleiner Django, ganz in Schwarz, aber jeder hatte seinen Tick. Das verlegene Lächeln,
    während er ein paar Worte auf einen kleinen Zettel schrieb.

    »Geben Sie ihr einen Kuß von mir. «

    Auf seine Art ein netter Mensch, höflich, bescheiden und verliebt bis über beide Ohren.

    »Sagen Sie ihr, sie muß sich keine Sorgen machen. Die Weiber, die hier rumlaufen, sind mir viel zu blöd. Die haben doch nichts anderes im Kopf als ihre Fummel. «

    Ein bißchen verklemmt vielleicht.

    »Die muß man nur mal von der Seite ansehen, dann kann man sie schon flachlegen. Das ist nicht mein Fall. Ich mag das überhaupt nicht, wenn ein Mädchen gleich zu allem bereit ist. Patrizia ist ganz anders, das finde ich gut. Und ich habe nicht vor, daran was zu ändern.
    Bedrängen würde ich sie nie. In dem Punkt müßte Ihr Vater sich wirklich gar keine Sorgen machen. Ich hab’s nicht eilig damit.
    Ich kann warten. «

    Und Dorothea hatte es ihm besonders hoch angerechnet, daß er sie niemals bat, bei Paul für ihn zu vermitteln. Womit er sein Geld vor dem Überfall verdient hatte, hatte sie erst nach seiner Verhaftung erfahren. Und auch wenn sie es nicht gutheißen konnte, es änderte nichts an Schramms Gefühlen für Patrizia.
    Und für diese Gefühle sprach ihrer Meinung nach allein die Tatsache, daß Schramm niemals auch nur einen Versuch
    gemacht hatte, Patrizia zu einem Pröbchen Heroin zu überreden.
    Sogar der Überfall sprach irgendwie dafür. Einer, der nie eine Chance gehabt hatte.

    »Er hat sie geliebt, Ed «

    erklärte Dorothea nachdrücklich.

    »Er hat sie sehr geliebt. Und sie ihn. Aber was sie betrifft, es hätte sich wahrscheinlich mit den Jahren verloren, dafür hätte Paul schon gesorgt. Es wäre gar nicht nötig gewesen, es auf die Art kaputtzumachen, wie du es getan hast. «

    Edmund konnte ihr kaum noch zuhören. Im Prinzip hatte sie recht, aber nur im Prinzip. Er hatte doch keine Wahl gehabt damals.

    In den ersten Monaten der Therapie hatte er sie reden lassen und dabei erkennen müssen, daß Schramms Macht über sie
    ungebrochen war, vielleicht sogar noch ein wenig stärker geworden. Dank seiner Hilfe! Er zeichnete die Gespräche auf.
    Wenn er abends das Tonband abhörte, seine Notizen machte, faßte er es kaum. Sie konnte doch unmöglich all das glauben, was sie von sich gab. Es war unvorstellbar, aber es war so. Und es war nicht einfach nur Glaube, es war ihre feste Überzeugung.
    Daß er nachts bei ihr war. Daß sie seine Zärtlichkeit fühlte. Daß er sie mit seinen Gedanken so berühren konnte, wie andere es nur mit den Händen schafften.
    Vielleicht konnte er seinen Körper verlassen. Und diese Zelle, in der man ihn gefangenhielt. Bestimmt konnte er das. Es war sein Geist, der zu ihr kam, jede Nacht. Tagsüber schien ihm das nicht möglich, da wartete sie noch vergebens. Vielleicht war er tagsüber abgelenkt, brachte die Konzentration nicht auf.
    Ihre Naivität und die Wundergläubigkeit erschreckten und faszinierten Ed. Ein Teil von ihr lebte unentwegt in einer Phantasiewelt, der Rest hatte keine eigene Meinung. Und wenn doch, dann konnte man sie innerhalb weniger Minuten vom Gegenteil überzeugen. Auf diese Weise hatte Schramm es geschafft, ihr Weltbild von Gut und Böse völlig umzukehren.
    Aber Schramm geriet für Ed allmählich in den Hintergrund.
    Der stellte für die nächsten Jahre keine Gefahr mehr dar, für niemanden. Er hatte genug über ihn gelesen und gehört, sein Urteil stand fest. Ein mieser Hund. Und es war allerhöchste Zeit, daß sie das auch begriff. Höchste Zeit für ihn selbst.
    Nicht nur ihre Naivität faszinierte ihn. Sie nahm an Gewicht zu, das schmale Gesicht rundete sich. Die Finger wirkten nicht mehr so knochig, nur noch schlank. Auch ihr Körper profitierte von den Pfunden. Wenn sie ihm gegenübersaß, wirkte sie nicht mehr wie ein Knochengerüst im dicken Pullover.
    Im Frühjahr war sie schon fast wieder so, wie sie vor der Zeit
    mit Schramm gewesen war, ein bildhübscher Teenager, der ohne Hemmungen und ohne falsche Scham berichten konnte, wie das daheim gewesen war, früher und jetzt auch noch. Daß Dorothea sie immer verstand und ihr häufig gute Ratschläge gegeben hatte, für den Fall eines Falles. Verhütungsmittel, und wie man mit ihnen umging.

    »Sie waren immer so verklemmt «, sagte sie.

    »Und nachdem Dorothea das Baby bekommen hatte, wurde es noch schlimmer.
    Man durfte nicht

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