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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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die sie selbst in sich entfacht hatte, hätte Ed sie schütteln mögen. So lange schütteln, bis sie zur Vernunft kam. Er setzte sich im Sessel zurecht, ein bißchen aufrechter als zuvor, ein bißchen mehr Autorität. Seine Stimme hatte er wieder unter Kontrolle.
    Sie war ruhig, fest und sicher.

    »Es war nicht richtig, Patrizia, das wissen Sie auch. «

    Sie reagierte nicht gleich. Ed wiederholte den Satz noch einmal und sprach gleich weiter.

    »Kein Mensch kann das entschuldigen oder rechtfertigen, was er getan hat. Niemand, der auch nur ein bißchen Gefühl hat für Recht und Unrecht. Und das haben Sie doch, Patrizia. Sie hatten es jedenfalls, bevor Sie ihn trafen. Er hat Ihnen sehr viel davon weggenommen, aber
    vielleicht ist noch ein Restchen da. Horchen Sie doch einmal in sich hinein. Was hören Sie: Es war ein Verbrechen. Es war brutal und grausam. Und völlig sinnlos. So schlägt nur ein Mensch zu, der Freude daran hat, andere zu quälen. Er ist ein Sadist. Und Sie wissen das, Patrizia. «

    Sie schüttelte den Kopf.

    »Schauen Sie mich an, Patrizia «, verlangte er, als sie den Kopf senkte.

    »Ich habe keinen Grund, Sie zu belügen oder Ihnen etwas vorzumachen. «

    Sie hob den Kopf tatsächlich wieder, aber sie schüttelte ihn immer noch.

    »Sie haben doch gesagt… «

    Ed lächelte sie an.

    »Ich weiß, was ich gesagt habe. Und ich weiß, warum ich es gesagt habe. Um Sie zu schützen, Patrizia.
    Vor ein paar Wochen hätten Sie die Wahrheit noch nicht verkraften können. Jetzt können Sie es, ich werde Ihnen dabei helfen. Nur müssen Sie bereit sein, die Wahrheit zu sehen. Er hat Sie nicht geliebt. Benutzt hat er Sie, soweit Sie ihm nützlich waren. Danach wollte er nur noch, daß Sie sterben. «

    Er hatte mit Absicht so drastisch formuliert. Sie starrte ihn ungläubig an, mit ihrem Kopfschütteln hörte sie gar nicht wieder auf. Biß sich zusätzlich auf die Lippen, flüsterte:

    »Das ist nicht wahr. Er wollte, daß ich auf ihn warte. Er hätte mir nie etwas getan, und er würde mir nie etwas tun. «

    »Das muß er doch auch nicht, Patrizia. Sie hätten es selbst getan. Sie haben es zweimal versucht. Erinnern Sie sich? Und warum haben Sie es getan? Weil er es so wollte. «

    Er lächelte immer noch, ließ sie nicht aus den Augen.

    »Er hat gewußt, daß Sie es tun würden «, behauptete Ed,»er hat Ihnen suggeriert, daß Sie es tun müssen, wenn Sie ihn lieben. Wie war das noch: Die wahre Liebe findet nur im Tod ihre Erfüllung.
    Das ist Unsinn, Patrizia, mit dem Tod ist alles vorbei. Darauf hat er sich verlassen, auf diese Weise wollte er sie loswerden. Und er kannte Sie gut genug, um sich seiner Sache völlig sicher sein
    zu können. «

    Sie starrte ihn immer noch an, stellte das Kopfschütteln ein.
    Sie war jetzt völlig verunsichert, aber auch sehr aufmerksam, wie Ed zufrieden registrierte.

    »Ich mußte verhindern «, sagte er,»daß er sein Ziel erreicht.
    Bisher ist mir das gelungen. Und ich werde auch in Zukunft alles tun, was in meiner Macht steht, um Sie zu schützen, Patrizia, vor sich selbst. Und vor ihm! «

    Es war nicht mehr viel Zeit bis zum Ende der Stunde. Die wenigen Minuten, die ihm noch blieben, nutzte Ed für die wiederholte Versicherung, daß er für sie da war, jederzeit und in jeder Situation. Und daß keine Situation kommen konnte, die er nicht bewältigte.

3. Kapitel
    Ihr eindeutiges Angebot löschte das jungenhaft schelmische Lächeln auf seinem Gesicht innerhalb von Sekundenbruchteilen aus. Ein Ausdruck von Abscheu machte sich darauf breit. Bei ihrem letzten Satz zuckte er sogar leicht zusammen, als hätte sie nach ihm geschlagen. Dann trat er einen Schritt zurück, als müßte er mehr Abstand zwischen sich und sie bringen.

    »Tu mir einen Gefallen, Püppi «, sagte er mit angewidertem Unterton,»red nicht so einen Quatsch daher, das kann ich nicht vertragen. Wenn ich irgendwelche Tricks will, kann ich zu einer Nutte gehen. Mit so einer wirst du dich ja wohl nicht vergleichen. Mir ist scheißegal, was du bei deinem Alten gelernt hast. Vergiß es! Vergiß es, so schnell du kannst. Bei mir erreichst du damit das Gegenteil. «

    Für ein paar Sekunden wußte sie nicht, was sie ihm antworten sollte. Sie starrte ihn an, senkte den Kopf und stammelte:

    »Ich habe es nicht so gemeint, Heiko. Ich wollte dich nicht drängen, ich… es tut mir leid, ich… Es ist doch nur, weil ich… «

    Ein einziger, zittriger Atemzug, dann hob sie den Kopf und schaute ihm direkt in

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