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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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Hoffnungsschimmer. Noch dazu der einzige.
    Nach Dorotheas Erklärung schwiegen sie beide. Als Edmund den Wagen nach knapp einer halben Stunde Fahrt abstellte und neben seiner Schwägerin her auf den Eingang der Diskothek zuging, fühlte er sich einigermaßen ruhig. Immerhin hatte Patrizia eine Waffe bei sich. Das bedeutete, daß sie im Notfall nicht hilflos war.
    Der Gedanke, daß Schramm mit ihr im Schlafzimmer gewesen war, daß der die Pistole an sich genommen hatte, tauchte zwar einmal auf, aber er hielt sich nicht lange. Es war jetzt auch nicht die Zeit für weitere Schreckensvisionen. Dorothea machte mit eisiger Miene deutlich, daß sie nicht daran dachte, noch einmal die Führung zu übernehmen. Jetzt war er an der Reihe. Ein paar Fragen an der Bar, ein paar weitere im Büro des
    Geschäftsführers.
    Wie zu erwarten, arbeitete Gerda längst nicht mehr hier. Sie
    hatte vor fünf Jahren gekündigt und vor vier Jahren geheiratet.
    Manchmal kam sie am Wochenende vorbei, zusammen mit
    ihrem Mann. Winzen hieß sie jetzt. Sogar ihre Adresse war dem Geschäftsführer bekannt. Aber die so einfach nennen, zwei Leuten, die man nicht kannte, die nicht einmal erklärten, warum sie sich für Gerda interessierten…
    Er zierte sich ein wenig. Edmund erklärte etwas von einer gefährlichen Situation. Ein soeben aus der Haft entlassener, psychisch schwer gestörter Mann, der damals gedroht hatte, alle umzubringen, die zu seiner Verurteilung beigetragen hatten.
    Ganz unbeteiligt daran war Gerda auch nicht gewesen. Die Polizei nahm die Lage nicht ernst, das kannte man ja. Aber man konnte doch nicht tatenlos zusehen, man mußte die Frau zumindest warnen. Er bekam die Adresse.
    Es war inzwischen elf vorbei. Dorothea war dagegen, Gerda Winzen jetzt noch einen Besuch abzustatten.

    »Sei vernünftig, Ed. Laß uns zuerst einmal heimfahren, vielleicht ist Patti inzwischen wieder da. Dann tust du ihr bestimmt keinen Gefallen damit, wenn du noch mehr Pferde scheu machst.
    Davon abgesehen, du glaubst doch nicht, daß du auch nur ein Wort aus dieser Frau herausbringst, wenn du sie mitten in der Nacht aus dem Bett klingelst. Womöglich steht ihr Mann direkt daneben, da wird sie dir natürlich gerne Auskunft über einen früheren Liebhaber geben. «

    »Du meinst, sie hatte ein Verhältnis mit Schramm? «

    Edmund war verblüfft, fühlte sich gleichzeitig ein wenig amüsiert. Es war so typisch für Dorothea.

    »Ich denke, er ist verklemmt. «

    Dorothea zuckte mit den Achseln, registrierte zufrieden, daß er den Wagen tatsächlich Richtung Pulheim steuerte.

    »Na, so verklemmt nun auch wieder nicht «, erklärte sie.

    »Mein Gott, Ed, er war dreiundzwanzig! Patti war ihm zu schade. Aber Gerda war eine geschiedene Frau. Ich kann nicht beschwören,
    daß er ein Verhältnis mit ihr hatte, aber ich würde eine Wette darauf eingehen. «

    Es war ein bißchen mehr als nur Hoffnung. Wenn Dorothea recht hatte… Vielleicht hatte Schramm sich nach seiner Entlassung doch zuerst bei Gerda gemeldet. Vielleicht war sie die Person, nach der die Polizei vergeblich gesucht hatte. Hatte die Beute in Empfang genommen, in Ruhe abgewartet, bis die erste Aufregung sich legte, und war dann zu einem Hehler gegangen. Vielleicht erst zwei Jahre später, als sich kaum noch jemand an den Überfall, geschweige denn an die Fotos erinnerte, die die Polizei vorgelegt hatte.
    Und dann hatte Gerda ihren Anteil genommen – Schramm
    hatte ihr gesagt, wieviel sie nehmen durfte –, ihre Arbeit gekündigt, einen netten Mann kennengelernt und geheiratet. Es klang logisch. Und elf Uhr nachts war keine Zeit für einen Freitagabend. Da gingen die Leute alle später ins Bett, da mußte man niemanden aus dem Schlaf klingeln. Edmund hielt
    Ausschau nach einer Möglichkeit zum Wenden.

    »Wir werden Gerda Winzen sofort besuchen. Nicht erst morgen früh. «

    Sie hatten Glück. Oder Edmund recht mit seiner Vermutung.
    Das Ehepaar Winzen lag noch nicht im Bett und war sogar bereit, zwei Fremde in die Wohnung zu lassen. Eine
    bescheidene Wohnung, sie lag im dritten Stock eines
    Hochhauses. Drei Zimmer, Küche, Bad, ein schmaler Flur.
    Nichts deutete auf Wohlstand hin, nirgendwo gab es Anzeichen dafür, daß Gerda Winzen vor Jahren ihren Anteil an der Beute kassiert hätte.
    Ihr Mann öffnete ihnen die Tür. Und während sie ihm durch den schmalen Flur zum Wohnzimmer folgten, machte Dorothea mit ein paar beredten Zeichen deutlich, daß sie nicht daran dachte, das Wort zu führen.
    Auch

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