Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
Vom Netzwerk:
zuckte mit den Achseln, machte mit der Hand eine
    wegwerfende Bewegung und grinste dabei wie ein
    unbekümmerter Junge.

    »Ist schon sicher genug. Mußt ja nicht durchs ganze Haus brüllen, während wir raufgehen. Und oben machen wir halt die Tür hinter uns zu. Dann können wir uns auch unterhalten. Das hören die da oben nicht, garantier’ ich dir.
    Oder hast du keine Lust, mit mir zu essen? «

    Sein Lächeln ging in ein breites Grinsen über.

    »Ist zwar nur
    ’ne Suppe aus der Dose, aber trotzdem. Wir stellen uns einfach vor, wir sitzen in so ’nem Nobelschuppen vor einem erlesenen Menü. Darin sind wir doch immer so gut gewesen. Hm, was meinst du? «

    »Darin waren wir einsame Spitze «, murmelte sie. Nach oben, sich dort ganz frei bewegen können. Natürlich würde er neben ihr bleiben, aber trotzdem. Sie nickte. Und dann stellte sie sich vor, es wäre Eddi, der da vor ihr stand. Das Essen gestern abend, Eddis Zufriedenheit. Und seine Hände. Sie hatte ihm immer stundenlang zusehen können, wenn er sie bewegte, diese
    sparsame Gestik. Und die eigenen Gedanken dabei. Feinfühlige Hände, starke Hände, großartige Hände. Und gestern abend hatten sie auf ihren Hüften gelegen.
    Daran dachte sie, als sie neben Schramm die Treppe
    hinaufstieg. Da war es seine Hand auf ihrer Hüfte. Er hatte ihr einen Arm um die Taille gelegt. Als sie die Diele erreichten, erkundigte er sich, wie das vorhin gewesen sei mit dem Dicken im Keller.

    »Püppi, wenn er dir dumm kommt, du sagst mir das auf der Stelle. Nur keine Hemmungen. Er ist ja so ganz in Ordnung, aber manchmal, na ja, er war halt auch seine Zeit im Knast. Da kriegt er manchmal so ’n Rappel und quatscht ’ne Menge dummes Zeug. Wird Zeit, daß er ’ne Frau in die Finger kriegt.
    Na, wenn wir das hier geschafft haben, kann er sich mal richtig austoben, da kann er sich drei auf einem leisten. Bis dahin muß er sich halt am Riemen reißen. Er würd’ dich nicht anfassen, würd’ er nie riskieren. Aber ich will auch nicht, daß er dich blöd anquatscht, okay? «

    Er blieb neben der weißen Mauer stehen, den Arm immer noch um ihre Taille gelegt. Er schaute sie an, ganz ernst, ein bißchen besorgt, wie es schien. Über seine Schultern hinweg schaute sie direkt auf den Stuhl, auf dem er bei ihrer Ankunft ihren Mantel und die Handtasche abgelegt hatte. Jetzt war der Stuhl frei. Es beruhigte sie irgendwie, wirkte so natürlich und normal. Er hatte nicht nur ihren Koffer in eins der Zimmer gestellt.

    »So empfindlich bin ich nicht «, antwortete sie.

    »Und wenn du mir sagst, daß er mich nicht weiter belästigt, ist das in Ordnung. «

    Der Dicke stand in der Küche am Herd, als sie eintraten. Das Licht brannte, der Rolladen vor dem Fenster war herabgelassen.
    Und kein Zipfel von ihrem Koffer. Dann blieb nur noch das Wohnzimmer. Oder einer der Räume im ersten Stock!
    Der Dicke war dabei, drei Teller zu füllen. Zwei davon brachte
    er zum Tisch, während Schramm ihr den Stuhl am Kopfende des Tisches zurechtschob.

    »Setz dich, Püppi, guten Appetit. «

    Er selbst setzte sich neben sie an die Längsseite. Der Dicke kam mit dem dritten Teller an, stellte ihn ab, griff nach der Lehne eines Stuhls. Schramm schüttelte den Kopf.

    »Ist vielleicht besser, wenn du dich damit ins Wohnzimmer verziehst. Es gibt bestimmt noch ’nen Zeichentrickfilm. «

    Und zu ihr:

    »Er mag Zeichentrickfilme besonders gern. «

    Dann wieder zu dem Dicken:

    »Aber bevor du dir die Wampe vollschlägst, bringst du denen was rauf. Und sorg dafür, daß die Frau ißt. Das läuft hier nicht mit Hungerstreik. «

    Und wieder zu ihr:

    »Heut’ mittag hat sie nichts angerührt. Sie ißt erst wieder, wenn wir ihr klipp und klar sagen, wann wir verschwinden, meinte sie. «

    Er stieß die Luft aus und hob die Schultern an.

    »Schadet ihr wahrscheinlich nichts, wenn sie mal ’ne Mahlzeit ausfallen läßt. Aber ’nen Dauerzustand sollten wir nicht daraus machen. Was meinst du, Püppi, wie lange brauchen wir? «

    Sie hatte ganz plötzlich wieder ein ungutes Gefühl. Irgendwie klang seine Stimme anders. Nicht lauernd, nicht schärfer, nur anders, künstlich, irgendwie falsch.

    »Ich weiß nicht, Heiko, ein paar Tage, schätze ich. Wenn es nicht zu aufwendig werden soll. «

    »Ein paar Tage «, murmelte er, fügte etwas lauter hinzu:

    »Hast du mir nich’ damals erzählt, daß der Alte über ’n Monat an dem Kram gesessen hat?! «

    Der Dicke hatte sich bislang nicht von der Stelle

Weitere Kostenlose Bücher