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Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
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sich beruhigte. Sie hörte den Dicken im gegenüberliegenden Raum rumoren. Was machte der da? Wie lange brauchte der denn, um nach Eiern zu suchen?
    Frau Retling hatte ihre Vorräte übersichtlich gelagert. Er wartete auf sie, lauerte darauf, daß sie aus der Toilette kam. Aber anfassen würde er sie nicht, das würde er nicht wagen.
    Wenn sie Eier will, kriegt sie welche. Offenbar war ihm daran gelegen, sie bei Laune zu halten. Nun ja, er brauchte sie. Sie vermutlich mehr als den Dicken. Sie drückte die Wasserspülung der Toilette, wusch sich noch die Hände, dann drehte sie den Schlüssel wieder um, öffnete die Tür und trat in den Gang hinaus.
    Der Dicke hantierte im Vorratsraum mit Konservendosen, tat so, als würde er die Etiketten lesen. Er drehte sich zu ihr um, grinste. Immer das gleiche fettige, schmierige Grinsen.

    »Patrizia «, sagte er, ließ ihren Namen genüßlich über die Zunge rollen.

    »Das dauert noch ’n Moment mit der Suppe. Der Chef kocht selbst, aber mit Eiern können wir nicht dienen.
    Dürfen’s auch Würstchen sein? «

    Als sie ein kurzes Nicken andeutete, leckte er sich über die Lippen.

    »Dacht’ ich mir. Eins oder zwei? «

    Er schien gar nicht damit zu rechnen, daß er darauf eine Antwort bekam, die gab er sich gleich selbst.

    »Zwei in die Suppe und eins zum Nachtisch.
    Umgekehrt wär’s mir lieber, aber mit seinen Sachen ist der Chef sehr eigen. «

    Wenn dieses ekelhafte Grinsen nicht gewesen wäre. Das war wie ein Keil im Gehirn, blockierte den normalen Ablauf dort oben, ließ keinen vernünftigen Gedanken durch.

    »Wirst dich allerdings mit dem Nachtisch gedulden müssen «, sagte der Dicke,»der Chef mag’s feierlich. Heute wird das nix mehr. Also, mal ganz unter uns, manchmal ist er nicht ganz
    dicht. «

    Dabei bewegte er eine Hand vor seiner Stirn, als wolle er dort etwas festdrehen.

    »So was Leckeres wie dich läßt man doch nicht unnötig warten. «

    Die Zunge gehorchte ihr noch.

    »Heiko weiß, was er tut «, erklärte sie bestimmt. Dann ließ sie ihn stehen, betrat die Werkstatt und ging gleich zur Esse, griff nach dem Brenner und dem Feuerzeug. Aber der Dicke belästigte sie nicht weiter, er stieg die Treppe hinauf. Ob er den Koffer einfach nur in eins der Zimmer gestellt hatte? Ob sie es wagen konnte, ihn danach zu fragen? Nein, das würde ihn mißtrauisch machen. Jetzt hing alles von Ed ab.

    Edmund schaute noch einmal an der schmutzigen Hausfassade hoch, ehe er in den Wagen stieg. Von innen öffnete er die Tür für Dorothea. Sie stieg ebenfalls ein, griff nach dem Sicherheitsgurt und schimpfte dabei los.

    »Du weißt schon, wie du sie zum Reden bringst. Machst du das bei deinen Patienten auch so? Stehst einfach da und bringst die Zähne nicht auseinander? «

    »Vielleicht weiß sie wirklich nicht, was er vorhatte. «

    »Vielleicht «, brummte Dorothea.

    »Und was jetzt? Hast du noch so eine brillante Idee. Oder willst du lieber heim und erst einmal eine Nacht darüber schlafen? Vielleicht haben sich die Dinge morgen früh ganz von alleine geregelt. «

    »Hör auf «, fuhr Edmund sie an.
    Dorothea schwieg tatsächlich für ein paar Sekunden, während er den Motor startete und den Wagen auf die Straße lenkte.
    Dann begann sie von neuem.

    »Eines sage ich dir, mein Lieber, wenn Patti eine Dummheit macht, ich werde keine Sekunde zögern und aller Welt erklären, daß du sie dazu veranlaßt hast mit deiner Hetzkampagne. «

    Ihre Stimme klang, als sei sie den Tränen nahe. Edmund
    verlangte noch einmal:

    »Hör auf! Denk lieber nach. Du hast ihn damals gekannt. Wie gut, will ich gar nicht wissen. Aber was weißt du sonst noch, außer, daß er bei seiner Mutter wohnte?
    Irgendwelche Bekannten? Gerda! Was ist mit Gerda? Wer ist das überhaupt? «

    Es war ganz einfach. Dorothea erklärte es ihm. Gerda, einen Familiennamen kannte sie nicht, war die Frau, die Schramm damals auf seinen Fahrten nach Amsterdam begleitet hatte.
    Patrizia hatte den Namen einmal erwähnt, sogar noch etwas mehr. Daß Gerda in der Diskothek arbeitete, in der sie Schramm kennengelernt hatte. Und da gab es nur eine Möglichkeit. Aber die war mehr als vage.
    Sie glaubten beide nicht so recht daran, nach sieben Jahren noch viel über die Frau in Erfahrung bringen zu können. Und selbst wenn, es war kaum anzunehmen, daß Schramm sich in den letzten vierzehn Tagen bei Gerda gemeldet und mit ihr über seine Pläne gesprochen hatte. Aber es war ein Anhaltspunkt, ein winziger

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