Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Augen Rasputins

Die Augen Rasputins

Titel: Die Augen Rasputins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Hammesfahr
Vom Netzwerk:
den Mund damit auszuspülen. Um diesen Geruch loszuwerden, der sich wie ein Pelz auf der Zunge verteilt hatte. Danach setzte sie sich nicht wieder auf den Stuhl. Sie hätte sich auch nicht mehr aufrecht halten können. Es war ein Gemisch aus Erleichterung,
    Verzweiflung und Furcht, eine Spur Hoffnung darin. Ed würde nachdenken, er würde begreifen, was sie für ihn aufgeschrieben hatte. Er mußte es begreifen. Er mußte kommen, er würde kommen, ganz bestimmt. Es hing doch jetzt alles von ihm ab!

    Edmund fuhr Dorothea zurück zum Haus seines
    Schwiegervaters, ging noch kurz mit hinein. Paul saß auf der Couch und schaute ihnen gespannt entgegen. Es gab nichts zu erklären, nur ein Schulterzucken. Und die Bitte:

    »Kann ich deine Pistole haben? «

    Paul starrte ihn an. Aus Dorotheas Augen schossen Eiszapfen eine Zurechtweisung ab. Halt bloß den Mund, du Idiot, du weißt doch, wie er ist.

    »Meine ist nicht in Ordnung «, sagte Edmund. Er war müde, richtig erschöpft.

    »Der Abzug klemmt. Ich wollte sie schon vor Monaten zur Reparatur bringen, aber ich bin nicht dazu gekommen. «

    Jetzt nickte Paul.

    »Da muß ich mal nachsehen. Ich weiß im Moment nicht, wo ich das Ding hingelegt habe. Aber die ist in Ordnung, darauf kannst du dich verlassen. «

    Dann kam noch ein grimmiges

    »Schieß das Schwein über den Haufen «, hinterher.
    Erst mal finden, dachte Edmund.
    Dann fuhr er heim. Es ging auf Mitternacht zu, als er das Haus betrat. Für einen winzigen Moment hoffte er darauf, daß sie daheim war. Verwirrt, völlig verstört, weinend, schluchzend, verzweifelt. Ich habe ihn getötet, Eddi.
    Es war niemand daheim, und er war wirklich sehr müde.
    Konnte nicht einmal mehr denken. Es gab auch nichts mehr zu denken. Sie hatte ihn nicht getötet. Der Himmel allein mochte wissen, warum sie die Waffe überhaupt mitgenommen hatte.
    Vielleicht, um sie diesem Scheusal in die Hände zu drücken?
    Hier, mein Schatz, vielleicht kannst du sie gebrauchen!
    Es war eine furchtbare Nacht. Die Vorstellung, daß Patrizia jetzt in einem Bett lag, nicht allein, neben sich diesen Dreckskerl. Daß sie schlief, zufrieden, erschöpft von der Raserei, in die der Schweinehund sie versetzt hatte, verfolgte ihn bis zum Morgen. Als er aufstand, hatte er das Gefühl, überhaupt
    nicht geschlafen zu haben.
    Noch vor neun erschien Dorothea. Sie wirkte bedrückt, ganz anders als noch in der Nacht, stiller und kleiner. Obwohl Edmund selbst sehr deprimiert war, das entging ihm nicht.
    Dorothea folgte ihm in die Küche. Er hatte noch nicht gefrühstückt hatte auch keinen Appetit, hatte bisher nur so dagesessen. Dorothea brühte Kaffee auf, rauchte eine Zigarette, während das Wasser durch den Filter lief, und noch eine, während sie die erste Tasse trank. Bis dahin hatten sie kaum ein Wort gesprochen.
    Als die Tasse leer war, hob Dorothea den Kopf und erklärte leise:

    »Ich war noch mal bei seiner Mutter. Ich dachte mir, wenn ich allein hingehe, erreiche ich vielleicht etwas. «

    Edmund antwortete ihr nicht, hob nur kurz die Schultern an und starrte dabei in seine Tasse. Der Kaffee war sehr stark.
    Patrizia brühte ihn nie so stark auf. Patrizia…
    Dorothea legten eine Hand auf die seine.

    »Ed, ich… «

    Sie brach ab, wurde ungehalten.

    »Mein Gott, ich weiß, wie schlimm das für dich ist. Aber ich… Also, ehrlich gesagt, ich hatte dich für etwas stärker gehalten. «

    Er sich auch. Es war nur die Vorstellung, daß Patrizia mit diesem Kerl schlief, bereits mit ihm geschlafen hatte. Und wenn sie in der nächsten halben Stunde zur Tür hereinkommen sollte, er wußte einfach nicht, wie er darauf reagieren, wie er sich dann verhalten würde. Einen Tag und eine Nacht mit diesem Hund zusammen. Und daß sie ihren Betrug selbst nicht so recht verkraftete, daß sie nicht zu Eddi kam, sondern zu Ed. Daß sie auf Verständnis hoffte.
    Dorothea sagte etwas, er hörte nur mit halbem Ohr hin. Der Kaffee war wirklich viel zu stark. Er fühlte jeden Schluck wie einen Stein im Magen. Und Dorothea sprach von ihrem Erfolg, erhoffte sich wohl ein Lob von ihm, zumindest einen
    anerkennenden Blick.

    Warum erhofften sich nur immer alle etwas von ihm? Was dachten sie denn, wer er sei? Gottvater, gütig und gerecht, alles verstehend und alles verzeihend?
    Dorothea hatte Schramms Mutter tatsächlich zum Reden
    gebracht. Etwas von Bedeutung hatte sie nicht erfahren. Aber sie sah das anders. Als ob es nicht wichtig gewesen wäre, daß Schramm in den

Weitere Kostenlose Bücher