Die Augen
wussten Sie, dass es Blut war?«
»Ich habe es gesehen! Ich habe es gerochen!«
Sie wollte nicht, dass er sich zu sehr aufregte, deshalb versuchte sie es anders. »Haben Sie ihn gesehen, als er bei dem Haus ankam, David? Haben Sie sein Auto gesehen?«
Mit einer Hand drückte Robson seinen Matchbeutel noch enger an die Brust, während er die freie Hand hineinsteckte und einen rostigen Schlüsselbund herauszog. »Glauben Sie, die hat er fallen lassen? Ich glaube, er hat die hier fallen lassen. Ich werd’ sie ihm geben, wenn er mich holen kommt, und vielleicht lässt er mich dann in Ruhe. Glauben Sie, er lässt mich dann in Ruhe? Er mag Schlüssel.«
Jennifer warf Kendra einen Blick zu. Die FBI-Agentin hatte leicht die Stirn gerunzelt und betrachtete Robson. Jennifer wandte ihre eigene Aufmerksamkeit wieder dem Mann zu, während sie sich fragte, ob sie die richtigen Fragen stellte. Das wusste man nie, nicht bei einem Zeugen wie diesem.
»Das Auto, David. Haben Sie es gesehen?«
Er starrte die Schlüssel in seiner Hand an, dann ließ er sie wieder in die Tasche fallen und wühlte nochmals darin. »Sie war hier, genau hier, das weiß ich.«
»David, haben Sie das Auto gesehen?«
»Was? Oh. Er hat die jungen Hunde aus dem Kofferraum geholt.«
»Das haben Sie gesehen? Welche Farbe hatte das Auto, David?«
»Schwarz. Schwarz wie das Innere der Hölle. Und verdammt groß war die Karre. Vielleicht ein Lincoln, ich weiß nicht.«
Jennifer atmete tief durch und hakte vorsichtig nach. »Also hat er den Sack mit den jungen Hunden ins Haus getragen. Hatte er den Sack noch bei sich, als er wieder herauskam, David?«
»Den Sack hatte er. Aber der war leer. Er hatte die kleinen Hunde ertränkt und sie dagelassen. Hab ich Ihnen doch gesagt!«, fuhr er sie unvermittelt an.
»Tut mir Leid, David, das hatte ich vergessen.« Sie hielt inne, dann fuhr sie fort: »Sie wissen, wer das war, oder? Sie wissen, wer der Geist war?«
Aus den Tiefen seiner Kehle drang erneut ein leiser Angstlaut. »Tot. Sie haben gesagt, er ist tot, aber der Teufel kann nicht sterben. Ich weiß, dass er der Teufel ist. Ich weiß es! Ich hab ihn ein Mal gesehen. Hab gesehen, wie er sie angesehen hat, und da war nichts in seinen Augen. Nichts. Warum war das so?«, wollte er plötzlich von Jennifer wissen, Verzweiflung in der Stimme. »Warum war da nichts?«
»Ich weiß es nicht, David. Vielleicht wenn Sie mir sagen, wer er ist …«
»Nein! Wenn ich Ihnen das sage, wird er es wissen. Er hat es immer gewusst, immer. Hat mich immer beobachtet und gelächelt. Hat immer gewusst, wenn ich den Code verwechselt hatte.« Der Blick seiner glanzlosen Augen sprang hin und her zwischen Jennifer und Kendra, besorgt, furchtsam, zunehmend verängstigt. »Ich bin ein guter Programmierer. Jawohl. Er wusste das, auch wenn er dafür gesorgt hat, dass man mich feuert.«
»David …«
»Sie werden ihm sagen, dass ich hier bin, stimmt’s? Sie werden ihm helfen, mich zu erwischen.«
»Nein, David, wir wollen nur …«
Es geschah entsetzlich unvermittelt. Der Matchbeutel fiel zu Boden, und Robson hielt eine Pistole in seiner stark zitternden Hand. Es war reiner Zufall, dass sie überhaupt auf etwas gerichtet war, als sie losging.
Jennifer reagierte, instinktiv warf sie sich ihm entgegen und war sich dabei verschwommen bewusst, dass auch Kendra sich bewegte. Doch sie waren beide um ein weniges zu weit von ihm entfernt und um einen Herzschlag zu langsam in ihren Reaktionen.
Die Kugel durchbohrte den Ärmel von Jennifers Mantel und warf Kendra rückwärts gegen die Wand.
Gegen acht hörte John die Dusche, und als Maggie wieder herauskam, hatte er die Suppe fertig. Sie schien ihm zerbrechlicher denn je, hatte auch nach dem Schlafen noch schwach sichtbare violette Schatten unter den Augen, und die Schultern wirkten viel zu angespannt.
Er konnte immer noch eine dünne rote Linie quer über der Kehle sehen.
»Sie hätten nicht bleiben müssen«, sagte sie irgendwann.
»Essen Sie Ihre Suppe auf.«
Maggie blickte ihn an, die goldenen Katzenaugen ernst, dann tat sie schweigend, wozu er sie aufforderte.
»Jetzt verstehe ich, warum sie nach Christinas Tod nicht durch ihre Wohnung gegangen sind«, sagte er plötzlich. »Weil sie dort gestorben ist. Weil Sie das gespürt hätten.«
»Ja. Ich war mir nicht sicher, ob das passieren würde, ob ich alles fühlen würde, aber die Möglichkeit bestand, zumal ich … ich sowieso schon etwas von dem gespürt hatte, was sie
Weitere Kostenlose Bücher