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Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
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…«
    »Wir brauchen wirklich nicht darüber zu reden«, sagte sie. »Über nichts davon. Zu viel ist passiert, als dass wir beide uns im Augenblick noch irgendeiner Sache sicher sein könnten.«
    Diesmal zögerte er nicht. »Ich bin mir meiner Gefühle sicher. Ich bin mir bloß nicht sicher, was Sie empfinden. Ich meine …« Sie sah ihn an. Er schüttelte den Kopf und war sich schmerzlich bewusst, wie linkisch er agierte – wie ein Teenager, der zum ersten Mal dem Mädchen gegenübersteht, das ihm so wahnsinnig wichtig ist, dass jedes ausgesprochene Wort eine beängstigende Bedeutung erlangt. »Maggie, sie spüren die Gefühle anderer, den Schmerz anderer so stark. Ich kann nicht anders, ich frage mich, ob Sie noch genug Kraft übrig haben für … Ihre eigenen Gefühle.«
    Sie war sichtlich überrascht, ein wenig verwirrt, wenn nicht gar beunruhigt. Doch sie wich der Frage nicht aus. »Manchmal ist es leichter, allein zu sein.«
    »Weil da zu viele fremde Gefühle sind? Weil Sie Frieden finden, wenn Sie allein sind?«
    »Ist das so falsch?«
    John zögerte, dann beugte er sich vor und strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht, wobei er seine Hand ein wenig an ihrem Gesicht verweilen ließ. »Gott weiß, ich kann Ihnen das nicht verdenken. Aber es ist ein unausgewogenes Leben. Sie haben es selbst gesagt, Maggie – im Leben geht es ums Gleichgewicht. Wie können Sie unentwegt von sich geben, Ihre Energie und Ihr Mitgefühl – und Ihre Empathie – geben, ohne sich wenigstens manchmal auch selbst etwas zu nehmen?«
    »Weil es nicht so einfach ist.« Ihr Blick war fest, doch sie hatte einen verletzlichen Zug um den Mund.
    »Ich möchte Sie bitten, zu geben und zu nehmen.«
    Sie nickte halb, zum Zeichen der Zustimmung, doch auch, weil sie offensichtlich die Berührung seiner Hand auf ihrer Haut bei dieser Bewegung genoss. »Menschen tun das. Es ist nur gerecht. Ich weiß … ich weiß bloß nicht, wie viel ich im Augenblick geben kann.«
    »Und wenn ich sage, was Sie auch geben, es genügt?«
    »Das würde ich Ihnen wohl nicht glauben.« Sie atmete tief durch. »Es spielt sowieso keine Rolle. Wir würden gar nicht so hier beieinander sitzen, wenn Sie das, was heute passiert ist, nicht so erschüttert hätte.«
    »Von wegen!« John ließ ihr keine Gelegenheit zu widersprechen. Er zog sie einfach in seine Arme und küsste sie.
    Maggie hatte sich beinahe von dem Tage an, an dem sie John kennen gelernt hatte, gesagt, wenn es hierzu käme, würde sie in der Lage sein, dem ein Ende zu setzen. Ganz leicht – sie würde einfach nein sagen. Ihm sagen, dass sie das nicht wollte, ihn nicht wollte. Ihm sagen, dass sie nicht im Mindesten daran interessiert war, sich einen Geliebten zuzulegen, vielen Dank. Selbst wenn es gar nicht Liebe wäre, selbst wenn es nur Begehren wäre. Leidenschaft war sehr eindeutig und sehr sicher etwas, das sie in ihrem Leben nicht benötigte.
    Sie war sich dessen total sicher gewesen.
    Sie hatte sich total geirrt.
    Zu ihrer Überraschung ging es dabei ebenso sehr um Wärme wie um Leidenschaft, um die für einen Menschen lebenswichtige Berührung von Haut an Haut. Ihr so häufig und so lange von den Schmerzen anderer Menschen gemarterter Körper sehnte sich nach der heilenden Wärme seines Körpers, nach dem Vergnügen, das er ihr bereitete, indem er sie einfach nur berührte. Und ihre müde Seele sehnte sich nach der Nähe, der Intimität, die er ihr bot.
    Darin lag kein Schmerz, keine Furcht, keine Dunkelheit. Hier war nichts als freudige Erregung und das sichere Wissen dass manche Dinge wirklich vorherbestimmt waren.
    Sie wusste nicht, ob sie sich selbst bewegt hatte oder er – sie fand sich auf seinem Schoß wieder, die Knie zu beiden Seiten seiner Hüften. Sein Haar fühlte sich seidig an, sie spürte seinen Mund hungrig und drängend auf ihrem Mund. Sie spürte seine Hände, die unter ihren Pulli schlüpften und ihre Haut berührten, spürte sie langsam aufwärts gleiten. Als sie sich auf ihre Brüste legten, entwich ihr ein leiser Laut des Begehrens, der sie beinahe verlegen machte. Beinahe.
    John beugte sich gerade so weit zurück, dass er sie ansehen konnte, seine Augen hatten sich zu Smaragdgrün verdunkelt, sein Blick war so intensiv, dass sie nicht wegsehen konnte. »Gib einfach, was du kannst, Maggie«, sagte er mit rauer Stimme. »Ich schwöre dir, ich werde dich nicht verletzen.«
    Sie berührte sein Gesicht mit beiden Händen, beinahe so, als wäre sie blind und wäre auf ihre

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