Die Augen
empfindsamen Fingerspitzen angewiesen, um zu »sehen«. Sie berührte seinen Mund, dann folgte sie mit den Lippen, reizte ihn, eroberte seine Lippen. »Das habe ich auch nicht befürchtet.«
Donnerstag, 8. November
Wie vorhergesagt nahm der Regen nach Mitternacht noch an Heftigkeit zu, und der Wind heulte und stöhnte wie etwas Einsames und Verlorenes.
Maggie hatte nichts dagegen. Ihr von Lampen erhelltes Schlafzimmer war warm und friedlich – zumindest im Augenblick –, und sie entdeckte gerade für sich, wie gut es sich anfühlte, in einem vertrauten, friedvollen Bett neben jemandem zu liegen. Es fühlte sich sehr gut an. Sie wollte daran festhalten, wollte, dass dieser Augenblick ewig währen möge, und das Wissen, dass dies unmöglich war, verlieh ihm eine schmerzliche Süße.
John drehte sich auf die Seite, stemmte sich auf einen Ellenbogen hoch und blickte auf sie hinab. »Du bist sehr still.«
Sie lächelte. »Ich höre dem Regen zu. Ich wünschte, die Nacht könnte ein bisschen länger dauern, als sie dauern wird.«
»Da ist er wieder, dieser Fatalismus«, sagte er, in absichtlich leichtem Tonfall.
»Tut mir Leid. Ein Charakterfehler, fürchte ich. Aber … der Morgen kommt bestimmt, John.«
»Und danach der nächste Morgen, und der danach. Der Morgen ist nicht das Ende, Maggie.«
»Manchmal schon.«
»Nicht diesmal.« Er ließ sich zurückfallen und umschlang sie mit den Armen, sodass er seine Finger in ihrem langen, dichten Haar vergraben konnte. »Ich habe nicht vor, dich zu verlieren.«
Maggie gehorchte ihrem Körper, als sie auf seinen Kuss reagierte – ihre Arme schlangen sich um seinen Hals, ihr Mund war um nichts weniger drängend als seiner. Es war ziemlich beängstigend, dachte sie verschwommen, dass er eine solche Wirkung auf sie hatte, obwohl sie ihn kaum eine Woche kannte. Andererseits – manchmal lag ein ganzes Leben in einer Woche, und manchmal hatte Wissen nichts mit Zeit zu tun.
Zwischen ihnen war nichts von der linkischen Art, die ein neues Liebespaar normalerweise auszeichnete. Keine Fummelei, keine Unsicherheit. Ohne zu fragen, wusste er, was ihr gefallen würde, ebenso wie sie wusste, was ihm Vergnügen bereiten würde. Sie wusste, dass sie einen Schauder des Begehrens hervorrufen würde, wenn sie mit den Fingerspitzen sein Rückgrat entlangfuhr. Doch da waren auch die noch unvertrauten Empfindungen, ausgelöst von der Berührung dieses unerwartet harten und starken Körpers.
Sie wusste, er war ein schweigsamer, leidenschaftlicher Liebhaber, doch daneben entdeckte sie, dass ihre Stimme, die seinen Namen murmelte, ihn ebenso erregte wie eine körperliche Liebkosung. Und gerade, als sie sicher war, dass er ihr unmöglich noch größere Lust bereiten konnte, tat er genau das.
»Für mich ist klar«, murmelte sie viel später, »dass du nicht deine gesamte Zeit mit dem Aufbau deines Geschäftsimperiums verbracht hast.«
John lachte in sich hinein und zog sie enger an sich. »Ein Mann braucht seine Hobbys.«
»Aha. Und du hast dich diesen Hobbys natürlich mit der dir eigenen Energie und Hingabe gewidmet.«
»Natürlich.«
»Tja, das war nicht vergeblich.«
»Danke. Du bist aber auch nicht schlecht.« Er zögerte nur einen Augenblick. »Maggie?«
»Sag es nicht, okay?« Sie sprach leise.
Er schwieg einen Moment, dann murmelte er: »Weil du es schon weißt.«
»Weil ich es nicht hören muss. Nicht jetzt. Später … wenn alles vorbei ist. Sag es mir dann, okay?«
Zur Antwort schlang John einfach seine Arme um Maggie und hielt sie fest. Hellwach lauschte er dem Wind, der draußen heulte.
19
»Ich finde wirklich, ich sollte John und Maggie anrufen«, sagte Andy.
»Nein, lassen Sie sie schlafen.« Quentin sah auf die große Wanduhr. Ruhelos wechselte er die Sitzposition auf der bequemen Couch im Wartezimmer des Krankenhauses. »Es ist gleich drei. Außerdem können sie sowieso nichts tun.«
Andy beobachtete ihn. »Sie kommt wieder in Ordnung. Sie haben den Arzt doch gehört. Ihr Zustand ist stabil genug für die OP, und er rechnet nicht mit Komplikationen.«
»Und warum dauert das dann so lange?« Quentin sah wieder auf die Uhr und runzelte die Stirn. Er sah abgespannt aus, die Sorge in seinen Augen deutlich sichtbar.
»Er hat gesagt, es könnte Stunden dauern, Quentin, das wissen Sie doch.«
»Ja. Ja.«
Jennifer kam in den Warteraum und fragte sogleich: »Irgendwas Neues?«
»Noch nicht«, erwiderte Andy. »Die OP läuft noch. Was ist mit Robson?«
Sie setzte
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