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Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
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jetzt dorthin gehen?«
    »Warum?«
    Er wollte es ihr nicht sagen, aber er hatte keine andere Wahl. »Die Polizei glaubt, es hat einen weiteren Überfall gegeben, Maggie. Eine Frau wurde vor ein paar Stunden als vermisst gemeldet. Ihr Mann war gerade von einer Dienstreise zurückgekehrt und entdeckte, dass sie fort war und die Eingangstür sperrangelweit offen stand.«
    Völlig reglos blickte Maggie zu ihm hoch. »Da ist noch etwas, stimmt’s? Was noch?«
    Er wollte es ihr wirklich nicht sagen.
    »John! Was?«
    »Sie ist schwanger. Im siebten Monat.«
     
    Hollis blieb auf dem Stuhl am Fenster sitzen, doch nur, weil sie zu erschöpft war, um sich zu bewegen. Über den Überfall zu sprechen, Maggie all die grauenvollen, schmerzhaften Einzelheiten zu erzählen, selbst die, an die sie nicht zu denken gewagt hatte, hatte sie völlig ausgelaugt. Allerdings bei weitem nicht so schlimm, wie sie befürchtet hatte.
    Und ihre psychische Verfassung war weit besser, als sie eigentlich hätte sein dürfen, das wusste sie. Sie verspürte eine eigentümliche innere Ruhe, beinahe … Frieden.
    Wegen ihr.
    »Wegen Maggie?« Mittlerweile schien es ihr beinahe normal, mit dem Fantasieprodukt zu sprechen. Sogar beruhigend.
    Ja.
    »Warum? Bloß, weil sie zugehört hat? Weil sie mitfühlend und verständnisvoll war?«
    Nein. Weil sie dir einen Teil deiner Schmerzen genommen hat.
    Hollis runzelte die Stirn. »Wie meinst du das?«
    Sie hat sie dir genommen. Hat sie in sich aufgenommen, damit es dir nicht so wehtut.
    »Du kannst … du meinst doch nicht etwa, sie hätte wirklich körperlich absorbiert, was ich gefühlt habe?«
    Sie hat eine einzigartige Gabe. Deshalb wollte ich, dass du mit ihr sprichst. Damit deine Heilung beginnen kann.
    »Aber … sie hat es gefühlt? Die ganzen Schmerzen?«
    Ja.
    Hollis war entsetzt. Das hätte sie niemandem gewünscht, und dass Maggie so leiden musste, wo sie doch nur helfen wollte … »Verdammt, warum hast du mich nicht vorgewarnt?«
    Ich konnte dich nicht warnen. Sie auch nicht. Wir wussten beide, dass du mit aller Macht versuchen würdest, jemand anderem nicht solche Schmerzen zuzufügen. Wir wussten beide, dass du ihr nicht sagen würdest, was sie wissen musste, wenn man dich gewarnt hätte, dass es sie verletzt.
    So erregt sie war, begriff Hollis doch eins, und sie war überrascht, dass ihr das nicht vorher klar geworden war.
    »Du kennst sie, nicht wahr? Du kennst Maggie.«
    Ja. Ich kenne Maggie. Ich kenne sie sehr gut.

7
    »Die Spurensicherung knöpft sich dieses Haus Zentimeter für Zentimeter vor, aber bisher ohne Erfolg. Ich habe Leute darauf angesetzt, die Nachbarschaft zu durchkämmen, aber an einem normalen Montag sind die meisten bei der Arbeit oder in der Schule, die Gegend ist also fast ausgestorben – heute jedenfalls.«
    »Wie lange war der Ehemann denn weg?«, wollte John wissen.
    »Seit letzten Donnerstag. Er sagt, auf einer Geschäftstagung an der Ostküste. Er ist heute Morgen wieder in Seattle gelandet, so viel ist sicher. Und ich würde meine Pension darauf verwetten, dass er außer sich ist vor Sorge, ich halte ihn also nicht für verdächtig. Er sagt, er hat sie gestern Abend noch vom Hotel aus angerufen. Die Aufzeichnungen bestätigen, dass er zu Hause angerufen hat und dass es ein längeres Telefonat war, also haben wir vermutlich ein Zeitfenster von zwölf Stunden für ihr Verschwinden. Den Freunden und Angehörigen nach wäre sie nicht einfach weggelaufen …«
    Maggie versuchte, sich auf das zu konzentrieren, was Andy erzählte, doch das war nicht leicht. Das Gespräch mit Hollis, das wider Erwarten so produktiv verlaufen war, hatte sie völlig ausgelaugt. Der Schmerz und die Angst der Frau, die heute zum ersten Mal seit dem Überfall bei Licht und klarem Verstand betrachtet worden waren, waren eine im wörtlichen Sinne offene Wunde gewesen. Davon musste Maggie sich eigentlich erst erholen. Unglücklicherweise hatte sie diesmal weder die Zeit noch die Abgeschiedenheit, die sie dafür benötigt hätte.
    Also tat sie so als ob. Oder versuchte es zumindest.
    »… der Mann sagt, man würde nicht darauf kommen, dass sie schwanger ist. Offenbar eine dieser Frauen, denen man es bis zur Geburt kaum ansieht.«
    » Er weiß es«, hörte Maggie sich sagen.
    Andy sah sie über seinen Schreibtisch hinweg stirnrunzelnd an. »Der Vergewaltiger? Wenn man es ihr nicht ansieht, woher …«
    »Er hat sie beobachtet. Dann wird er gesehen haben, dass sie alles Mögliche für ein Baby

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