Die Augen
die wachsende Panik.
John atmete tief durch und sagte leise: »Wenn Sie durch ein Haus gehen, in dem ein Gewaltverbrechen geschehen ist, sehen Sie dann etwas? Wissen Sie es? Oder spüren Sie es?«
Maggie wiederholte ihre Antwort von vor einigen Minuten: »Warum fragen Sie mich? Sie glauben doch gar nicht, dass es möglich ist.«
»Bisher habe ich nicht geglaubt, dass es möglich ist, aber das heißt doch nicht, dass ich nicht meine Meinung ändern könnte, Maggie. Kurz bevor ich Andy anrief und von Ms Mitchell erfuhr, erzählte mir Quentin, eine weitere Frau sei überfallen worden. Er wusste es.«
»Ich bin sicher, Sie haben es wegerklärt. Er könnte einfach geraten und Glück gehabt haben.« Sie wusste jetzt, wohin sie fuhren. Verdammt. Verdammt .
»Hätte sein können. Aber dann hätte er im Lauf der Jahre ziemlich oft richtig geraten, dann hätte er viel zu oft Dinge gewusst, ehe er sie eigentlich wissen konnte. Und dann sind da noch Sie.«
Gleichmütig sagte Maggie: »Ich bin doch einfach nur übersensibel, das ist alles. Zu viel Fantasie.«
»Das haben Sie wohl schon ziemlich oft in Ihrem Leben gehört.«
»Oft genug.«
»Okay. Aber zumindest bemühe ich mich, aufgeschlossen zu sein. Das könnten Sie mir zugute halten.«
Nach kurzem Zögern sagte sie leise: »Bestimmt benutzen Sie für Ihre Geschäfte Rechenmaschinen und Computer und andere Geräte. Müssen Sie denn bis ins Detail verstehen, wie die funktionieren, damit Sie mit den Informationen und Antworten, die sie liefern, zufrieden sind?«
»Nein. Aber ich muss darauf vertrauen, dass die Informationen, die sie liefern, korrekt und verlässlich sind, und dafür braucht man manchmal zumindest ein gewisses Maß an Kenntnissen. Und Sie sind keine Maschine. Ich möchte Sie wirklich verstehen, Maggie.«
Bedächtig wandte Maggie sich ihm zu und sah ihm fest in die Augen: »Wenn Ihr Freund Quentin es in all den Jahren nicht geschafft hat, Sie zu überzeugen, worauf kann ich dann hoffen? Was er Ihnen sagt, kann zumindest überprüft werden. Vorhersagen können von den Tatsachen untermauert werden, wenn die Vorhersagen eintreffen. Aber was ich mache? Was ich mache, wird eigentlich durch nichts gestützt. Es ist alles subjektiv. Außerdem habe ich wirklich nicht genügend Kraft, auch noch für Sie durch den Reifen zu springen, John. Sagen Sie sich einfach, ich hätte eine eigentümliche Begabung, die ich in einem halben Leben Zusammenarbeit mit der Polizei vervollkommnet habe, und lassen Sie es gut sein. Ich kann Ihnen nichts beweisen.«
»Wirklich nicht?«
»Nein.«
Er fuhr an den Straßenrand und hielt an. Dann sah er sie mit angespannter Miene an. »Ich wüsste eine Methode.«
Sie musste nicht sehen, wo Sie sich befanden.
»Nein. Ich kann es nicht.«
»Weil das Interview mit Hollis Sie zu viel Kraft gekostet hat?«
Sie musste aufrichtig sein. »Nein.«
»Weil Sie sich Ihre Kraft für das Haus der Mitchells aufsparen müssen?«
»Zum Teil.«
Er nickte, als habe sich eine innere Überzeugung bestätigt. »Aber das ist nicht alles. Was ist also mit dem anderen Teil der Antwort, Maggie? Andy hat mir gesagt, dass Sie nach Christinas Tod nicht durch ihre Wohnung gegangen sind. Warum nicht?«
Maggie atmete kurz durch. »Ich habe meine Gründe.« Gründe, die er nicht verstehen würde, geschweige denn glauben.
»Welche Gründe?«
»Persönliche Gründe.«
»Maggie …«
»John, ich werde nicht durch Christinas Wohnung gehen. Nicht heute.«
»Und Sie werden mir nicht sagen, warum.«
Sie schüttelte flüchtig den Kopf, eine kurze, aber endgültige Ablehnung.
»Ich versuche ja, es zu verstehen«, sagte er mit leiser Stimme, als wählte er seine Worte mit Bedacht. »Weil es so eine einfache Frage ist, Maggie – warum hat meine Schwester sich umgebracht? Ich glaube, Sie könnten diese Frage beantworten, deshalb muss ich mich fragen, warum Sie es nicht einmal versuchen. Ist das so viel verlangt? Gehen Sie einfach durch Ihre Wohnung und sagen Sie mir, was Sie sehen. Oder wissen. Oder fühlen.«
Andy legte auf und blickte Jennifer finster an, als sie zu seinem Schreibtisch kam. »Bitte sag mir, dass du was hast«, flehte er.
Sie setzte sich auf einen Besucherstuhl. »Wir haben doch gar nicht erwartet, dass die Spurensicherung irgendwas findet, schon gar nicht so schnell. Also muss etwas anderes an deiner miesen Laune Schuld sein. Oder jemand. Drummond?«
Andys finsterer Blick verdüsterte sich noch. »Ich weiß nicht, ob ich mich auf den Tag,
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