Die Auserwaehlte
der Gefolgschaft des Kriegsherrn erkannte Mara die Lords der Keda, der Tonmargu und der Xacatecas; sie waren es, die zusammen mit Almechos Oaxatucan und den Minwanabi die Fünf Großen Familien bildeten, die mächtigster, im ganzen Kaiserreich. In der nächsten Reihe saß Lord Kamatsu von den Shinzawai zusammen mit seinem zweiten Sohn Hokanu, der inzwischen ein gutaussehendes Profil besaß. Wie die Acoma und die Anasati wurden die Shinzawai in der Rangordnung nur von den Fünf Großen Familien übertroffen.
Mara biß sich auf die Lippe, und die Blätter und Federn ihres Hochzeitskranzes zitterten. Über ihr dröhnte noch immer der Priester; jetzt beschrieb er die Tugenden des Ersten Ehemannes, während die Akolythen die Papierschwerter an Buntos Sänfte mit Perlenketten behängten. Mara sah, wie die roten und weißen Federn seiner Hochzeitsmaske nach unten tauchten, wenn er jede Eigenschaft einzeln anerkannte: Ehre, Kraft, Weisheit, Männlichkeit und Güte.
Wieder ertönte der Gong. Der Priester sprach gemeinsam mit den Akolythen ein Segensgebet. Schneller, als Mara es für möglich gehalten hätte, standen die Mädchen neben der Sänfte auf und halfen ihr beim Aussteigen. Auch Bunto erhob sich, und mit dem Priester und den Akolythen zwischen ihnen verließen sie das Podest und verbeugten sich vor den versammelten Gästen. Dann schritt das Brautpaar in Begleitung von Buntokapis Vater, dem Lord der Anasati, und Nacoya als Erster Beraterin der Acoma sowie dem Priester und den Akolythen aus der Halle und über den Hof zum Eingang des Heiligen Hains.
Dort nahmen die Diener Mara und Buntokapi die Sandalen ab, so daß ihre Füße in Kontakt mit der Erde und so auch den Ahnen der Acoma standen, während die Herrin das Recht zu herrschen an ihren zukünftigen Ehemann übergab. Inzwischen stand die Sonne hoch am Himmel, und auch das letzte bißchen Tau war verdunstet. Die Wärme auf den Steinplatten des Weges fühlte sich unwirklich unter Maras Fußsohlen an, und das helle Vogelgezwitscher vom Ulo-Baum erschien wie das Bruchstück aus einem Kindertraum. Nacoyas Griff an ihrem Arm jedoch war ziemlich fest und kein Tagtraum. Der Priester stimmte ein neues Gebet an, und sie spürte, wie sie plötzlich mit Buntokapi vorwärts ging, eine juwelenbesetzte Puppe an der Seite des sich auftürmenden Federschmucks seiner Hochzeitsmaske. Der Priester verbeugte sich vor seinem Gott und folgte dem Pärchen in den Hain, während er die Akolythen, den Lord der Anasati und die Erste Beraterin der Acoma zurückließ.
Mara folgte verkrampft ihrer vorgeschriebenen Rolle und traute sich nicht zurückzuschauen; hätte das Ritual es erlaubt, ihr Blick wäre auf Nacoyas Tränen gefallen.
Die kleine Gruppe trat aus dem behaglichen Schatten des alten Ulo-Baums und schritt im Sonnenlicht an blühenden Büschen vorbei, durch kleine Tore hindurch und über geschwungene Stege hinweg zum Natami der Acoma. Mit hölzernen Schritten wiederholte Mara den Weg, den sie bereits vor nicht allzu vielen Wochen gegangen war, um ihren Vater und ihren Bruder zu betrauern. Sie verscheuchte jetzt die Gedanken an sie, in der Furcht, ihre Schatten könnten es mißbilligen, daß sie einen Feind heiratete, um ihr Flrbe zu retten. Sie blickte auch den Mann an ihrer Seite nicht an. Seine schlurfenden Schritte verrieten, daß er nicht vertraut mit dem Weg war, und sein Atem kam leicht keuchend hinter dem hellen Antlitz der rot und golden bemalten Nase hervor. Die Augen seiner Maske blickten in starrem Ernst nach vorn, doch die Blicke des Mannes schössen hin und her und saugten alles in sich auf, was ihm schon bald rechtmäßig als Lord der Acoma gehören würde.
Ein Glöckchen läutete leise und forderte das Paar zur stillen Meditation auf. Mara und ihr Bräutigam verbeugten sich vor dem Gott, der auf das Zeremonientor gemalt worden war, und blieben ein Stück dahinter am Rand eines kleinen Teiches stehen. Die Spuren des Attentäters waren längst beseitigt worden und entweihten das grasige Ufer nicht mehr; doch die Priester von Chochocan hatten ein Dach errichtet, das einen Schatten über den uralten Natami warf. Nach einer Reihe von Gebeten und besinnlichen Gedanken erklang wieder das Glöckchen. Der Priester trat vor und legte seine Hände auf die Schultern von Braut und Bräutigam. Er segnete das Paar, besprenkelte sie mit Wasser aus dem Teich und wartete dann schweigend, während die beiden ihre Gelübde ablegten.
Mara zwang sich zur Ruhe, doch niemals zuvor war
Weitere Kostenlose Bücher