Die Auserwaehlte
übernahmen die Käfige. Dann holte er den Elfenbeinstab, das Zeichen seiner Amtswürde, hervor und rief seinen Gott herbei, um die Heirat von Buntokapi und Mara zu segnen. Es wurde still in der Halle, und auch die Fächer in den Händen der Frauen schwiegen. Sie alle, von den geringsten Grundbesitzern bis zum Kriegsherrn in seinem edelsteinbesetzten Gewand reckten ihre Hälse, als der Priester mit dem Stab gegen die Käfige klopfte.
Das Schilfrohr ging etwas auseinander und gab den Vögeln die Möglichkeit, fortzufliegen – entweder in Freude vereint, was als Omen für eine gute Verbindung gedeutete wurde, oder getrennt, zum großen Jammer des Paares auf den Sänften. So kam Chochocans Gunst große Bedeutung zu.
Nacoya schloß die Augen; ihre alten Hände hielten krampfhaft ein Amulett unter ihrem Kinn fest. Bunto verbarg seinen Gesichtsausdruck hinter der in grellen Farben bemalten Maske, doch seine Braut starrte leer in die Ferne; sie sah nichts, als hätte das Ritual im Hain jedes weitere Interesse beiseite geschoben.
Der Gong erklang, und Diener schoben die Papierläden an den Wänden der Halle zur Seite. »Diese Hochzeit sei gesegnet im Angesicht des Himmels«, intonierte der Priester.
Die Akolythen klopften gegen die Käfige, versuchten die Vögel von den Stangen zu drängen. Das Weibchen zwitscherte ärgerlich und schlug mit den Flügeln, während das Männchen sich in die Luft schwang und über der Menge kreiste, um nach einer Weile wieder zu seiner Partnerin zurückzukehren. Er versuchte auf der Stange zu landen, die dem Weibchen am nächsten war, doch sie plusterte sich auf, schlug wütend mit den Flügeln um sich und hackte erbarmungslos nach ihm. Das Männchen zog sich zunächst zurück, doch dann näherte es sich erneut; schließlich schoß das Weibchen in die Luft, ihre gefärbten Flügelspitzen ein Schimmer von Grün. Mit einem lauten Schrei flog sie in die Freiheit, wurde schnell kleiner und verblaßte schon bald im Sonnenlicht. Das Männchen hielt sich an der verlassenen Stange fest. Es plusterte sich auf und schüttelte verärgert den Schnabel. Erwartungsvolle Stille herrschte in der Halle, während er seinen Schwanz putzte und anschließend zur Spitze des Käfigs hüpfte, um sich dort zu erleichtern. Nach einer anstrengenden Minute winkte der Hohepriester mit einer knappen, aber deutlich irritierten Handbewegung einen Akolythen herbei, der das Männchen sichtlich verlegen davonscheuchte. Alle Augen hingen an ihm, als er träge über ihnen kreiste und sich gleich jenseits der geöffneten Tür in ein Blumenbeet fallen ließ, wo er nach Larven pickte.
Ein Rauschen von Brokat und Federn ging wie eine Welle durch die Versammlung. Der Hohepriester räusperte sich; der Stab in seiner faltigen Hand hing schlaff herab. Nach einem Blick auf Buntokapi, der mit steifem Rücken dasaß, meinte er schließlich: »Preiset die Güte Chochocans und achtet auf seine Lektion. Unter seiner Führung mag dieses Paar Gnade, Verständnis und Vergebung finden.« Er räusperte sich wieder. »Das Omen zeigt uns, daß eine Hochzeit Diplomatie erfordert, denn als Mann und Frau müssen dieser Lord und diese Lady nach Einheit streben. Das ist der Wille der Götter.«
Eine angespannte Pause folgte, in der die Akolythen und die Gäste darauf warteten, daß der Priester fortfuhr. Schließlich wurde offenbar, daß er nichts mehr hinzufügen würde, und der Gong erklang. Ein Diener nahm Buntokapi die Hochzeitsmaske ab. Er sah Mara an, die benommen schien; doch über ihren leicht zusammengekniffenen Augen zeigte sich die kaum wahrnehmbare Andeutung eines Stirnrunzelns.
»Tauscht jetzt die Kränze aus«, befahl der Priester, als wäre er besorgt, daß das Paar es vergessen könnte.
Bunto neigte seinen Kopf nach unten, und Mara drückte den etwas verwelkten Festkranz auf seine dunklen Haare. Als er sich wieder aufrichtete, verrutschte er ein wenig, und sie roch Wein in seinem Atem, als er sich vorbeugte, um nun seinerseits sie zu krönen.
Die Falten auf Maras Stirn vertieften sich; das Ritual verlangte, daß während der Zeit, die sie zum Nachdenken im Garten verbracht hatte, der Bräutigam mit seinen unverheirateten Freunden einen kleinen Schluck Wein trank, um auch ihnen Glück und baldige Heirat zu wünschen. Es schien jedoch, daß Bunto und seine Kameraden gleich eine ganze Festtagsflasche geleert hatten; möglicherweise sogar noch ein oder zwei mehr. Verärgert über diese Taktlosigkeit hörte Mara kaum zu, als der
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