Die Auserwaehlte
ihr diese Übung, die sie von den Schwestern Lashimas gelernt hatte, so schwer gefallen. Unter größter Mühe sprach sie mit fester Stimme die Worte, mit denen sie ihr ererbtes Geburtsrecht auf die Herrschaft über die Acoma widerrief. Sie schwitzte, blieb aber stark und hielt sich aufrecht, als der Priester den grünen Schleier abnahm und in der Kohlenpfanne am Teich verbrannte. Er benetzte seinen Finger, tauchte ihn in die warme Asche und malte Zeichen auf Buntos Handflächen und Füße. Dann kniete Mara sich nieder und küßte den Natami. Sie preßte ihren Kopf gegen die Erde, in der die Gebeine ihrer Ahnen lagen, während Buntokapi von den Anasati schwor, sein Leben, seine Ehre und seinen ewigen Geist dem Namen der Acoma zu widmen. Dann kniete er sich neben Mara nieder, die das Ritual mit einer Stimme beendete, die einer Fremden zu gehören schien.
»Hier ruht der Geist von Lanokota, meinem Bruder; Lord Sezu, meinem Vater; Lady Oskiro, meiner Mutter – mögen sie meine Worte bezeugen. Hier liegt der Staub meiner Großväter Kasru und Bektomachan und meiner Großmütter Lamaki und Chenio – mögen sie meine Taten bezeugen.« Sie holte tief Luft und gab ohne Stocken oder Fehler die lange Liste ihrer Ahnen wieder, bis zurück zum Patriarchen der Acoma, Anchindiro, einem einfachen Soldaten, der fünf Tage gegen Lord Tiro von den Keda in einem Duell gekämpft hatte, bevor er die Hand seiner Tochter und den Titel eines Lords gewinnen konnte – wodurch seine Familie auf den zweiten Platz nach den Fünf Großen Familien des Kaiserreiches gelangt war. Selbst Buntokapi nickte respektvoll, denn trotz der außerordentlichen Macht seines Vaters reichte die Blutslinie der Anasati nicht so weit zurück wie die der Acoma. Schweiß rann Maras Nacken hinab. Mit Fingern, die erstaunlicherweise nicht zitterten, pflückte sie eine Blume aus ihrem Kranz und legte sie vor dem Natami nieder – ein Zeichen dafür, daß ihr Fleisch eines Tages wieder zu Erde werden würde.
Das Glöckchen erklang noch einmal; es war ein klagender Ton. Der Priester stimmte ein weiteres Gebet an, und Bunto sprach die vom Ritual vorgesehenen Worte, und er ritzte dann sein Fleisch, bis etwas Blut floß und auf den staubigen Boden tropfte. Mit der Bindung der Ehre, die fester war als die des Fleisches und früherer Verwandschaft, fester sogar als die Erinnerung der Götter, nahm Buntokapi die Herrschaft als Lord der Acoma an. Der Priester entfernte die rotgoldene Hochzeitsmaske der Anasati; und der dritte Sohn des Feindes der Acoma verbeugte sich und küßte den Natami. Mara warf einen Blick zur Seite und sah, wie ihr Ehemann seine Lippen zu einem arroganten Lächeln verzog. Dann verfinsterte sich seine Miene, als der Hohepriester von Chochocan die grüne Hochzeitsmaske der Acoma über die Schultern des neuen Lords streifte.
Mara konnte sich später nicht mehr daran erinnern, wie sie aufgestanden war. Den Weg zurück zum Eingang des Hains nahm sie nur verschwommen war, als wäre es ein Traum, flüchtig wie Vogelgezwitscher. Bedienstete warteten auf sie, wuschen ihre erdverschmutzten Füße und zogen ihr die juwelenbesetzten Sandalen wieder an. Mara ließ es über sich ergehen, während der Lord der Anasati sich formell vor seinem Gastgeber, dem neuen Lord der Acoma, verneigte. Sie weinte auch nicht, als Nacoya ihren Platz einen Schritt hinter Buntokapi einnahm. Benommen von dem Sonnenlicht, das das Gewand des Priesters hell aufblitzen ließ, folgte sie ihnen in die große Halle, um den formellen Teil der Hochzcitszeremome zu Ende zu führen.
In der Halle war es mittlerweile warm geworden. Die edlen Damen wedelten sich mit Fächern aus bemalten Federn Luft zu, und die Musiker, die sie unterhalten hatten, wischten ihre schwitzenden Fingerspitzen an den Instrumenten ab, als die Bediensteten dem Bräutigam und der Braut in ihre Sänften halfen und sie dann ganz auf das Podest emporhoben, auf dem der Hohepriester und seine Akolythen warteten. Der Priester war jetzt in ein kostbares Obergewand mit Pailletten aus Silber, Gold und Kupfer gekleidet und verkörperte das nimmermüde Auge von Chochocan, dem Guten Gott. Der Gong dröhnte, als er seine Arme über der Brust kreuzte, und ein Junge und ein Mädchen stiegen auf das Podest. Beide trugen einen Käfig aus Schilfrohr, in dem zwei Kiri-Vögel hockten, ein Männchen und ein Weibchen. Ihre schwarzweiß gefleckten Flügelspitzen waren im Grün der Acoma gefärbt.
Der Priester segnete die Vögel, und Akolythen
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