Die Auserwaehlte
geschäftig, die Waffen an seinem Körper festzuschnallen. Während ihr Lord seinen Platz an der Spitze der Kolonne einnahm, erinnerte sich Mara: Dies war keine Armee, über die sie befehlen konnte. Nicht mehr.
Die letzten Männer nahmen jetzt, angetrieben von Buntokapi, ihre Position ein. Wie er da in voller Rüstung stand und die mit Troddeln versehene Scheide für sein Lieblingsschwert an der Seite trug, entsprach der gewöhnlich eher schwerfällige und klobige Lord der Acoma einem typisch tsuranischen Krieger: stämmig, kräftig, mit Beinen, die in der Lage zu sein schienen, ihn im Lauftempo einige Meilen weit zu tragen, und trotzdem noch genug Ausdauer für einen anschließenden Kampf hatten. Mürrisch und brutal in Friedenszeiten, war Buntokapi für den Krieg ausgebildet. Barsch gab er seine Befehle.
Mara lauschte von der offenen Tür ihrer Gemächer. Sie war stolz auf das Spektakel im Hof. Dann trat das Baby wieder zu. Sie zuckte zusammen bei dem kräftigen Stoß der ungeborenen Füße. Als sein Wutanfall wieder aufhörte, war die Garnison der Acoma bereits von dem Gut verschwunden; vierhundert Soldaten, deren grüne Rüstungen im Sonnenlicht glänzten, als sie auf die gleiche Schlucht zueilten, wo Mara mit ihrer Falle Lujan und seine Gesetzlosen in ihren Dienst gebracht hatte.
Still betete sie darum, daß diese Auseinandersetzungen bei der ruhig dahintröpfelnden Quelle sich als genauso günstig für die Acoma erweisen würden wie die erste.
Nacoya erschien ungebeten, um sich um ihre Herrin zu kümmern. Ihre alten Ohren hatten den Lärm nicht überhört, und in ihrer typischen Art brachte sie jetzt ein bißchen Klatsch und Tratsch von den Soldaten, etwas, wonach die junge Frau sich sehnte, was sie aber nicht mehr direkt erfahren konnte. Nachdem sie einen Diener fortgeschickt hatte, um gekühlte Früchte holen zu lassen, drängte sie Mara in die Kissen zurück, und die zwei Frauen machten es sich bequem und warteten. Es war noch früher Vormittag, dachte Mara und warf einen Blick auf die Uhr der Cho-ja auf dem Tisch, an dem ihr Mann weniger als eine Viertelstunde zuvor noch geschrieben hatte. Sie rechnete schnell nach. Die frühmorgentliche Patrouille mußte die vorauseilenden Späher der Banditen entdeckt und ihre Hauptstreitmacht jenseits des Passes ausgemacht haben. Mara entnahm den Neuigkeiten, die Nacoya ihr mitteilen konnte, Zeiten und Orte und rechnete nach. Sie lächelte leicht. Die Diskussion, die sie während der Reise zum Cho-ja-Schwarm zwischen Arakasi und Keyoke entfacht hatte, zeigte jetzt ihre Ergebnisse. Der Supai hatte sich unter anderem für die Notwendigkeit einer frühmorgentlichen Patrouille durch das Gelände westlich des Herrenhauses ausgesprochen, denn es war leicht für die Banditen, in die Berge einzudringen, indem sie den Patrouillen der Acoma im Schutz der Dunkelheit aus dem Weg gingen und dann bei Tageslicht untertauchten. Die um Mitternacht losgeschickten Patrouillen Lujans stellten sicher, daß die Männer bei Tagesanbruch hoch genug in den Bergen oberhalb des Herrenhauses der Acoma waren, um irgendwelche Anzeichen von räuberischen Aktivitäten frühzeitig entdecken zu können. Und der listige frühere Bandit kannte jedes mögliche Versteck zwischen den Grenzen der Acoma und Holan-Qu.
Mara wurde plötzlich müde, denn die Schwangerschaft strengte sie sehr an, und sie lutschte an den süßen Obstscheiben, während die Geräusche der hastig auf die Hügel zu marschierenden Soldaten der Acoma durch die morgenthche Luft wehten. Die Cho-ja-Uhr tickte leise, und das Geräusch wurde schwach, dann schwächer, bis Mara kaum mehr unterscheiden konnte, ob sie wirklich noch etwas hörte oder es sich nur einbildete.
Gegen Mittag goß Nacoya etwas Kräutertee ein und ließ geröstetes Brot und süße Beerenpaste bringen, zusammen mit Obst und Kaj Sung – einer dampfenden Schüssel Thyza mit Gemüse und Nüssen und kleinen Stückchen Flußfisch. Bestrebt, sie zufriedenzustellen, stellte der Koch die Mahlzeiten vor Mara ab, doch sie stocherte nur geistesabwesend in dem Essen herum.
»Lady, habt keine Angst. Euer Lord wird unverletzt zurückkehren«, sagte Nacoya, die jetzt begriffen hatte, daß Mara sich in Gedanken mit ganz anderen Dingen beschäftigte und keineswegs nur träge war.
Mara runzelte die Stirn. »Er muß.« Und für einen kurzen Augenblick gewahrte Nacoya den Hauch von Wut und Entschlossenheit hinter der ansonsten stets ausdruckslosen Maske. »Wenn er jetzt stirbt, war
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