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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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aufrechterhalten, als hätten wir ausreichenden Schutz. Auch unsere entfernteren Besitztümer sind nahezu am Ende und werden nur durch eine List am Leben gehalten – durch alte Männer und unausgebildete Jungen, die in Kriegsrüstungen aufmarschieren. Wir leben wie die Gazen, halten die Luft an und hoffen, daß der Harulth uns nicht zertrampeln wird! Doch diese Hoffnung ist trügerisch. Jeden Tag kann unser Spiel durchschaut werden, und dann wird der Lord, der unseren Untergang will, zu einem brutalen Schlag gegen uns ausholen.«
    Keyoke setzte den Helm auf; langsam und nachdenklich befestigte er wieder den Riemen unter dem Kinn. »Eure Soldaten werden sterben, um Euer Leben zu schützen, Mylady«
    »Genau das, Keyoke.« Nachdem sie einmal damit begonnen hatte, konnte Mara das Gefühl von Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung, das in ihr aufwallte, nicht mehr unterdrücken. »Sie alle werden sterben. Genau wie Ihr und Pape, selbst die alte Nacoya. Dann werden die Feinde, die meinen Vater und meinen Bruder ermordet haben, meinen Kopf und den Natami der Acoma zum Lord der Minwanabi bringen und … die Acoma werden für immer ausgelöscht sein.«
    Schweigend ließ der alte Soldat die Hände sinken. Er konnte den Worten seiner Herrin nichts entgegensetzen, und ihm fiel nichts ein, womit er sie hätte beruhigen können. Mit ruhiger Stimme befahl er den Trägern, sich wieder in Bewegung zu setzen, auf das Herrenhaus zu mit seinen Lichtern und der trostspendenden Schönheit und Kunst, die das Herz des Acoma-Vermächtnisses bildeten.
    Die Sänfte ruckelte leicht, als die Sklaven die unebenen Wiesen verließen und den Kiesweg betraten. Beschämt über ihren Ausbruch löste Mara die Befestigung des Vorhangs wieder, um sich vor den Blicken der anderen zu schützen. Keyoke war einfühlsam genug, um damit zu rechnen, daß sie weinen könnte, und so blickte er starr und förmlich nach vorn. Ehrenvoll zu überleben erschien ihm wie eine unerreichbare Hoffnung, seit Lord Sezu und sein Sohn gestorben waren. Doch um des Wohls seiner Herrin willen, deren Leben er bewachte und schützte, widersetzte er sich der Überzeugung, die inzwischen unter den anderen überlebenden Kriegern verbreitet war: der Gedanke nämlich, die Götter würden dieses Haus mit Mißfallen betrachten, und das Glück der Acoma wäre unwiderruflich im Schwinden begriffen.
    Maras Worte rissen den Kommandeur aus seinen Gedanken. Eine unerwartete Entschlossenheit lag in ihrer Stimme. »Keyoke, wenn ich sterben würde und Ihr würdet mich überleben, was wäre dann?«
    Keyoke deutete auf die Hügel, die hinter ihnen lagen; dorthin hatten sich die Plünderer mit ihrer Beute zurückgezogen. »Wenn ich nicht Eure Erlaubnis hätte, mir mit der Klinge das Leben zu nehmen, würde ich genau wie sie werden, Mistress. Ein Wanderer, herrenlos und allein, ohne Ziel und Identität, ein grauer Krieger ohne Möglichkeit, die Farben eines Hauses zu tragen.«
    Mara schob den Vorhang mit einer Hand zurück, so daß sie durch eine kleine Lücke hinaussehen konnte. »Diese Banditen, sind das alles solche Männer?«
    »Zum Teil. Einige sind gewöhnliche Verbrecher, andere Diebe und Räuber, ein paar Mörder. Viele jedoch sind Soldaten, die ihre Herren überlebten.«
    Die Sänfte bewegte sich jetzt auf den Innenhof des Herrenhauses zu, wo Nacoya mit einigen Bediensteten wartete. Mara fuhr rasch fort: »Sind es ehrbare Männer, Keyoke?«
    Der Kommandeur sah seine Herrin ohne jeden Hinweis auf einen Vorwurf an. »Ein Soldat, der nicht zu einem Haus gehört, kann keine Ehre besitzen, Mistress. Bevor sein Herr starb? Ich vermute, die Grauen Krieger waren einst gute Männer, doch den Herrn zu überleben ist ein Zeichen, daß man das Mißfallen der Götter erregt hat.«
    Die Sänfte war jedoch im Innenhof angekommen, und die Träger setzten sie mit einem kaum wahrnehmbaren Ruck ab. Mara streifte die Vorhänge zurück und ließ sich von Keyoke beim Aussteigen helfen. »Kommandeur, ich möchte, daß Ihr heute nacht in meine Gemächer kommt, sobald Eure Kundschafter von den Hügeln zurückgekehrt sind. Ich habe einen Plan mit Euch zu besprechen, während alle anderen schlafen.«
    »Wie Ihr wünscht, Mistress.« Keyoke verbeugte sich und preßte salutierend die Faust gegen die Brust. Für einen kurzen Augenblick jedoch, als Diener mit Laternen auf sie zueilten, sah sie eine Spur von Anerkennung auf dem vernarbten Gesicht des Kriegers.

    Das Treffen zwischen Mara und Keyoke zog sich bis tief in die

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