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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Bedrohungen und der unsichtbaren Gegenwart ihrer Feinde, beugte die Lady der Acoma den Kopf, während ihre Tränen den Verband an ihrer Hand durchnäßten und in den langsam heilenden Wunden brannten.

    Eine Glocke läutete schwach in der Ferne, das Zeichen für die Sklaven, sich zum Abendessen in ihre Unterkünfte zu begeben. Auch diejenigen, die sich um die Akasi-Beete gekümmert hatten, standen auf und legten ihr Werkzeug nieder. Ihre Herrin saß hinter dünnen Papierläden und stieß die Schriftrollen zur Seite. Sie neb sich über die vom Weinen geschwollenen Augen und rief mit leiser Stimme eine Dienerin herbei, die die Fenster im Arbeitszimmer öffnen und frische Luft hereinlassen sollte.
    Dann stand sie auf. Sie fühlte sich leer und erschöpft, aber der feste Zug um ihre Lippen war bereits wieder zurückgekehrt. Gedankenvoll biß sie sich auf die Lippe und lehnte am polierten Rahmen des Fensterladens. Es mußte neben der Heirat noch eine andere Möglichkeit geben. Sie dachte angestrengt nach, fand aber keine Lösung. Die Sonne stand tief am westlichen Horizont, riesig und golden. Hitzeschieier hingen über den Feldern in der Ferne, und nicht ein einziger Vogel war am grünblauen Himmel über ihr zu sehen. Auf den weißen Steinen verwelkten Akasi-Blätter, die von den Arbeitern abgeschnitten worden waren; sie betonten die Zerbrechlichkeit der schläfrigen Stille, die das Herrenhaus jetzt umgab. Mara gähnte; Trauer und Sorgen hatte sie müde gemacht.
    Plötzlich hörte sie jemanden laut rufen. Aufs höchste alarmiert, schoß sie in die Höhe. Ein paar Gestalten rannten eilig über die Straße auf die Baracken der Wächter zu. Mara wußte, das konnte nur mit schlechten Nachrichten zu tun haben, und so kehrte sie den Fensterläden den Rücken. Genau in diesem Augenblick eilte eine Dienerin in das Arbeitszimmer.
    Hinter ihr folgte ein staubiger und verschwitzter Krieger. Er keuchte noch von der Anstrengung, denn schließlich hatte er in voller Rüstung eine ziemlich lange Strecke zurückgelegt. Ehrerbietig verbeugte er sich. »Mistress, mit Eurer Erlaubnis.«
    Mara spürte, wie sich ein Knoten in ihrem Magen zusammenzog. Es fängt bereits an, sagte sie sich in Gedanken. Trotz ihres tränenverschmierten Gesichts bewahrte sie Haltung. »Sprecht«, sagte sie.
    Der Soldat schlug sich zum Salut mit der Faust gegen die Brust. »Mistress, der Kommandeur schickt Euch folgende Nachricht: Gesetzlose haben die Herden überfallen.«
    »Schickt nach meiner Sänfte. Schnell!«
    »Wie Ihr wünscht, Mistress.« Die Dienerin, die den Soldaten hergeführt hatte, rannte aus dem Zimmer.
    Mara wandte sich an den Krieger: »Bereitet meine Eskorte vor.«
    Der Mann verneigte sich und verschwand ebenfalls. Mara löste das leichte, kurze Gewand, das die edlen Frauen der Tsurani in der privaten Atmosphäre ihres Heims gewöhnlich trugen. Sie warf es einer ihrer Zofen zu, während eine andere bereits mit Reisekleidung zu ihr eilte – sie war länger und unauffälliger im Schnitt. Mara schlang noch einen dünnen Schal um den Nacken, um die unverheilten Stellen zu verbergen, und trat nach draußen.
    Die Sänftenträger warteten bereits schweigend; sie waren nackt bis auf ihre Lendenschurze und schwitzten in der Hitze. Vier Krieger waren bei ihnen; hastig banden sie die Helme fest und rückten die Waffen an ihren Gürteln zurecht. Der Soldat, der geschickt worden war, um Mara zu benachrichtigen, reichte ihr achtungsvoll seine Hand und half seiner Herrin auf die Kissen. Dann gab er den Trägern und der Eskorte ein Zeichen. Die Sänfte schwankte leicht und bewegte sich mit einem Ruck nach vorn, als die Träger der drängenden Situation entsprechend auf die in größerer Entfernung gelegenen Weiden zueilten.
    Die Reise endete weit eher, als Mara erwartet hatte, noch Meilen von den Grenzen ihres Besitzes entfernt. Das war ein entmutigendes Zeichen, denn Banditen wagten sich niemals so weit in das Innere eines Anwesens, wenn die Wachen in regelmäßigen Abständen und ausreichender Anzahl ihre Runden machten. Mara schob die Gazevorhänge zur Seite; ihre Wut ließ die Bewegung ungewöhnlich schroff erscheinen. »Was ist geschehen?«
    Keyoke wandte sich von zwei Soldaten ab, die gerade den Boden nach Spuren absuchten, um etwas über die Anzahl der Plünderer zu erfahren. Seine ledrigen Gesichtszüge ließen nicht erkennen, ob er ihr tränenverschmiertes Gesicht wahrgenommen hatte. Er wirkte sehr beeindruckend, wie er so in der glänzenden Rüstung

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