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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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einen Auftrag: »Laß Keyoke, Papewaio und Jican zu mir kommen.«
    Die beiden Krieger waren bei ihr, noch bevor sie ihre Tasse geleert hatte. Keyoke trug seine glänzendpolierte Rüstung, und auch Papewaio war bewaffnet. Das schwarze Band der Verdammten war so ordentlich an seinem Kopf befestigt wie die Schärpe, an der sein Schwert hing. Wie Nacoya vorausgesagt hatte – er verhielt sich wie ein Mann, der eine ehrenvolle Auszeichnung für besonderen Mut erhalten hatte. Ansonsten war sein Gesichtsausdruck unverändert. In ihrem ganzen Leben gab es nur wenige Dinge, die so beständig waren wie Papewaio, dachte Mara.
    Sie nickte der Dienerin mit der Kanne Chocha zu, und dieses Mal nahm auch Pape einen Becher von dem dampfenden Getränk.
    Keyoke trank davon, ohne seinen Helm abzusetzen; ein sicheres Zeichen, daß er gerade über strategische Fragen nachdachte. »Es ist alles bereit, Mistress. Pape hat die Verteilung der Waffen und Rüstungen vorgenommen, und Befehlshaber Tasido kümmert sich um das Exerzieren. Solange es keinen Kampf gibt, werden Eure Krieger einen überzeugenden Eindruck hinterlassen.«
    »Das ist gut genug.« Zu nervös, um ihre Chocha auszutrinken, legte Mara die schwitzenden Hände in den Schoß. »Jetzt brauchen wir nur noch Jican, damit er den Köder vorbereitet.«
    Genau in diesem Augenblick trat der Hadonra in den Garten. Atemlos und schweißgebadet verneigte er sich, als wäre er in großer Hast hergeeilt. Seine Kleidung war staubig, und er trug noch immer die Tafel, auf der er seine Eintragungen gemacht hatte, als die Needra-Herden auf die Weiden getrieben wurden.
    »Ich bitte um Vergebung für meine unordentliche Erscheinung, Mistress. Auf Euren eigenen Befehl hin sind die Hirten und Sklaven –«
    »Ich weiß, Jican.« Mara schnitt ihm das Wort ab. »Eure Ehre ist nicht gemindert und Euer Pflichtbewußtsein bewundernswert. Nun, haben wir Korn und andere Güter im Lager, um eine Handelskarawane aufzustellen?«
    Der Hadonra, verwirrt von dem Lob und dem völlig unerwarteten Themawechsel, reckte die Schultern. »Wir haben sechs Wagenladungen von Thyza niederer Qualität. Sie wurden zur Needra-Mast zurückgehalten, doch diejenigen, die nicht gebaren, kommen auch ohne sie aus. Die letzten Kälber wurden vor zwei Tagen entwöhnt. Wir haben einige Felle, die sich zum Verkauf an die Sattler eignen.« Jican verlagerte unmerklich das Gewicht und bemühte sich, seine Überraschung zu verbergen. »Es würde eine kleine Karawane werden, und weder das Korn noch die anderen Güter könnten wirklichen Profit versprechen.« Er verbeugte sich ehrerbietig. »Es wäre besser zu warten, bis die marktfähige Produktion heranreift.«
    Mara ignorierte den Vorschlag. »Ich möchte, daß eine kleine Karawane vorbereitet wird.«
    »Ja, Mistress.« Die Knöchel des Hadonra wurden weiß, so fest hielt er die Tafel umklammert. »Ich werde unseren Unterhändler in Sulan-Qu –«
    »Nein, Jican.« Mara stand abrupt auf und trat an den Springbrunnen. Sie streckte die Hand aus und ließ das Wasser durch die Finger gleiten, als wären es Juwelen. »Ich möchte, daß diese Karawane nach Holan-Qu reist.«
    Jican blickte Keyoke verwirrt an, aber er sah keine Spur von Mißbilligung auf dem gefurchten Gesicht des Kommandeurs. Unruhig drängte er: »Mistress, ich gehorche Eurem Wunsch, doch trotzdem sollten Eure Güter zunächst nach Sulan-Qu geschickt werden, von da aus flußabwärts und dann von Jamar weiter per Schiff.« Es klang beinahe wie eine Bitte.
    »Nein.« Tropfen rannen über die marmornen Fliesen, als Mara die Faust schloß. »Ich möchte, daß die Wagen den Landweg benutzen.«
    Wieder warf Jican einen Blick auf Keyoke; doch der Kommandeur und sein Leibwächter standen da wie von der Sonne getrocknete Ulo-Bäume und sahen vorschriftsmäßig geradeaus. Der Hadonra bemühte sich, seine Aufregung unter Kontrolle zu bringen, und setzte noch einmal an: »Lady, die Bergstraße ist gefährlich. Banditen lauern in großer Anzahl in den Wäldern, und wir besitzen nicht genug Krieger, um sie vertreiben zu können. Um die Sicherheit einer solchen Karawane zu gewährleisten, müßten wir das Haus ungeschützt lassen. Ich muß dringend davon abraten.«
    Mit einem mädchenhaften Lächeln wandte sich Mara vom Springbrunnen ab und widmete sich wieder den drei Männern. »Die Karawane wird keine Kräfte von der Verteidigung des Hauses abziehen. Papewaio wird eine Kompanie handverlesener Männer anführen. Ein Dutzend unserer fähigen

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