Die Auserwaehlte
daß die Acoma-Krieger, die der Karawane folgten, diesen Grat nicht überqueren konnten, ohne gesehen zu werden; sie würden also einen großen Bogen durch bewaldetes Gebiet schlagen müssen. Solange sie jedoch noch nicht wieder in der Nähe waren, schien Mara die Karawane so verletzbar wie ein Jiga-Huhn auf dem Hof, wenn der Koch mit seinem Hackmesser auftaucht.
Auf dem Grund der Schlucht schien der Wald dichter zu sein: Schwarzer Farn wucherte auf dem feuchten Boden zwischen den mächtigen Stämmen der Pynon-Bäume, um deren zottelige, wohlriechende Rinde sich Weinreben rankten. Die Sänftenträger atmeten schwer und waren dankbar für die kühlere Luft im Wald, doch nach der launenhaften Brise auf den Höhen schien es Mara, als würde die Luft jetzt stillstehen. Möglicherweise war es aber auch einfach nur die Spannung, die die Stille so drückend machte. Als sie ihren Fächer mit einem lauten Klicken öffnete, fuhren einige Krieger blitzschnell herum.
Hier war sogar der bloße Fels mit Blattschimmel überzogen, und die Schritte versiegten jetzt in der Stille. Wände aus Reben und Baumstämmen milderten das durchdringende Quietschen der Wagen – dieser Wald schien alles zu schlucken.
Papewaio blickte geradeaus, seine Augen suchten unablässig die Dunkelheit vor ihm ab. Seine Hand wich niemals von den feinen Lederriemen, mit denen das Heft seines Schwertes umwickelt war. Mara betrachtete ihn und dachte an ihren Vater, der in dem Wissen gestorben war, daß Verbündete ihn betrogen hatten. Sie fragte sich, was aus seinem Schwert geworden war – einem kunstvollen Stück mit einem geschnitzten Heft und einer juwelenbesetzten Scheide. Der Shatra-Vogel der Acoma war in Emaille in den Knauf eingelassen, und die Klinge war nach der Jessami-Methode gefertigt worden: dreihundert Streifen Nee-dra-Leder, jeder papierdünn abgeschabt, dann geschickt und sorgfältig aufeinander geschichtet – selbst eine Luftblase von der Größe eines Nadelstichs machte die Arbeit wertlos –, bis zu der einzigartigen metallenen Schärfe, die nur von den legendären Stahlschwertern der Ahnen übertroffen wurde. Vielleicht trug jetzt irgendein Kriegsherr der barbarischen Welt das Schwert als Trophäe … vielleicht sogar ein ehrenvoller Mann, sofern ein Barbar dazu überhaupt in der Lage war. Mara verscheuchte die trübsinnigen Gedanken. Die drückende Stille und das dunkle Laubwerk über ihr drohten sie zu ersticken, und sie preßte die Hände gegeneinander, bis der kostbare, holzgearbeitete Fächer beinahe zerbrach.
»Lady, ich bitte um Erlaubnis, meinen Männern Zeit zum Ausruhen zu gewähren und die Wasserflaschen nachfüllen zu lassen«, sagte Papewaio.
Mara fuhr zusammen, dann nickte sie und strich die feuchten Haare von den Schläfen zurück. Die Karawane hatte die Quelle ohne Zwischenfälle erreicht. Die schwerfälligen Räder kamen zum Stillstand; die Krieger stellten sich in Verteidigungsposition auf, während der Wasserträger und einige der Viehtreiber ihnen feuchte Tücher und eine kleine Mahlzeit aus Thyza-Keksen und getrockneten Früchten brachten. Andere Männer kümmerten sich um die Needras, während die Sänftenträger Maras Gefährt mit unterdrückten Lauten der Erleichterung auf den Boden ließen. Dann warteten sie geduldig darauf, bis sie an der Reihe waren, ihre Gesichter mit dem frischen Wasser der Quelle zu kühlen.
Papewaio wandte sich von den Reihen der Krieger ab und ließ sich vor seiner Herrin auf ein Knie fallen. »Möchten Mylady die Sänfte verlassen und ein paar Schritte gehen?«
Mara reichte ihm die Hand, wobei der lange Ärmel des Gewands beinahe über den Boden schleifte. Der Dolch, der in dem Kleidungsstück versteckt war, zerrte an ihrem Handgelenk; ein ungewohntes Stück, das sie nur unbeholfen trug. Sie hatte als Kind oft mit Lanokota gerungen, unter dem ständigen Mißfallen Nacoyas, doch Waffen hatten niemals ihr Interesse geweckt. Keyoke hatte darauf bestanden, daß sie das Messer bei sich trug, obwohl die hastig gekürzten Riemen für einen längeren Arm vorgesehen waren und das Heft sich in ihrer Hand plump anfühlte. Erschöpft von der Hitze und plötzlich unsicher geworden, gestattete sie Papewaio, ihr aus der Sänfte zu helfen.
Die Erde vor der Quelle war voller Fußabdrücke von Männern und Tieren, die Sonne hatte die tiefen Abdrücke im ehemals feuchten Boden förmlich festgebrannt. Während Papewaio einen Schöpflöffel mit Wasser füllte, wischte seine Herrin mit dem Fuß über den
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