Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
Vom Netzwerk:
Krieger ihre Position bei.
    Vor ihnen verlief eine tiefe Schlucht durch die nach Osten zeigenden Abhänge der Kyamaka-Berge. Die Straße schlängelte sich in zahlreichen Windungen steil nach unten, bis sie schließlich wieder gerader wurde und mitten durch eine Senke mit einer Quelle führte.
    Keyoke verbeugte sich vor Maras Sänfte und deutete auf den Einschnitt eines kleinen Tals auf einer Seite der Senke, wo keine Bäume wuchsen und der Boden hart und festgetreten war. »Mistress, die Kundschafter, die nach dem Überfall ausgeschickt worden waren, haben dort warme Asche und die Überreste einer geschlachteten Needra gefunden. Sie berichteten von Spuren und Anzeichen von Behausungen, aber die Diebe selbst sind fortgezogen. Zweifellos wechseln sie immer wieder den Standort ihres Lagers.«
    Mara betrachtete die Schlucht, während sie mit einer Hand ihre Augen vor den grellen Strahlen der Nachmittagssonne abschirmte. Sie trug ein außerordentlich kostbares Gewand, dessen Manschetten mit Vögeln bestickt waren, während das Taillenband aus schimmernden Federn bestand. Ein Seidenschal verdeckte die Druckstellen am Hals, und an ihren Handgelenken klimperten Armbänder aus Jade, die von den nichtmenschlichen Cho-ja bis zur Durchsichtigkeit geschliffen und poliert worden waren. Doch wenn auch ihre Aufmachung mädchenhaft war und Leichtigkeit ausstrahlte, war ihre Haltung sehr ernst. »Ist ein Angriff zu erwarten?«
    »Ich weiß es nicht.« Keyoke ließ seinen Blick wieder über die Schlucht schweifen, als könnte er allein durch verstärkte Konzentration eventuell verborgene Banditen entdecken. »Wir sollten uns jedoch auf jede Möglichkeit vorbereiten. Und wir sollten uns so verhalten, als würden Feinde jeden unserer Schritte beobachten.«
    »Dann also weiter«, sagte Mara. »Laßt eine Wasserflasche öffnen. Die Soldaten und Sänftenträger können sich beim Gehen erfrischen. Wenn wir die Quelle erreicht haben, können wir vortäuschen, dort zum Trinken anzuhalten. So scheinen wir verletzlicher, als wir wirklich sind.«
    Keyoke salutierte. »Wie Ihr wünscht, Mistress. Ich werde hier auf die anderen warten, die uns folgen. Papewaio übernimmt das Kommando über die Karawane.« Plötzlich flackerte ehrliche Sorge in seinen Augen auf. »Seid vorsichtig, Mylady. Ihr setzt Euch einem großen Risiko aus«, fügte er hinzu.
    Mara hielt seinem Blick stand. »Nicht mehr, als mein Vater es täte. Und ich bin seine Tochter.«
    Der Kommandeur lächelte so gut wie nie, doch jetzt stahl sich als Antwort ein dünnes Lächeln auf sein Gesicht; dann wandte er sich von der Sänfte ab. So reibungslos wie möglich ließ er Maras Anordnungen ausführen. Der Wasserträger huschte mit den Flaschen durch die Reihen, und die Gurte, die er trug, klimperten, während er in einer Geschwindigkeit die Soldaten mit Wasser versorgte, die auf jahrelange Übung schließen ließ. Dann gab Keyoke das Signal, und Papewaio forderte zum Weitermarsch auf. Die Needra-Treiber gaben laute Rufe von sich, Räder quietschten, und Staub erhob sich in kleinen Wölkchen. Die Wagen rollten auf den Kamm zu, dann verschwanden sie auf der anderen Seite und begannen mit dem langsamen Abstieg in die Schlucht hinunter. Nur ein sehr geübter Späher hätte bemerkt, daß jetzt ein Soldat fehlte, der das Lager zwar betreten, aber nicht mit den anderen verlassen hatte.
    Mara wirkte vornehm und ernst, doch der kleine, bemalte Fächer in ihren Fingern zitterte nervös. Sie schreckte beinahe jedesmal kaum wahrnehmbar zusammen, wenn die Sänfte stärker wackelte, weil einer der Träger den Griff gelockert hatte, um aus der Flasche des Wasserträgers zu trinken. Sie schloß die Augen und erflehte innerlich Lashimas Gunst und Gnade.
    Die Straße unterhalb des Kammes war von tiefen Spuren durchzogen, und loses Gestein machte sie gefährlich. Die Männer und Tiere mußten sich auf jeden Schritt konzentrieren und unablässig nach unten auf den Weg schauen. Immer wieder geriet der Schotter unter ihren Schritten ins Rutschen; einzelne Kieselsteine tanzten über den Weg, sprangen den Abhang hinunter und prasselten laut klatschend durch die Baumkronen. Mara wurde hin und her geschleudert, als die Sklaven mit dem unsicheren Gelände kämpften, und sie hielt den Atem an. Sie biß sich auf die Lippe und zwang sich, nicht zurückzuschauen, denn sie durfte nicht den Eindruck erwecken, daß sich die Karawane möglicherweise nicht auf einer gewöhnlichen Reise befand. Keyoke hatte nicht erwähnt,

Weitere Kostenlose Bücher