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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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jetzt um die Soldaten der Acoma scharten und begannen, Namen von Verwandten auszutauschen. Wieder kämpfte Mara gegen ein Lächeln an. Jeder Tsuram von edler Geburt und jeder Soldat kannte die Blutslinie seiner Familie mehrere Generationen weit zurück, wie er auch die Namen von Cousins, Tanten und Onkels kannte, auch wenn er die meisten niemals gesehen hatte. Wenn sich zwei Tsuram zum ersten Mal begegneten, begann gewöhnlich ein ausführlicher Austausch über die Gesundheit der Verwandten; dann wurden Geschichten ausgetauscht, bis die zwei Fremden wußten, wer von ihnen ein Stückchen höher auf der sozialen Leiter stand. Es war so gut wie ausgeschlossen, daß sich auch nach ausführlicher Unterredung keine noch so schwache Verbindung offenbaren würde, die es den Grauen Kriegern ermöglichte, in den Dienst der Acoma gerufen zu werden.
    Mara gestattete Papewaio, ihr seine Hand zu reichen, damit sie vom Wagen steigen konnte. Die Banditen sammelten sich in kleinen Grüppchen um verschiedene Soldaten, und fröhliche Stimmen stellten Fragen und gaben Antworten, als Verwandtschaftsbeziehungen festgestellt wurden. Lujan schüttelte verwundert den Kopf und sah Mara an; seine Augen leuchteten vor kaum verborgenen Gefühlen. »Mylady, allein die List, mit der Ihr uns gefangennahmt, war ein Meisterstück und … hätte mich mit Stolz erfüllt, Euch dienen zu dürfen. Dieses hier aber …« Er deutete mit seiner Hand auf seine aufgeregt hin und her eilenden Männer. »Dieses hier ist jenseits jeder Vorstellungskraft.« Er wurde beinahe überwältigt von seinen Gefühlen und wandte sich einen Augenblick ab, während er mühsam schluckte, dann sah er Mara wieder an. Jetzt trug sein Gesicht wieder die typische Maske der Tsurani, auch wenn seine Augen noch glänzten. »Ich weiß nicht, ob es … richtig ist, aber gern trete ich in Eure Dienste und mache die Ehre der Acomas zu meiner eigenen. Ich stelle Euch mein Leben zur Verfügung, Mylady. Und auch wenn es nur noch kurz sein sollte, wird es ein gutes gewesen sein, denn ich werde wieder die Farben eines Hauses getragen haben.« Er straffte sich. Jede Spur von Verwegenheit war von ihm abgefallen, als er jetzt für einen langen Moment seinen Blick auf ihr ruhen ließ, bis sie ihn erwiderte. Die Worte, die er dann sprach, beeindruckten sie auch noch viel später wegen ihrer Aufrichtigkeit. »Ich hoffe, das Schicksal erspart mir noch einige Jahre den Tod, Mistress, damit ich an Eurer Seite stehen kann. Denn ich bin sicher, Ihr spielt das Spiel des Rates.« Beinahe hätte er die Kontrolle über sich verloren; seine Augen schimmerten feucht, und ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Und ich denke, es wird das Kaiserreich für immer verändern.«
    Mara stand still da, während Lujan sich verbeugte und fortging, um auch seine Verwandtschaftsbeziehungen mit denen der Acoma-Soldaten zu vergleichen und jemanden aus seiner Familie zu finden – wie entfernt die Verbindung auch sein mochte. Dann ließ er mit Keyokes Erlaubnis Läufer zu seinem Lager schicken, um die übrigen Mitglieder seiner Gefolgschaft holen zu lassen. Die Nachzügler reagierten unterschiedlich ungläubig, doch als sie die Lady der Acoma auf einem Thyza-Wagen thronen sahen, als hielte sie im Schatten einer Säule ihres Hauses Hof, verloren sie ihre Zweifel. Sie ließen sich vom Überschwang ihrer Kameraden, die bereits in den Dienst der Acoma getreten waren, mitreißen und nannten ebenfalls all ihre Cousins und angeheirateten Verwandten, bis auch der letzte seine Ehre durch den Eintritt in den Dienst eines Hauses wiedererlangt hatte.
    Der Nachmittag verging, und der Schatten der Schlucht kroch über die Lichtung. Die Hitze ließ nach, und der frische Wind, der durch die Äste und Zweige rauschte, wehte den Geruch des Waldes zu ihnen. Zufrieden mit dem Ausgang dieses Tages beobachtete Mara einige Gaguin-Vögel, die sich im Sturzflug über die in der Brise tanzenden Insekten hermachten. Nachdem sie ihre Mahlzeit beendet hatten und mit heiseren Rufen gen Süden aufbrachen, bemerkte Mara, wie müde und hungrig sie selbst war.
    Als hätte er ihre Gedanken gelesen, trat Keyoke neben sie und sagte: »Lady, wir müssen sofort aufbrechen, wenn wir noch vor Einbruch der Nacht Euer Haus erreichen wollen.«
    Mara nickte; sie hatte genug von den harten Säcken mit Thyza-Korn und sehnte sich nach weichen Kissen. Nach den Blicken all der hungrigen Männer empfand sie den kleinen, geschützten Raum ihrer Sänfte plötzlich

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