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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Leben.
    Keyoke forderte einen Krieger auf, die neu eingeschworenen Arbeiter zu sammeln; sie würden mit den Wachen der Acoma zurück zum Gut marschieren und von Jican der jeweiligen Haus-und Feldarbeit zugeteilt werden.
    Die übrigen Banditen blickten Mara mit der tiefen Hoffnung der Verzweifelten an, als sie weitersprach: »Ihr anderen Gesetzlosen, sagt, was waren Eure Verbrechen?«
    Ein kleiner, von Krankheit gezeichneter Mann meldete sich mit rauher Stimme zu Wort: »Ich habe schlecht über einen Priester gesprochen, Lady.«
    »Ich habe für meine hungrigen Kinder vor dem Steuereintreiber Korn zurückbehalten«, rief ein anderer.
    Die Liste der unbedeutenden Vergehen ging weiter, bis Mara sich vergewissert hatte, daß Lujans Aussage der Wahrheit entsprochen hatte – Diebe und Mörder hatten in seiner Gruppe keinen Unterschlupf gefunden. Dann sprach sie zu den Verdammten: »Geht, wohin Ihr wollt, oder tretet als freie Männer in meinen Dienst. Als Herrscherin der Acoma biete ich Euch die Begnadigung innerhalb der Grenzen meines Landes.« Wenn auch die kaiserliche Amnestie jenseits ihrer Macht als Herrscherin eines Familienclans lag, wußte Mara doch, daß kein Minister der Kaiserlichen Regierung Einwände wegen des Schicksals niederer, beinahe namenloser Arbeiter erheben würde – besonders dann nicht, wenn er niemals von einer solchen Amnestie gehört hatte.
    Die begnadigten Männer grinsten über den Schachzug der Lady und eilten zu Papewaio, um ihren Treueeid abzulegen. Froh knieten sie nieder. Als Arbeiter der Acoma würden sie möglicherweise von den Feinden der neuen Herrin bedroht sein, aber die Gefahr, die mit dem Dienst gegenüber einem großen Haus verbunden war, war immer noch ihrer bitteren Existenz als Gesetzlose vorzuziehen.
    Die nachmittägliche Sonne ließ die Schatten der Bäume immer länger werden, und goldfarbene Lichtsprengsel kämpften sich durch die lichten Stellen zwischen den Zweigen und Ästen. Mara betrachtete die mittlerweile ziemlich zusammengeschmolzene Schar der Banditen, bis ihr Blick an Lujan hängenblieb. »Ihr herrenlosen Soldaten, hört mir gut zu.« Sie hielt inne, wartete, bis die frisch angeworbenen Arbeiter auf der Straße verschwunden waren und ihr fröhliches Geplauder verklang. Sie wirkte zart und zierlich neben Papewaios muskulöser Gestalt, doch jetzt wandte sie sich an den härtesten und ungepflegtesten Anhänger Lujans und suchte seinen Blick. »Ich biete Euch etwas an, das noch keinem Krieger in der Geschichte des Kaiserreichs widerfahren ist: einen zweiten Anfang. Wer von Euch möchte mit zu meinem Gut zurückkehren, um sich Ehre neu zu erschaffen … indem er vor dem Heiligen Hain niederkniet und dem Natami der Acoma ewige Treue schwört?«
    Stille senkte sich über die Lichtung, und einen Augenblick schien es, als wagte niemand zu atmen. Doch dann brach blankes Chaos aus. Aufgeregte Männer stellten laute Fragen und wurden von anderen niedergeschrien, die meinten, die Antworten zu kennen. Einige stießen ihre schmutzigen Hände in die Luft, um die Grenzen des Gesetzes zu betonen, andere stampften mit den Füßen auf den Boden. Schließlich sprangen die erregten Männer auf und drängten zu Maras Wagen.
    Papewaio gebot der stürmischen Menge mit gezogenem Schwert Einhalt, und Keyoke eilte von den Wagen herbei und befahl Ruhe.
    Nur langsam beruhigten sich die Banditen. Als es wieder still war, warteten sie darauf, daß ihr Anführer das Wort ergriff.
    Voller Respekt gegenüber Papewaios Wachsamkeit verbeugte Lujan sich tief vor dem Mädchen, das es gewagt hatte, sein bisheriges Leben so sehr in Unordnung zu bringen. »Lady, Eure Worte sind … erstaunlich … großzügig, jenseits jeder Vorstellungskraft. Aber wir haben keine Herren, die uns aus unserem früheren Dienst entlassen könnten.« Etwas wie Trotz blitzte in seinen Augen auf.
    Mara bemerkte es und versuchte ihn zu verstehen. Obwohl sich hinter seinem verwahrlosten Äußeren etwas Spitzbübisches verbarg, ganz davon abgesehen, daß er zudem gut aussah, verhielt er sich wie ein Mann, der bedroht wurde. Plötzlich verstand Mara auch, warum. Diese Männer besaßen nichts mehr, wofür es sich zu leben gelohnt hätte, sie lebten ohne jede Hoffnung von einem Tag auf den nächsten. Wenn es ihr gelang, sie dazu zu bringen, daß sie das Schicksal wieder in ihre eigenen Hände nehmen und den Acoma ihre Loyalität schworen, würde sie Krieger von unvorstellbarem Wert erhalten. Doch zunächst mußte sie ihnen wieder

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