Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
Vom Netzwerk:
den Glauben an eine Zukunft zurückgeben.
    »Ihr seid in keinem Dienst gebunden«, sagte sie sanft zu Lujan.
    »Aber wir haben einen Eid geschworen …« Seine Stimme wurde schwächer, bis sie kaum mehr als ein Flüstern war. »Niemals zuvor ist ein Angebot wie dieses gemacht worden. Wir … Wer von uns kann sagen, was ehrenvoll ist?« Da war etwas Flehentliches in Lujans Stimme, als würde er Mara bitten, ihm vorzuschreiben, was richtig war. Auch die übrigen Banditen waren verwirrt und sahen ihren Anführer ratsuchend an.
    Plötzlich fühlte sich Mara wieder wie die unerfahrene siebzehnjährige Novizin Lashimas, und sie wandte sich hilfesuchend an Keyoke. Der alte Krieger ließ sie nicht im Stich. Auch ihn berührte dieser Mißbrauch der Tradition unangenehm, doch er ließ es sich nicht anmerken, als er zu ihnen sprach: »Wie es heißt, muß ein Soldat im Dienst entweder für seinen Herrn sterben, oder er wird entehrt. Wie meine Herrin zeigt, kann das Schicksal aber auch anders entscheiden, und niemand ist berechtigt, mit den Göttern zu streiten. Wünschen die Götter nicht, daß Ihr den Acoma dient, fällt ganz sicher ihr Mißfallen auf dieses Haus. Meine Herrin will dieses Risiko eingehen, für sich selbst und für Euch. Sterben werden wir alle, mit oder ohne Gunst des Himmels. Die Kühnen von Euch können jedoch das Schicksal herausfordern« – er hielt einen langen Augenblick inne, bevor er weitersprach – »und als Soldaten sterben.«
    Lujan rieb seine Handgelenke; er war immer noch nicht ganz überzeugt. Die Götter zu verärgern bedeutete, den völligen Ruin heraufzubeschwören. Das unglückselige Leben, das er als Gesetzloser zu ertragen hatte, bot, immerhin die Möglichkeit, den Fehler zu sühnen, den er begangen hatte, als er nicht mit seinem Herrn gestorben war. Vielleicht könnte seine Seele sogar das nächste Mal, wenn sie an das Rad des Lebens gebunden würde, auf eine höhere Stufe gelangen.
    Während die Banditen, jeder ganz mit sich beschäftigt, immer stärker die nervöse Unruhe ihres Anführers widerspiegelten, fuhr Papewaio mit dem Finger über seine Narbe. »Ich bin Papewaio, Truppenführer der Acoma«, erklärte er nachdenklich. »Ich wurde in den Dienst für dieses Haus hineingeboren, aber einige Cousins meines Vaters und Großvaters dienten den Shinzawai, den Wedewayo, den Anasati …« Er hielt inne, und als niemand etwas sagte, fügte er die Namen weiterer Häuser hinzu.
    Lujan stand wie gebannt da. Er hielt die Augen halb geschlossen, als hinter ihm ein Mann rief: »Mein Vater diente dem Haus der Wedewayo. Ich lebte dort, bevor ich in den Dienst des Lords der Serak trat. Der Name meines Vaters war Almaki.«
    Papewaio nickte, während er rasch nachdachte. »Der gleiche Almaki, der ein Cousin von Papendaio, meinem Vater, war?«
    Der Mann schüttelte enttäuscht den Kopf. »Nein, aber ich kannte ihn. Er wurde der Kleine Almaki genannt, während mein Vater der Große Almaki war. Doch auch noch andere Cousins meines Vaters dienten dort.«
    Papewaio bedeutete dem Mann, die Reihen zu verlassen und zu ihm zu kommen. Leise berieten sie sich einige Minuten außerhalb von Maras Hörweite, während sich unter den anderen Erregung breitmachte. Schließlich brach der Bandit in ein breites Grinsen aus, und der Truppenführer wandte sich mit einer ehrerbietigen Verbeugung an seine Herrin. »Mylady, dies ist Toram. Sein Onkel war der Cousin eines Mannes, der eine Frau heiratete, die die Schwester der Frau war, die den Neffen meines Vaters heiratete. Er ist mein Cousin und wert, dem Haus der Acoma zu dienen.«
    Mühsam verbarg Mara hinter dem Ärmel ihres Gewandes ein Lächeln. Pape und der offensichtlich gerissene Toram hatten sich eine einfache Tatsache der tsuranischen Kultur zunutze gemacht. Den zweiten und dritten Söhnen von Soldaten stand es frei, Dienst in Häusern zu leisten, in denen sie nicht geboren waren. Indem Papewaio den Grauen Krieger wie einen Jugendlichen behandelte, umging Papewaio Lujans Problem mit der Ehre vollkommen. Als Mara wieder in der Lage war, sich würdevoll zu äußern, sagte sie einfach nur: »Pape, nehmt Euren Cousin in unseren Dienst auf, wenn er bereit dazu ist.«
    Brüderlich umfaßte Papewaio Torams Schultern. »Cousin, du wirst gebeten, den Acoma zu dienen.«
    Der Mann erhob sein Kinn mit neuerlangtem Stolz und erklärte mit leicht brüchiger Stimme seine Zustimmung: »Ich werde kommen!«
    Seine Worte lösten große Aufregung unter den Gesetzlosen aus, die sich

Weitere Kostenlose Bücher