Die Auserwaehlte
weil er nicht zu Hause gewesen war, um seine Kinder zu Bett zu bringen. Dennoch verspürte er eine unermüdliche Energie, als wollte er die Tatsache ausgleichen, da er kleiner als die meisten seiner neuen Untergebenen war. Zunächst ließ er nach dem Koch senden, damit noch ein weiterer Kessel Thyza vorbereitet und kaltes Fleisch und Früchte geschnitten würden. Dann schrieb er Namen auf und stellte zusammen, welche Männer Kleidung benötigten, welche Sandalen. Während Keyoke die Neuankömmlinge in Kompanien einteilte, stellten Jican und seine Gehilfen eine Gruppe von Sklaven zusammen, die eine leere Baracke säuberten und Laken für die Schlafstätten besorgten. Ohne offiziell von jemandem dazu beauftragt worden zu sein, übernahm Lujan die Rolle eines Offiziers, gab Anweisungen oder beruhigte, je nach Bedarf, um seiner Kompanie zu helfen sich einzurichten.
Mitten durch dieses Chaos aus umhereilenden Männern und Needra-Wagen schob sich Nacoya, ihre Haarnadeln vor lauter Tatendrang schief wie immer. Sie warf einen schnellen Blick auf Lujans verwegene Truppe und steuerte dann gezielt Maras Sänfte an. Sie bahnte sich einen Weg durch die Menge und erreichte sie gerade, als Papewaio seiner Herrin beim Aussteigen half. Steif vom Sitzen und benommen vom Fackellicht beobachtete Mara den kurzen Augenblick, als ihr Truppenführer sie der Obhut Nacoyas übergab. Es gab eine unsichtbare Linie zwischen der Domäne eines Leibwächters und einer Zofe, und sie lag ziemlich genau dort, wo der steinerne Weg von den Haupttüren des Hauses auf die Straße trat.
Nacoya begleitete ihre Herrin zurück in ihre Gemächer, einen Schritt hinter ihr, ganz wie es dem Brauch entsprach. Kaum waren sie durch die Tür, gab sie den übrigen Dienerinnen ein Zeichen, sich zurückzuziehen. Dann schloß sie die Läden fest zu, während die umherhuschenden Schatten der Öllampe ihren Gesichtsausdruck verbargen.
Als Mara innehielt und die vielen Armbänder und Juwelen abnahm, die sie getragen hatte, um während ihres Plans etwas leichtfertiger auszusehen, richtete die alte Amme sich mit hitziger Stimme an sie: »Was ist das für eine plötzliche Rückkehr? Und wer sind all diese zerlumpten Männer?«
Mara warf eine Brosche und eine Jade-Kette mit einem klirrenden Geräusch in eine kleine Schatulle. Nach all der Anspannung, der Gefahr und der berauschenden Euphorie ihres Erfolgs war ihr die gebieterische Art der Amme unangenehm, doch sie beherrschte sich, nahm einen Ring nach dem anderen ab und erzählte ihr in allen Einzelheiten von dem Plan, den sie ausgeführt hatte, um die Garnison der Acoma mit neuen Männern aufzufüllen.
Als das letzte Schmuckstück mit einem Klicken auf den Stapel fiel, erhob Nacoya ihre Stimme: »Ihr habt es gewagt, die Zukunft der Acoma mit einer derart schlecht geplanten List aufs Spiel zu setzen? Mädchen, wißt Ihr eigentlich, was Ihr da riskiert habt?« Mara drehte sich um. Nacoya stand hinter ihr, die Hände vor der Brust zusammengepreßt, das Gesicht vor Erregung gerötet. »Wenn nur einer der Banditen zu einem Schlag ausgeholt hätte, wären Eure Männer bei Eurer Verteidigung gestorben! Und wofür? Damit ein mageres Dutzend Krieger übrigbleibt, um die leere Hülle dieses Hauses gegen die Minwanabi zu schützen? Wer hätte den Natami verteidigt? Nicht Keyoke oder Papewaio. Sie wären längst tot gewesen!« Die alte Frau schüttelte sich, ihre Wut wurde fast zur Hysterie. »Ihr hättet von jedem einzelnen dieser Männer benutzt werden können! Ihr hättet getötet werden können!«
Nacoyas Stimme wurde lauter, als wäre sie unfähig, ihre Wut unter Kontrolle zu halten: »Statt dieses … rücksichtslosen Abenteuers … hättet Ihr … hättet Ihr Euch lieber um eine geeignete Heirat kümmern sollen!« Nacoya streckte die Hände nach Maras Armen aus und schüttelte sie, als wäre sie noch ein Kind. »Wenn Ihr mit Eurer starrköpfigen Dummheit fortfahrt, werden Halsabschneider und Needra-Diebe Eure Güter bewachen, und Eure Möglichkeiten reduzieren sich auf die Söhne wohlhabender Düngemittelhändler, die nach einem Namen für ihre Familie suchen!«
»Genug!« Verwirrt über die Härte ihrer eigenen Stimme schob Mara die alte Frau von sich. Mit der Schärfe einer Sense, die durch das Gras fährt, hatte sie Nacoyas Worte abgeschnitten, und die alte Frau hielt in ihrer Tirade inne. Als Nacoya Anstalten machte, wieder den Mund zu öffnen, ließ Mara sie nicht zu Wort kommen: »Genug, Nacoya.« Ihr Tonfall war von
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