Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
Vom Netzwerk:
Schwächen, die Muster und Kräfte der anderen Spieler. Und was sie in Buntokapi entdeckt hatte, brachte sie zu der Überzeugung, daß ihre geliebte Mara ihn möglicherweise unterschätzt hatte. Den dritten Sohn des Lords der Anasati umgab etwas Gefährliches, etwas, für das Nacoya keinen Namen fand. Sie überlegte, wie es ihrem wohlgeordneten Haus unter einem solchen Herrscher wohl ergehen würde. Maras Stimme riß sie aus ihren Gedanken. »Was ist hier los?«
    Nacoya schob die Vorhänge zur Seite und blinzelte, als das grelle Sonnenlicht des Nachmittags ihre Augen traf. Soldaten der Acoma standen an der Straße, an der sie ihr Lager aufgeschlagen hatten, doch keiner von ihnen war bereit zum Abmarsch. Statt dessen hatten sie sich in zwei Gruppen gespalten, die sich in einiger Entfernung gegenüberstanden. »Es gibt Ärger, schätze ich«, sagte Nacoya leise.
    Mara befahl ihrer Eskorte anzuhalten. Sie schob die herabfallende Gaze etwas hoch und gab Keyoke auf seine Bitte hin die Erlaubnis, der Sache auf den Grund zu gehen.
    Mit einer Geschwindigkeit, die sein Alter Lügen strafte, verließ der Kommandeur die Spitze der Eskorte und eilte zu den ungeordnet herumstehenden Soldaten. Die beiden Gruppen umringten ihn, einige Männer versuchten gleichzeitig auf ihn einzureden. Keyoke befahl Ruhe, und sofort verstummten alle. Er stellte zwei gezielte Fragen, dann rief er Mara zu: »Es sind Schwierigkeiten aufgetreten, während wir fort waren, Mistress. Ich werde Euch gleich davon in Kenntnis setzen.«
    Die Luft über der Straße flimmerte vor Hitze. Keyoke befragte die Soldaten, erhielt schnelle Antworten und hatte bald darauf drei Männer herausgesucht. Mit diesen marschierte er zum Palankin seiner Herrin zurück. Ihre schmutzigen, schweißbedeckten Gesichter trugen die Spuren eines Kampfes.
    »Dies ist Selmon, Mylady« Keyoke deutete auf einen Mann mit einer zerrissenen Tunika und immer noch blutenden Knöcheln.
    »Ich weiß.« Maras Gesichtsausdruck war im dunklen Schatten der Vorhänge nicht zu erkennen. »Einer der Neuen.« Sie benutzte das Wort »Neue« für alle, die bis vor kurzem noch Graue Krieger gewesen waren. »Da wir nur drei Offiziere haben, ließt ihr ihn als Patrouillenführer zurück.«
    Keyoke schien erfreut darüber zu sein, daß Mara mit seiner Organisation der Soldaten vertraut war, aber seine Aufmerksamkeit galt weiterhin den drei Soldaten. »Selmon schien die entsprechenden Fähigkeiten zu besitzen, aber vielleicht habe ich mich geirrt.«
    Mara blickte die anderen beiden Männer eingehend an. Den einen, Zataki, kannte sie schon seit Jahren; als Junge hatte er mit Lanokota und ihr gespielt. Mara erinnerte sich daran, daß er zu Wutanfällen neigte, und versuchte das Problem zu erraten. »Ich vermute, es war so, Zataki: Selmon gab Euch einen Befehl, und Ihr habt ihn verweigert.«
    Zataki reckte sein Kinn in die Höhe. »Mylady, dieser Selmon befahl uns, die erste Wache zu übernehmen, während er und seine Kameraden sich nach dem langen Tagesmarsch ausruhten und aßen.«
    Mara betrachtete den dritten Mann. »Ihr seid … Kartachaltaka, auch einer der Neuen. Ihr habt an Zatakis Weigerung zu gehorchen Anstoß genommen.«
    Jetzt richtete Kartachaltaka sich gerade auf. »Mylady, er und die anderen behandeln uns von oben herab und geben uns die niedrigsten Aufgaben, wann immer sie wollen.«
    Mara blickte jetzt wieder zu Selmon. »Du hast seine Seite ergriffen?«
    Keyoke beeilte sich zu antworten. »Nein, Mylady. Er versuchte nur einzuschreiten und die Rauferei zu beenden. Er handelte angemessen.«
    Mara erhob sich aus den Kissen. Ohne Keyokes Hilfe abzuwarten stieg sie vom Palankin und stand den beiden Männern gegenüber, die miteinander gestritten hatten. »Auf die Knie!« befahl sie. Obwohl sie einen ganzen Kopf kleiner als jeder der beiden war, ließ das zierliche Mädchen im blaßgelben Gewand keinen Zweifel daran, daß sie die höchste Befehlsgewalt der Acoma innehatte.
    Die Waffen klirrten, als die Männer ohne einen Augenblick zu zögern die übliche Haltung der Unterwerfung einnahmen. »Hört mir zu, ihr alle!« forderte Mara die anderen Soldaten mit lauter Stimme auf.
    »Nehmt Haltung an«, rief Keyoke. Innerhalb weniger Sekunden stellte sich die gesamte Gefolgschaft vor Mara auf. Die zwei knienden Soldaten kehrten ihren Kameraden den Rücken zu.
    »Was ist die gerechte Strafe für diese beiden?« wollte Mara von Keyoke wissen.
    Keyoke sprach ohne jedes Bedauern in seiner Stimme: »Mistress, diese

Weitere Kostenlose Bücher