Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
Vom Netzwerk:
frühestmöglichen Zeitpunkt zurückgezogen, da es nicht mehr als Beleidigung gewertet werden würde. Müde zwang Nacoya sich, ihre Aufmerksamkeit wieder auf das Kopfende der Tafel zu richten.
    Tecuma betrachtete Buntokapi lange und aufmerksam, dann sprach er ein paar ruhige Worte mit Mara, die einen Blick auf ihren zukünftigen Ehemann warf und zustimmend nickte. Buntokapi blinzelte und versuchte der Unterhaltung zu folgen, aber er war offensichtlich zu betrunken, um noch etwas begreifen zu können. Tecuma erklärte Chumaka etwas, der daraufhin zwei Diener herbeibefahl. Als die kühle Abendluft Nacoya etwas frische Luft verschaffte, trugen zwei kräftige Diener den zukünftigen Lord der Acoma in sein Bett. Mara wartete einen geeigneten Moment ab und bat dann um die Erlaubnis, gehen zu dürfen. Tecuma nickte schroff, und die gesamte Gesellschaft erhob sich zum Gruß für die zukünftige Braut.
    Die Musiker, die den ganzen Abend hindurch gespielt hatten, begannen eine angemessene Melodie, während Mara den Gästen gute Nacht wünschte. Als Nacoya sich mit den restlichen Mitgliedern der Acoma ebenfalls zurückziehen wollte, sah sie Chumaka auf sich zukommen.
    »Ihr verlaßt uns schon bald?« wollte er wissen.
    Nacoya nickte. »Morgen. Meine Herrin möchte sofort auf ihre Güter zurückkehren, um mit den Vorbereitungen für die Hochzeit und die Ankunft des neuen Lords beginnen zu können.«
    Chumaka breitete seine Hände aus, als wollte er damit sagen, daß dies kein Problem wäre. »Ich werde einen Schreiber beauftragen, die Verlobungsdokumente noch heute nacht vorzubereiten, damit Lady Mara sie morgen vor ihrer Abreise unterschreiben kann.« Er wollte sich gerade umdrehen, doch dann hielt er inne und sagte in ungewöhnlicher Offenheit: »Ich hoffe für unser aller Wohlergehen, daß Eure junge Lady keinen Fehler gemacht hat.«
    Nacoya, völlig überrascht, enthielt sich einer klaren Antwort. »Und ich kann nur hoffen, daß die Götter diese Verbindung segnen werden«, meinte sie statt dessen.
    Chumaka lächelte. »Natürlich, das tun wir alle. Bis morgen also.«
    Nacoya nickte und ging hinaus, nachdem sie die beiden verbliebenen Bediensteten der Acoma aufgefordert hatte, sie zu begleiten. Während ein Diener der Anasati sie in ihre Gemächer führte, dachte sie über Chumakas unerwartete Worte nach und überlegte, ob er möglicherweise recht hatte.

    Die Soldaten der Acoma-Gefolgschaft wirbelten kleine Staubwolken auf, als sie langsam auf die Hauptmacht der Krieger zumarschierten. Die Krieger hatten an der Brücke nahe der Grenze der Ländereien der Anasati ein Lager aufgeschlagen und dort gewartet. Nacoya hatte geschwiegen, seit sie neben Mara auf den Kissen des großen Palankin Platz genommen hatte. Was immer die Herrscherin plante, sie behielt es für sich, und Nacoya beschloß, keine Fragen zu stellen. Selbst in der Rolle einer Ersten Beraterin durfte sie ihre Herrin nicht belehren, ohne um Rat gebeten worden zu sein. Aber eine alte Amme konnte ihre Zweifel kundtun. Nacoya beschwor die Bilder von Buntokapis merkwürdigem Verhalten während des Festes wieder herauf. »Ich hoffe, Ihr könnt ihn wirklich kontrollieren, Mistress«, meinte sie etwas säuerlich zu ihrem Schützling.
    Mara war tief in Gedanken versunken gewesen und richtete ihre Aufmerksamkeit jetzt wieder auf ihre nähere Umgebung. »Was? Oh, Bunto. Er ist wie ein Needra-Bulle, der brünstige Kühe wittert, Nacoya. Sein gesamtes Hirn liegt zwischen seinen Beinen. Ich glaube, er ist der Mann, der uns genau das bescheren wird, was wir brauchen.«
    Nacoya murmelte etwas Unverständliches. Nachdem sie den Schock über Maras Entscheidung verarbeitet hatte, hatte die alte Amme begonnen, den größeren Plan dahinter zu erspüren. Mara gab den Anasati die Kontrolle über ihre Familie nicht einfach dafür, um den Namen der Acoma zu erhalten. Seit ihrem Schachzug, durch den sie die Banditen in den Bergen gewonnen hatte, vertraute sie Nacoya allerdings nur noch solche Dinge an, von denen sie glaubte, daß die alte Amme sie wissen sollte. Beinahe über Nacht, so schien es, hatte die unschuldige Tempeldienerin bewiesen, daß sie nicht länger ein Kind war. Nacoya hegte Zweifel, sogar Ängste angesichts der störrischen Naivität des Mädchens gegenüber Männern, doch Mara hatte sich eindrucksvoll als kämpferische Spielerin des Großen Spieles präsentiert.
    Im Licht der neuen Verpflichtung, die ihre Herrin eingegangen war, studierte Nacoya die Stärken und

Weitere Kostenlose Bücher