Die Auserwaehlte
in der vorgeschriebenen Weise vor ihrem Verlobten und trat vor. Ohne zu zögern, legte sie ihre Hand auf die Schulter von Tecumas drittem Sohn. »Buntokapi von den Anasati, wollt Ihr mit mir kommen und Lord der Acoma sein?«
Chumaka stöhnte auf. »Ich wußte es! Als sie aus der Sänfte stieg, wußte ich, daß es Bunto sein würde!« Er wandte seine Aufmerksamkeit Nacoya zu, die ihr Gesicht immer noch hinter dem Fächer versteckte. Ihre Augen jedoch, eben noch voller Wut, schienen jetzt leer zu sein. Chumaka fühlte sich plötzlich unbehaglich. Konnten sie alle das Mädchen so schrecklich unterschätzt haben? Er riß sich zusammen und wandte sich an seinen Herrn.
Der Lord thronte, allein und verloren, inmitten der Stille über den verwirrten Reihen seines Hofes. Sein stiernackiger dritter Sohn erhob sich und schritt unbeholfen an Maras Seite; ein selbstgefälliges Lächeln lag auf seinem Gesicht. Der Lord der Anasati forderte Chumaka mit einer dringenden Geste auf, zu ihm zu eilen, und der Erste Berater kam der Aufforderung nach. »Was soll das? Warum gerade Bunto?« flüsterte Tecuma ihm ins Ohr.
Chumaka antwortete mit leiser Stimme: »Sie sucht einen Ehemann, den sie kontrollieren kann.«
Tecuma runzelte die Stirn in einem stürmischen Anfall von Mißfallen. »Das muß ich verhindern.«
»Lord, das könnt Ihr nicht. Das Ritual ist schon zu weit fortgeschritten. Wenn Ihr Eure frühere Zusage wieder zurücknehmt, müßt Ihr die Lady und all ihre Krieger jetzt und hier töten.« Es schien ganz so, als wäre ihm plötzlich sein Kragen zu eng geworden, als er die fünfzig Krieger der Acoma nur ein halbes Dutzend Schritte entfernt stehen sah. »Ich muß Euch daran erinnern«, fügte er hinzu, »daß Eure eigenen Soldaten außerhalb dieses Gebäudes stehen. Selbst, wenn Ihr ein solches Blutbad überleben würdet – was ziemlich unwahrscheinlich ist –, würdet Ihr jede Ehre verlieren.«
Diese letzte Bemerkung traf Tecuma, denn er erkannte die Wahrheit darin. Selbst wenn er Mara auf der Stelle töten lassen würde, würde er seine moralische Position verlieren; sein Wort innerhalb des Rates wäre bedeutungslos, und seine beachtliche Macht würde sich in nichts auflösen. Er errötete vor Zorn. »Wenn dieser Idiot von Minwanabi diese Hexe letzten Monat nur getötet hätte!« flüsterte er giftig. Als Mara dann mit offensichtlicher Unschuld in seine Richtung blickte, zwang er sich zur Ruhe. »Wir müssen ihre Gerissenheit gegen sie verwenden und versuchen Vorteile daraus zu ziehen, Chumaka. Jiro kann immer noch eine starke Verbindung eingehen, und Bunto …« Seine Stimme wurde leiser. »Ich habe niemals daran geglaubt, daß er es zu etwas bringen würde. Jetzt wird er der Lord eines großen Hauses. Dieses Mädchen mag einen weichen, formbaren Ehemann gewonnen haben, aber sie ist eine unerfahrene Jungfrau aus dem Orden Lashimas. Buntokapi wird ihr Herr werden, der Herrscher der Acoma, und er ist mein Sohn. Um die Ehre der Anasati willen wird er tun, was ich von ihm verlange!«
Chumaka betrachtete das ungleiche Paar, das jetzt zur Sänfte zurückkehrte. Er gab sich große Mühe, sein Mißfallen zu verbergen, als Buntokapi seine krummen Beine beugte und sich unbeholfen neben Mara in die Sänfte der Acoma setzte. Sein stumpfsinniges und gelangweiltes Gesicht hatte bereits einen Ausdruck angenommen, den kein einziger der im Saal versammelten Gäste jemals zuvor bei ihm erlebt hatte: Die Lippen des Jungen kräuselten sich vor Stolz, ja beinahe Hochmut. Etwas, das lange in Buntokapi geschlummert hatte, war jetzt erwacht – dieselbe Gier nach Macht, die noch einen Augenblick zuvor Jiro gezeigt hatte. Nun war es für Buntokapi kein Traum mehr, sondern etwas, das er bereits fest in den Händen hielt. Der Blick in seinen Augen und das plötzlich so selbstbewußte Lächeln verrieten deutlich, daß er lieber sterben würde, als sich diese Macht wieder entreißen zu lassen. »Ich hoffe, Ihr habt recht, Mylord«, flüsterte der Erste Berater.
Der Herrscher der Anasati, der in dem aus sorgfältig übereinander gelegten Schichten bestehenden Gewand ziemlich zerknittert aussah, beachtete die Bemerkung nicht. Doch Chumaka konnte die Schleifen am Rücken der kostbaren Kleider seines Herrn vor Wut zittern sehen, während Maras Bedienstete das Verlobungsritual zu Ende führten und dann die Halle verließen. Dem Ersten Berater der Anasati war nur zu klar, daß der Mördervogel nicht weniger tödlich war, wenn er von drückenden
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