Die Auserwaehlte
bemerkt hatte, war es weiterhin ein Mysterium, was es war, das so fremdartigen Kreaturen wie den Cho-ja gefallen mochte.
Als Lujan und seine Truppe sich auf den Weg in die Berge machten, um nach neuen Rekruten Ausschau zu halten, waren die anderen so sehr in die Vorbereitungen für die Reise zu den Cho-ja vertieft, daß es niemand bemerkte. Bedienstete eilten hin und her und schafften immer mehr Vorräte für die Eskorte herbei.
Mara verließ ihre Gemächer einige Zeit vor der Morgendämmerung. Die Hirten hatten noch nicht begonnen, die Needras auf die Weiden zu treiben, und Nebel hing noch ruhig über dem vor Feuchtigkeit glänzenden Gras. Mara trug dunkle Reisekleidung, um sich vor der Feuchtigkeit zu schützen, und wartete vor einer schlichten Sänfte mit Jican an ihrer Seite. Seine Rechentafel war über und über mit Notizen beschrieben, und er hielt den Griffel in der Hand, während Mara letzte Befehle und Anweisungen diktierte.
Plötzlich biß sie sich aufgewühlt auf die Lippe. »Bei den Göttern, vor lauter Aufregung hätte ich es beinahe vergessen!«
Jican wölbte seine Brauen. »Mistress?«
»Die Einladungen zur Hochzeit.« Mara schüttelte verärgert den Kopf. »Nacoya wird Euch die entsprechenden Verse mitteilen. Sie weiß ohnehin besser als ich, wer eingeladen werden muß und wen wir ignorieren sollten. Denkt daran, sie zu bitten, an meiner Stelle die notwendigen Schritte in die Wege zu leiten, da ich es vergessen habe.«
Jican stellte eine weitere Frage, während er eilig weiterschrieb. »Was ist mit dem Verkauf des Sommerviehs, Mistresj Die Tiere, die wir versteigern wollen, müssen wir bereits vorher bei der Gilde der Needra-Züchter registrieren lassen.«
»Ihr habt bisher gute Entscheidungen getroffen«, sagte Mara in dem Bewußtsein, daß ihr die Zeit davonlief. »Ich vertraue Eurem Urteil.« Keyoke trat mit einer Truppe ausgewählter Krieger herbei, und Papewaio und Arakasi standen bereits wartend ein kleines Stück abseits und unterhielten sich.
Die Männer versammelten sich mit der ruhigen Tüchtigkeit erfahrener Soldaten, und bald hatte auch der letzte seinen Platz eingenommen. Keyoke näherte sich; er trug die dunkle, praktische Rüstung, die sich für eine unauffällige Reise durch die Wildnis eignete. Sein Offiziershelm hatte nur einen einzigen, kurzen Federbusch, und das verzierte Zeremonienschwert hatte er gegen jenes eingetauscht, das er im Kampf bevorzugte.
Keyoke verbeugte sich vor Mara. »Mistress, die Männer sind bereit. Die Träger mit den Vorräten warten, und die Fährtensucher sind schon unterwegs. Wir können aufbrechen, sobald Ihr den Befehl erteilt.«
Mara entließ Jican, nachdem sie ihm Glück und ehrlichen Handel gewünscht hatte. Dann stieg sie in ihre Sänfte und ließ sich in die Kissen fallen. »Laßt die Männer marschieren«, befahl sie.
Als die halbnackten Träger sich hinabbeugten, um das Gewicht des Gefährts auf ihre Schultern zu nehmen, spürte sie einen Anflug von Furcht. Dies war kein offizieller Besuch bei einem anderen Herrscher, sondern ein gewagter, mutiger Schritt, um im Spiel des Rates einen Vorteil über jeden der anderen Spieler zu erringen; eine solche Kühnheit barg viele Risiken. Und während die Reisegesellschaft auf einen kleinen Hügel zumarschierte und das Herrenhaus allmählich ihren Blicken entschwand, fragte sich Mara, ob sie es wohl jemals wiedersehen würde.
Arakasi führte die kleine Gruppe der Acoma auf verborgenen Pfaden und Wegen durch das Hinterland. Von Tag zu Tag mehrten sich die Zeichen der Anspannung, der die Soldaten ausgesetzt waren. Tsuramsche Krieger würden in der Gegenwart einer Lady oder eines Lords niemals die Kontrolle verlieren, doch Mara hatte bei vorangegangenen Reisen ihren unruhigen Unterhaltungen gelauscht, ihrem Geplänkel, ihren Witzen am Lagerfeuer. Jetzt verhielten sich die Männer vollkommen ruhig; sie brachen ihr Schweigen nur bei äußerster Notwendigkeit und dann im Flüsterton. Ihre gewöhnlich lebhaften Gesichter waren jetzt durch und durch den ausdruckslosen Masken tsuranischer Soldaten gewichen.
Den dritten Tag verbrachten sie bis zum Einbruch der Nacht in einem Versteck, dann schlichen sie durch die Dunkelheit und kauten Thyza-Brot und Needra-Fleisch, um nicht entdeckt zu werden. Bei Anbruch des nächsten Tages marschierten sie tief in den Herrschaftsbereich eines benachbarten Lords und kamen seinen Wachpatrouillen mehrere Male gefährlich nahe. Keyoke hielt seine Männer eng zusammen und
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