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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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ging jedem Kontakt aus dem Weg. Es war gut möglich, daß selbst ein nicht ganz so mächtiger Lord die Gelegenheit beim Schöpfe packen und zu einem Schlag gegen die Eindringlinge ausholen würde, wenn er seinen Soldaten zutraute, Mara und ihre fünfzig Wachen besiegen zu können. Und falls ein anderer Lord von der Geburt der Königin erfahren hatte, war es nicht nur möglich, daß sie unterwegs überfallen würden, sondern sogar ziemlich wahrscheinlich.
    Mara fühlte sich die ganze Zeit über müde und erschöpft, fand aber dennoch keine Ruhe; daran waren nicht nur das ununterbrochene Reisen und die immer gegenwärtige Furcht schuld, sondern auch eine sonderbare Erregung. Wenn sie diesen neuen Schwarm tatsächlich für sich gewinnen könnte, würde das dem Überleben der Acoma mehr helfen als ein Dutzend schlauer Schachzüge im Hohen Rat.
    Vier weitere erschöpfende Tage vergingen. Die Gruppe schlief zu den ungewöhnlichsten Zeiten, denn die Nächte mußten genutzt werden, um den Patrouillen auszuweichen oder riesige Weiden und Thyza-Felder zu überqueren, die sich an den Ufern der vielen Nebenflüsse des Gagann hinzogen. Die Sklaven übernahmen dann die Nachhut und richteten die abgeknickten Sämlinge wieder auf, um alle Spuren zu beseitigen, die auf ihre Gegenwart schließen ließen. Bei Sonnenaufgang des neunten Tages setzte Mara sich wie die Soldaten auf die bloße Erde und aß Käse und Reisekekse. Sie rief Keyoke und Arakasi zu sich.
    Beide lehnten es ab, etwas zu essen, denn sie hatten bereits kurz zuvor die gleichen kalten Rationen zu sich genommen. Mara betrachtete ihre Gesichter, das eine faltig, ledrig, sehr vertraut und so beständig wie der tägliche Sonnenaufgang, das andere wenig mehr als eine Illusion, eine Maske, die immer derjenigen Person entsprach, die gerade erwünscht war. »Wir haben jetzt drei Herrschaftsbereiche durchquert, jede davon gut bewacht. Dennoch hat keine einzige Patrouille Alarm geschlagen. Soll ich das den außerordentlichen Fähigkeiten meines Führers und meines Kommandeurs zuschreiben, oder ist es immer so einfach für bewaffnete Soldaten, in fremde Domänen des Kaiserreiches einzudringen?«
    »Eine interessante Frage, Mistress.« Arakasi bedachte sie mit einem Blick, der eine Spur Respekt enthielt. »Um zu wissen, daß Keyoke ein hervorragender Offizier ist, benötigt man kein Netzwerk von Spionen. Im ganzen Kaiserreich achtet man seine Erfahrung.«
    Bei diesem Kompliment sah Keyoke den Supai an. »Ohne die Führung Arakasis wäre es nicht so gut gelaufen. Sein Wissen über das Hinterland ist beeindruckend, etwas, das für die Acoma in Zukunft noch sehr wertvoll sein wird.«
    Mara erkannte sofort, daß Keyokes Bemerkung indirekt zeigte, daß er Arakasi mittlerweile stillschweigend akzeptiert hatte. Der Supai wirkte so konzentriert und aufmerksam wie ein Soldat, und diesmal schien es sein natürliches Verhalten zu sein. Die Fähigkeit des Mannes, so zu erscheinen, wie er es gerade wünschte, verunsicherte Mara ein bißchen. »Sagt mir freiheraus«, forderte sie ihn auf, »würdet Ihr es als einfach bezeichnen, wenn Ihr eine bewaffnete Gruppe durch das Land der Acoma führen müßtet?«
    Arakasi lachte; ein unerwarteter Klang in diesem von Ernst erfüllten Lager. »Mistress, ganz sicher nicht. Keyoke wird weithin bewundert wegen seiner Kenntnisse der Kriegskunst. Er weiß um die Gefahren, die regelmäßige, sich niemals ändernde Patrouillen mit sich bringen. Er ist umsichtig und listig, selbst wenn er nur eine geringe Anzahl von Soldaten befehligt.« Mit einem respektvollen Blick auf den Kommandeur fügte er hinzu:
    »Besonders, wenn er nur eine geringe Anzahl von Soldaten befehligt. Es ist schon schwierig für einen Mann, in das Land der Acoma einzudringen, und erst recht für eine ganze Streitmacht.«
    Keyoke griff den kleinen Widerspruch auf. »Ihr sagtet ›schwierig‹, nicht ›unmöglich‹.«
    Arakasi nickte zustimmend. »Das ist wahr.«
    »Lujans Graue Krieger schienen keine großen Schwierigkeiten gehabt zu haben, unsere Needras zu stehlen«, sagte Mara.
    Arakasi konnte sich ein leichtes Grinsen nicht verkneifen. »Ebenfalls wahr, aber er hatte einen Vorteil: Ich erklärte ihm, wann und wo er zuschlagen sollte.«
    Keyoke wurde gefährlich still. »Es scheint, daß wir einiges zu besprechen haben.« Seine Geste drückte die Bitte aus, sich zurückziehen zu dürfen. »Mylady?«
    Mara ließ sich mit ihrer Zustimmung noch Zeit. »Gibt es irgendeine Domäne im

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