Die Auserwaehlte
längere Pause und unterhielt sich mit der jungen Königin. »Sicherlich unterscheidet Ihr Menschen Euch sehr von uns«, sagte sie dann zu Mara.
Mara leckte sich über die Lippen und schmeckte Schweiß. Die Belastung der Situation durfte sie nicht zu unüberlegtem Handeln treiben. Tief unter der Erde, mit nur sechs ihrer Krieger zwischen sich und den strengsten, aufmerksamsten Soldaten des Stocks konnte sich eine einzige Bewegung zur falschen Zeit als fatal herausstellen. »Ich bin die Herrscherin der Acoma«, sagte Mara vorsichtig. »Und ich erkläre, es gibt kein Haus im Kaiserreich, das es wagen darf zu behaupten, über meine Ressourcen Bescheid zu wissen. Dieser mitbietende Lord verhält sich ehrlos beim Handeln, und seine Behauptung ist ein Angriff gegen mein Haus.« Die stolze Haltung ihrer Vorfahren verbarg Maras Furcht, und sie trat einen Schritt vor; dann blickte sie die junge Königin direkt an. »Lady der Cho-ja, ich verhandele in gutem Glauben. Ihr sollt wissen, daß ich als eine Acoma mein Wort für wichtiger erachte als mein Leben.«
Es zerriß Maya beinahe innerlich, als sie warten mußte, bis ihre Worte übersetzt waren, doch mit geballten Händen hielt sie aus. Die junge Königin betrachtete die menschliche Besucherin mit offener Neugier, während die alte Königin dem Boten neue Anweisungen gab. Mara hatte den ungesehenen Rivalen über der Erde jetzt mit Fragen der Ehre herausgefordert, und ein Blutvergießen bis hinein in den Schwarm konnte die Folge sein. Sie kämpfte gegen einen Anfall von Panik und fluchte innerlich. Nicht zu wissen, wer ihr Mitstreiter war, erwies sich als deutlicher Nachteil.
Ein schwaches Scharren erklang im Gang, als der nächste Bote in Sicht kam. Die alte Königin hörte ihn an und gab dann die Nachricht an Mara weiter. »Herrscherin, der Lord dort oben gesteht zu, daß seine Worte in Wut gesprochen waren und ihr möglicherweise die Waffenschmiede besitzt, um die versprochene Verpflichtung erfüllen zu können. Doch er sagt auch, es wäre im ganzen Kaiserreich bekannt, daß sein Reichtum größer wäre als der der Acoma. Jedes Angebot der Lady Mara würde er überbieten, damit meine Tochter sich entscheidet, ihren neuen Stock auf seinem Land zu errichten.«
Die Jade-Armbänder klirrten in der Stille, als Mara sich aufrichtete. »Wer wagt es, sich damit zu brüsten, daß sein Reichtum dem meinen überlegen wäre?«
»Der Lord der Ekamchi«, antwortete die Königin.
Mara sah entsetzt zu Arakasi, denn der Name war ihr so gut wie unbekannt. Der Supai trat zu ihr. »Er ist der engste Freund der Inrodaka und einigermaßen wohlhabend, vermutlich besitzt er etwas mehr als Ihr. Sein Kriegsheer ist klein, auch wenn er möglicherweise eine Eskorte bei sich hat, die unsere an Stärke übertrifft. Ich habe ihn als einen fetten Mann in Erinnerung, der sich in keinerlei kriegerischen Auseinandersetzungen in irgendeiner Weise hervorgetan hat und ganz sicher nicht besonders viel Mut besitzt.«
Mara nickte. Die Geschwindigkeit, mit der der Lord von den Ekamchi die Behauptung, er kenne die Ressourcen der Acoma, zurückgezogen hatte, zeugte von der Zaghaftigkeit eines Mannes, der sich seiner selbst nicht sicher war. Mara setzte jetzt alles auf Arakasis unausgesprochenen Rat. »Je länger wir warten, desto eher verlieren wir unseren Vorteil. Ich denke, ein kühner Schritt ist jetzt angebracht.«
Der Supai warf ihr ein flüchtiges Lächeln zu, während er sich verbeugte und zu seinem Platz zurückkehrte. Sie bemühte sich, ihrer Stimme eine Zuversicht zu geben, die sie nicht empfand, und wandte sich an die junge Königin. »Königin der Cho-ja, ich behaupte hiermit, die Acoma werden jedes Angebot überbieten, das dieser arrogante Prahler dort oben aussprechen wird. Alle materiellen Güter, die er anbietet, werde ich Eurem Schwarm in ähnlicher Form zukommen lassen. Zudem verspreche ich Euch jeden Tag im Frühling lieblich duftende Blüten, damit Ihr die Freuden des Lebens oberhalb der Erde nicht vergeßt, während Ihr für Eure Untertanen sorgt. Ich werde Wandbehänge aus hübschen Farben von unseren geschicktesten Webern herstellen lassen, damit Ihr Euch in Eurer Unterkunft immer wohlfühlt, und diese Wandbehänge werden zu jeder neuen Jahreszeit erneuert werden, damit Ihr Eurer Umgebung nicht überdrüssig werdet. Und ich werde zu Euch kommen und bei Euch sitzen und mit Euch über die Geschehnisse im Kaiserreich diskutieren, damit Euer Verständnis für die Belange der Menschen
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