Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
Vom Netzwerk:
dies als das krasseste Verhalten einer typischen Krämerseele, und die Cho-ja waren nichts weiter als eine Rasse von Kaufleuten. Ihre legendäre Loyalität stand dem höchsten Bieter zur freien Verfügung, und sollten die Cho-ja ein besseres Angebot eines konkurrierenden Lords erhalten, stand sie möglicherweise neu zur Diskussion. Eine der großen Säulen, auf die sich die Machtstrukturen des Kaiserreiches stützten, war weitaus bröckeliger, als sich irgend jemand vorstellen konnte. Niemals hatte jemand daran gedacht, Kontakt mit dem Schwarm auf dem Gebiet eines anderen Herrschers aufzunehmen und so die Loyalität der Cho-ja auf die Probe zu stellen. Trotz ihrer Bestürzung wurde Mara jedoch auch der Vorteile gewahr: So lange niemand im Kaiserreich die Wahrheit kannte, konnte sie dieses Wissen für ihre eigenen Zwecke einsetzen – vorausgesetzt, sie überlebte die nächste Stunde.
    »Keyoke.« Mara winkte den Kommandeur zu sich heran. »Wir müssen die Krieger, die mit uns gekommen sind, zu absolutem Schweigen verpflichten.« Ihr Gesicht zeigte keinerlei Regung, als sie fortfuhr: »Und es muß unter allen Umständen verhindert werden, daß die Sklaven enthüllen könnten, was sie soeben gehört haben.« Mehr sagte sie nicht, doch der alte Krieger wußte auch so, daß sie eben das Todesurteil über acht Männer gesprochen hatte. Im Flüsterton gab er die Nachricht an Arakasi weiter, der mit ausdruckslosem Gesicht kurz nickte und mit dieser Geste zeigte, daß er die Entscheidung befürwortete.
    Mara richtete sich auf. »Dann sollten wir gemeinsam verhandeln«, meinte sie zu der alten Königin.
    Die Vorstellung gefiel der alten Königin, und sie trillerte vor Aufregung und Vergnügen. »Ich werde den anderen Menschen-Herrscher benachrichtigen lassen, daß jemand mitbietet.«
    Die Königin gab den wartenden Cho-ja-Arbeitern einen entsprechenden Auftrag. Sie stammten aus der kleineren, intelligenteren Klasse der Handwerker. Mara wirkte nach außen hin ruhig, während sie davontrippelten. Andere Arbeiter betraten die Kammer, und bald wurde deutlich, daß sie eine Staffel von Boten aufbauten, da der neu hinzugekommene Lord lieber von der Oberfläche aus verhandeln wollte, wie es der Tradition der Tsurani entsprach. Mara bemühte sich herauszufinden, welchen Vorteil sie aus diesem Umstand ziehen konnte.
    Die erste Nachricht von oben traf ein, und nach einer klickenden Unterredung mit dem Kurier wandte sich die Matriarchin des Schwarms an Mara: »Euer Rivale besitzt ebenfalls feines Weideland, das das ganze Jahr über trocken und frei von Baumwurzeln ist und nahe bei gutem Wasser liegt. Er behauptet auch, daß sein Boden sandig ist und sich gut für den Ausbau der Tunnel eignet.« Sie hielt inne und beriet sich mit ihrer Tochter. »Lady der Acoma, meine Brut möchte gerne wissen, ob Ihr Euer Angebot verbessern wollt.«
    Mara widerstand dem Drang, sich die Fransen des Kissens um die Finger zu wickeln. »Bitte sagt Eurer Tochter, daß man in sandiger Muttererde zwar leicht graben kann, sie aber auch Wasser filtert und leicht einstürzt.«
    Die alte Königin amüsierte sich köstlich und gab wieder ihr merkwürdiges Lachen von sich. »Wir wissen das, Lady der Acoma. Wir finden es sehr unterhaltsam, daß ein Mensch glaubt, mehr über den Bau von Tunnel zu wissen als wir Cho-ja. Doch sandiger Boden bereitet uns keine Probleme.«
    Mara dachte schnell nach. »Ihr seid die besten Arbeiter der Welt, und dennoch werde ich Sklaven zur Verfügung stellen, die beim Graben helfen, damit die Wartezeit oberhalb der Erde so kurz wie möglich für Eure Tochter wird. Einhundert Krieger werden den Ort bewachen, und mein eigener Pavillon wird sie von der Sonne schützen, bis ihre Kammern tief unter der Erde fertig sind.« Mara schluckte schwer. »Zusätzlich erhält sie jeden Tag, den sie oberhalb der Erde verbringt, zwanzig Körbe mit Früchten und Thyza aus der Ernte meiner eigenen Felder, damit ihre Arbeiter sich der Herstellung der Tunnel widmen können, ohne sich um Nahrung kümmern zu müssen.«
    Die alte Königin gab klickend die Übersetzung weiter, und die junge Königin antwortete. Einen Augenblick später trippelte ein Bote den Gang entlang zur Erdoberfläche. Mara schwitzte leicht in der würzigen Wärme, aber sie bemühte sich, jedes Anzeichen von Unruhe zu unterdrücken. Sie befürchtete schon, daß die Verhandlungen sehr zäh verlaufen würden, da kehrte der Bote unerwartet schnell zurück.
    Als ihrer Tochter das neue Angebot

Weitere Kostenlose Bücher