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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Bosworth
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Mädchen nicht.
    Prophet saß an der Stirnseite des Tischs, wandte sich jedoch einer Frau mit dunkelblondem Haar zu, das nach vorn fiel und ihr Gesicht verbarg. Sie war kein Apostel. Prophets Hand lag auf ihrer und streichelte sie zärtlich. Als ich den Raum betrat, drehte die Frau den Kopf und sah mich an. Sie lächelte, und trotz der Narben, die kreuz und quer über ihr Gesicht verliefen, sah sie in ihrem weißen Leinenkleid seltsam schön aus wie ein verwundeter Engel.
    »Mia«, sagte sie, erhob sich und kam auf mich zu. Sie nahm meine Hände. Einen Moment lang blickten wir uns in die Augen. Dann zog sie mich in eine feste Umarmung.
    »Ich bin so froh, dass du hier bist«, sagte Mom. »Ich bin so glücklich . Ich hätte es nie für möglich gehalten, dass ich so etwas empfinden könnte. Einen solchen … inneren Frieden.«
    »Mir geht es genauso«, entgegnete ich. Über Moms Schulter sah ich, wie Prophet und seine Apostel uns beobachteten. Vor allem ein Apostel erregte meine Aufmerksamkeit. Er hatte dunkles Haar, das ordentlich gescheitelt und hinter die Ohren gekämmt war, und blaue Augen mit dunklen Wimpern. Ich brauchte einen Moment, bis ich ihn ohne seine Clark-Kent-Brille erkannte, doch dann schnappte ich nach Luft, als hätte mir jemand die Faust in die Magengrube gerammt.
    Der fehlende zwölfte Apostel.
    Jeremy. Der Judas. Der Verräter.
    Aber wen hatte er verraten, Prophet oder mich?
    »Stimmt irgendwas nicht, Mia?«, erkundigte sich Mom, als sie spürte, wie ich mich verkrampfte. Sie ließ mich los und trat einen Schritt zurück.
    »Jeremy«, sagte ich. »Was machst du denn hier?« Schon wieder diese Frage, die ich ihm ständig stellte.
    »Ich habe dich hierhergebracht«, antwortete er. »Vater wollte dich, und ich habe dich zu ihm gebracht.«
    Prophet legte Jeremy eine Hand auf die Schulter. »Du enttäuschst mich nie, mein Sohn.«
    »Danke, Vater.«
    Prophet erhob sich. »Kinder, lasst uns Mia in unserer Gemeinde willkommen heißen. Gott hat sie auserwählt, wie Er euch auserwählt hat, und Er hat sie mit Seiner Kraft ausgestattet … einer Kraft, die wir brauchen, um den Plan auszuführen, den Gott mir mitgeteilt hat. Mia Price wird unseren Kreis als dreizehnter Apostel vervollständigen.«
    Die Zwillingsschwester drehte sich zu Prophet. »Aber, Vater … dreizehn! Das ist eine unheilige Zahl! Und sie …« Das Mädchen richtete den Blick auf mich. »Sie hat sich noch nicht bewiesen. Woher willst du wissen, dass man ihr vertrauen kann?«
    Prophet lächelte das Mädchen gütig an, doch seine weißen Augen waren ein wenig schmaler geworden. »Iris, wann habe ich dein Vertrauen verloren?«
    Die Zwillingsschwester, Iris, wurde stocksteif auf ihrem Stuhl. »Du hast mein Vertrauen, Vater«, murmelte sie.
    Prophet ließ den Blick über die übrigen Apostel wandern. »Wir fürchten keine Zahl, nicht einmal die Dreizehn. Eine Zahl besitzt keine Macht. Die Macht liegt in unseren Händen.«
    Er hielt die Hände hoch und zeigte die verzweigten Blitzschlag-Narben auf seinen Handflächen.
    »Die Macht liegt in unseren Händen«, wiederholten die Apostel einstimmig. Jeder Apostel legte die rechte Hand auf einen anderen Körperteil. Iris legte ihre rechte Hand auf ihren Kopf. Ihr Zwillingsbruder platzierte seine rechte Hand auf seiner linken Schulter. Jeremy berührte sein Herz. Ich ertappte ihn dabei, wie er mich abermals ansah, doch dieses Mal verengten sich seine Augen ein wenig, als er mein Gesicht forschend betrachtete.
    »Die Macht liegt in unseren Händen, und unsere Hände verrichten das Werk Gottes«, schloss Prophet.
    »Die Macht liegt in unseren Händen, und mit unseren Händen verrichten wir das Werk Gottes«, plapperten die Apostel nach.
    Iris, deren Hand nach wie vor auf ihrem Kopf ruhte, sah mich an. »Wo ist das Licht Gottes in dich eingedrungen?«, fragte sie. Aus ihrem Tonfall war noch immer ein Rest von Bitterkeit herauszuhören, ein Tropfen Gift.
    Ich schüttelte verwirrt den Kopf. »Das Licht Gottes?«
    »Blitze.«
    Ich machte große Augen. »Ihr seid alle vom Blitz getroffen worden?«
    »Wir wurden alle auserwählt «, erklärte Iris. »Von Gott auserwählt.«
    Ihr Zwillingsbruder nickte. »Gott hat Sein heiliges Licht geschickt, um uns mit Seiner Kraft auszustatten, damit wir Seinen Plan ausführen können. Er hat jedem von uns eine Gabe geschenkt.«
    »Meinst du den Funken?«, spekulierte ich.
    Die Apostel sahen einander an, runzelten die Stirn und machten ein finsteres Gesicht, schüttelten

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