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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Bosworth
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befürchtete, ich könnte irgendetwas Unüberlegtes tun, durch die Straßen laufen und den Leuten zurufen, dass sie die Stadt verlassen sollen.« Jeremys Zittern hörte plötzlich auf. »Das Nächste, woran ich mich erinnern kann, ist, dass ich aufwachte und das Erdbeben vorbei war. Die Stadt lag in Trümmern, und unzählige Menschen … unzählige Menschen waren tot. Es war genau so, wie ich es gesehen hatte. Genau das, was ich hätte verhindern sollen.«
    »Jeremy …« Mir fiel nichts ein, was ich hätte sagen können. Es gab nichts zu sagen.
    »Als ich herausfand, was mein Vater getan hatte, drehte ich durch. Meine Brüder mussten mich festhalten, während Vater erklärte, dass es nicht seine Schuld sei, da Gott ihm befohlen hätte, nichts über das Erbeben zu sagen, bis kurz bevor es stattfinden würde. Er sagte, Gott wollte die Einwohner von Los Angeles demütigen. Aber ich wusste , dass er nach seinem eigenen Willen gehandelt hatte, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Damit war für mich Schluss. Der Bann, mit dem er mich belegt hatte, war gebrochen. Er hatte keine Kontrolle mehr über mich. Ich tat so, als würde ich ihm verzeihen, da ich nicht wusste, was ich sonst hätte tun sollen. Mir war klar, dass ich mich in Gefahr begeben hätte, wenn ich ihm meine Meinung gesagt hätte. Ich hatte ihn schon wütend erlebt und war mir darüber im Klaren, dass er nicht davor zurückschreckt, Leuten wehzutun, die ihm in die Quere kommen. Es gab da eine Frau, die nach dem Beben der Kirche des Lichts beigetreten ist. Ich mochte sie, aber irgendwas an ihr war merkwürdig. Obwohl sie sich im Weiß der Jünger kleidete, sah sie nie wie eine Jüngerin aus, zumindest nicht ihre Augen. Sie hielt sich ständig in Vaters Nähe auf, schmierte ihm Honig um den Bart, flirtete mit ihm. Eines Tages war sie dann plötzlich verschwunden. Als ich Vater fragte, was mit ihr passiert sei, lächelte er nur. Er hat mir die Frage nie beantwortet.« Jeremy schüttelte den Kopf. »Ich wünschte, ich könnte mich an den Namen der Frau erinnern.«
    »Irene«, sagte ich leise. »Sie war eine Suchende.«
    »›War‹?« Jeremy bedeckte seine Augen.
    »Erzähl mir den Rest«, bat ich.
    Jeremy nickte und ließ sich einen Moment Zeit, um seine Gedanken zu sammeln. »Wie ich dir schon gesagt habe, ich hatte immer Visionen von dir. Aber nach dem Beben nahm ihre Häufigkeit zu. An einem Tag konnte ich nicht mal aus dem Bett aufstehen, so schnell folgten die Visionen aufeinander. Ich sah nichts anderes mehr. Nur noch dich. Immer und immer wieder dich.«
    »Und den Tower.«
    »Den Tower, ja, aber mir erschienen auch andere Dinge. Kurze Einblendungen mit der Skyline-Highschool, mit deinem Haus, mit deiner Mom und deinem Bruder. Die Visionen haben mich zu dir geführt, und wie ich schon gesagt habe, gibt es immer einen Grund für meine Visionen.«
    »Dann kannst du also Dinge verändern.«
    »Vater konnte nur Bruchstücke meiner Gedanken lesen – genug, um zu wissen, dass ich dir näherkam. Er hat mir gesagt, dass ich dich zu ihm bringen soll, weil er dich braucht, um das Unwetter Gottes zu erzeugen. Ich … ich dachte, wenn ich …«
    »Wenn du mich loswirst?«, schlug ich vor. Ich bemühte mich, fröhlich zu klingen, was Jeremy zusammenzucken ließ.
    »Ja«, sagte er. »Aber als ich dich dann tatsächlich gesehen habe, lebendig, vor meinen Augen, nicht nur in irgendeiner Vision … konnte ich meinen Plan einfach nicht durchziehen. Aber ich konnte mich auch nicht aus dem Staub machen. Ich musste dich beschützen. Musste dich von den Suchenden fernhalten und vom Tower und vor allem von meinem Vater. Das Gewitter, das an dem Tag des Bebens herrschte, war seine Inspiration.«
    »Selbst ein Gewitter und selbst ein Erdbeben erzeugen?«, fragte ich skeptisch. »Hältst du das tatsächlich für möglich?«
    »Vieles von dem, was er tut, ist eigentlich unmöglich, aber er tut es trotzdem. Allerdings schafft er das nicht allein. Er braucht seine Apostel und seine Jünger, vor allem diejenigen, die das Licht in sich tragen und ihm Treue geschworen haben. Dich braucht er von allen am dringendsten. Du bist diejenige, auf die er zählt, um seinem Unwetter Blitze zu verleihen. Und ein Blitz wird das sechste Siegel brechen.«
    »Aber ich dachte, die Siegel wären nur Omen«, wandte ich ein. »Keine tatsächlichen Siegel. Das haben mir zumindest die Suchenden gesagt.«
    »Das sechste Siegel ist anders. Es handelt sich dabei um die Puente-Hills-Verwerfung, und wenn sie ein

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