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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Bosworth
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besondere Kräfte, aber er ist trotzdem Manns genug, um sich für etwas einzusetzen. Er hat keine Angst davor, für das zu kämpfen, an das er glaubt.«
    Woran glaubte Parker? An die Sache der Suchenden? An Prophets Fähigkeit, Mom zu heilen? An den bevorstehenden Weltuntergang? Ich konnte ihn nicht genau einordnen.
    Ich trat einen Schritt zurück. Katrina versuchte, ihre Erleichterung zu verbergen, aber ich erkannte sie trotzdem. Ich wusste, wie es aussah, wenn andere Leute Angst vor mir hatten.
    »Was muss ich tun, damit ihr uns in Ruhe lasst?«, fragte ich.
    »Wie wär’s mit einem Handel?«, erwiderte Katrina. »Wir vergessen deinen Bruder und rücken ihm nie wieder auf die Pelle, wenn du dich uns anschließt und dich gegen Prophet und seine Jünger zur Wehr setzt, sobald das Unwetter kommt.«
    »Und was ist, wenn ich mich weigere?«, fragte ich.
    Katrina lächelte. »Das wirst du nicht tun.«
    »Bekomme ich wenigstens ein bisschen Zeit, um es mir zu überlegen?«
    »Das ist ein einmaliges Angebot, und es läuft in zehn Sekunden ab. Zehn … neun … acht …«
    »Gib mir einen Tag.«
    »Sieben … sechs … fünf …«
    »Ich brauche mehr Zeit!«
    »Tut mir leid, viel Zeit bleibt dir nicht mehr. Vier … drei … zwei …«
    »Also gut!« Ich hätte sie am liebsten erwürgt, aber meine Schultern wurden schlaff, und mein Mut verließ mich. Wenn das der einzige Weg war, wie ich Parker vor den Suchenden schützen konnte, wie ich ihn vor sich selbst schützen konnte, dann blieb mir nichts anderes übrig.
    »Ich schließe mich euch an«, sagte ich, »wenn ihr – ihr alle – mir versprecht, dass ihr euch von meiner Mutter und meinem Bruder fernhaltet, auch wenn sie es nicht möchten. Parker ist von jetzt an tabu, verstanden?«
    »Abgemacht.« Sie hielt mir ihre rechte Hand hin und präsentierte das knotige Brandmal auf ihrer Handfläche. »Hand drauf?«
    Ich betrachtete ihre Hand und wünschte, ich hätte sie am Morgen auf der Mädchentoilette nicht geschüttelt. Was dachte ich mir eigentlich dabei, einen Deal mit diesen Leuten einzugehen? Würden sie mir auch ein Brandmal verpassen? Dazu würde ich meine Handschuhe ausziehen und meine Blitzschlag-Narben offenbaren müssen. Das konnte ich nicht tun. Das würde ich nicht tun.
    Katrinas Hand wartete. Ich ignorierte sie.
    »Ich habe dein Versprechen«, sagte ich zu ihr und ging die Treppe hinauf. Ich musste noch meine verloren gegangenen Familienmitglieder auflesen.
    Katrina rief mir hinterher: »Dann sehen wir dich morgen hier, in aller Frühe.«
    »Wozu?«
    »Initiation. Um Punkt sieben Uhr in Onkel Kales Klassenzimmer. Komm nicht zu spät.«
    Ich blieb vor Mr Kales Klassenzimmertür stehen, die einen Spalt geöffnet war – weit genug, dass ich hineinspähen konnte, ohne selbst gesehen zu werden.
    Die Stühle waren im Kreis aufgestellt worden. Ungefähr fünfzehn Personen saßen da, unter ihnen waren Mom und Parker und auch Mr Kale. Ich erkannte ein paar Skyline-Schüler sowie zwei Lehrer, darunter meine Geschichtslehrerin Ms Markovic, die stand und zu dem Kreis sprach. Das überraschte mich. Da Ms Markovic im Stundenplan ersetzt worden war, hatte ich angenommen, sie habe die Stadt verlassen. An der Anspannung um ihre Augen und an den neuen grauen Strähnen in ihrem Haar erkannte ich jedoch, dass sie noch nicht bereit war, sich wieder vor eine Klasse zu stellen. Sie wirkte beinahe so ruhelos wie Mom, und ich fragte mich, was sie seit dem Beben durchgemacht hatte. Wen sie verloren hatte.
    Mein Plan war gewesen, das Geschehen in Mr Kales Klassenzimmer kurz zu unterbrechen, mir Parker und Mom zu schnappen und wieder aus der Schule zu verschwinden. Doch bevor ich eine Gelegenheit dazu hatte, murmelte Ms Markovic: »Danke fürs Zuhören«, und setzte sich hin.
    »Danke, dass Sie uns von Ihren Erfahrungen berichtet haben«, sagte Mr Kale mit einer leiseren Variante seiner grollenden Stimme. »Das war sehr mutig von Ihnen. Wer möchte uns als Nächstes etwas erzählen?«
    Er ließ den Blick durch den Raum schweifen. Ich hätte von der Tür weggehen sollen, doch sie war wirklich nur einen Spalt geöffnet, und ich dachte nicht, dass er mich entdecken würde.
    Sein Blick begegnete meinem, und er hielt inne.
    Ich wollte mich entfernen, bevor er mich erkannte, zögerte jedoch einen Sekundenbruchteil zu lange. In meinem Kopf setzte ein Summen ein, und alles in mir kam zum Stillstand.
    Bleiben Sie hier, sagte seine Stimme in meinem Kopf. Hören Sie zu.
    Sein Blick löste sich

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