Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Bosworth
Vom Netzwerk:
wir gewinnen, sehen wir uns, nachdem alles vorbei ist.
    Parker
    Ich knüllte die Nachricht zusammen und warf sie gegen den Spiegel, der über Parkers Kommode hing. Am liebsten hätte ich geschrien.
    »Sie sind nicht mehr da«, sagte ich, als ich zu Jeremy zurückging, der im Wohnzimmer auf mich wartete. »Parker ist den Suchenden beigetreten. Meine Mom …« Ich dachte daran, wie Mom sich am Morgen benommen hatte, mit welcher Endgültigkeit sie »Auf Wiedersehen, Mia« gesagt hatte.
    Ich wusste genau, wo sie war.
    Jeremy ging einen Schritt auf mich zu, dann blieb er stehen. Noch zwei Schritte, und er hätte die Arme ausstrecken und mich berühren können. Ich wollte auf der Stelle von ihm angefasst werden. Ich wollte die Geborgenheit spüren, die mir seine Wärme vermittelte. Nichts wünschte ich mir sehnlicher.
    Doch ich blieb, wo ich war.
    »Ich muss los und meine Mom nach Hause holen«, sagte ich zu ihm.
    »Du weißt, wo sie ist?«, fragte er, und ich nickte.
    »Sie ist zum Weißen Zelt gegangen.«
    Ich ging in Richtung Tür, doch Jeremy rührte sich nicht vom Fleck. »Komm schon«, forderte ich ihn auf. »Es ist fast Mitternacht. Wir müssen los.«
    »Mia … was ist, wenn deine Mom nicht mitkommen will?«
    Ich hob die Hände, da ich darauf keine Antwort hatte. »Kommst du mit oder nicht?«
    Er fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Ich begleite dich, aber …« Er musterte mich von Kopf bis Fuß. »Wir müssen uns zuerst umziehen.«
    Jeremy hatte seine Ledertasche mit ins Haus genommen, damit sie nicht von den Obdachlosen gestohlen wurde. Er ging in Parkers Zimmer, um sich umzuziehen. Anscheinend hatte er für den Fall, dass ich mich bereiterklären sollte, mit ihm die Stadt zu verlassen, ein paar Sachen eingepackt, und seine weißen Jeans gehörten dazu.
    Ich hatte es immer vermieden, weiße Bekleidung zu tragen, auch schon bevor die Jünger Weiß zu meiner meistgehassten Nicht-Farbe gemacht hatten. Ich befürchtete, dass sich das Rot meiner Blitzschlag-Narben durch den hellen Stoff abzeichnen könnte. Mom besaß weiße Jeans, die mir einigermaßen passten, und ganz unten in einer ihrer Schubladen fand ich einen weißen Rollkragenpullover, den sie nicht mehr getragen hatte, seit sie vor Jahren zum letzten Mal Skilaufen gewesen war. Da ich keine weißen Handschuhe zur Verfügung hatte, blieb mir nichts anderes übrig, als mit meinen üblichen schwarzen vorliebzunehmen.
    Nachdem ich mich umgezogen hatte, klopfte ich an die geschlossene Tür von Parkers Zimmer. Da ich keine Antwort bekam, machte ich sie auf.
    »Jeremy, bist du … Oh!«
    Jeremy stand mit nacktem Oberkörper da und kehrte mir den Rücken zu. Mein Blick wanderte an seinem Körper hinauf und über seinen langen, schlanken Rücken. Dann schlüpfte er in ein weißes Hemd und knöpfte es zu.
    Er drehte sich zu mir um, musterte mich von Kopf bis Fuß, und ich tat dasselbe bei ihm.
    »Praktisch, dass du deine weißen Jeans mitgebracht hast«, sagte ich.
    Er nickte. Ich dachte, er würde mich womöglich fragen, warum ich meine schwarzen Handschuhe nicht ausgezogen hatte, doch wenn er Fragen hatte, behielt er sie für sich.
    33
    A m Strand brannten in Abständen Lagerfeuer, deren Flammen die Wände des Weißen Zelts in ein unheimliches kürbisfarbenes Licht tauchten. Hunderte Gestalten in Weiß strömten wie ein Fluss voll Milch über den Sand darauf zu.
    »Wir gehen rein und wieder raus, ohne Aufmerksamkeit zu erregen, okay?«, sagte Jeremy so leise, dass nur ich ihn hören konnte. »Falls wir deine Mom finden, darfst du auf keinen Fall eine Szene machen.«
    » Wenn «, erwiderte ich. »Nicht falls . Ich weiß, dass sie hier ist.«
    Er blieb stehen und drehte sich zu mir. »Ich meine es ernst, Mia. Wir müssen vorsichtig sein.«
    Ich sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. »Du benimmst dich, als wärst du schon mal hier gewesen.«
    »Ich habe das eine oder andere gehört, das ist alles.«
    Wir traten vom Asphalt in den Sand. Meine Füße versanken bis zu den Knöcheln. Jünger schlüpften aus ihren Schuhen und gingen barfuß, und die schmuddeligen, fast schon verwildert wirkenden Bewohner der Zeltstadt kamen wie Bussarde angeschossen, schnappten sich die Schuhe und huschten damit davon.
    So unwohl mir in Gegenwart von Hunderten von Jüngern auch war, ich fühlte mich sicherer unter ihnen, als ich mich gefühlt hätte, wenn ich wie sonst angezogen gewesen wäre. Der Strom von Jüngern wurde von Strandbewohnern flankiert, die sie beschimpften und ihnen

Weitere Kostenlose Bücher