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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Bosworth
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entschieden.«
    Ich presste meine Lippen auf die seinen, stürmisch, fordernd.
    Zeig mir etwas anderes. Zeig mir etwas anderes. Zeig mir etwas anderes.
    Dann fielen wir. Jeremy und ich fielen vom Tower, rasten in Richtung Boden, schneller und schneller, stürzten in eine der Spalten, so tief, so unvorstellbar tief, und dann …
    Der Wind schlug mir scheinbar von allen Seiten entgegen, als könne er sich nicht entscheiden, aus welcher Richtung er wehen solle. Ich konnte durch mein Haar, das mir gegen die Wangen peitschte, kaum etwas sehen.
    Es fing wieder von vorn an. Und hörte auf. Und fing wieder an.
    Und hörte auf.
    Und …
    Ich riss die Augen auf und sah eine dunkle Silhouette, die sich in einem unbeleuchteten Raum über mich beugte. Ich holte Luft, um zu schreien.
    »Du bist wach! Mia, es tut mir so leid. Ich hätte dich nicht anfassen dürfen. Ich habe nicht nachgedacht.«
    Jeremy. Bei der dunklen Silhouette handelte es sich um Jeremy. Wir befanden uns nicht mehr in der Wüste, und ich brauchte nicht zu schreien.
    Ich stieß einen Seufzer aus und setzte mich auf, vielleicht ein bisschen zu schnell, da mir schwindelig wurde. Es kam mir vor, als würde mein Gehirn in einen Strudel gesaugt werden. Ich presste die Handballen auf die Augen. »Was ist passiert? Warum ist es hier drinnen so dunkel?«
    »Das Feuer ist ausgegangen.«
    Ich warf einen Blick auf den offenen Kamin. Auf dem Sims brannte noch eine Kerze, doch das lodernde Feuer, das Jeremy gemacht hatte, war verloschen. Die Holzscheite glühten nicht einmal mehr.
    »Du warst stundenlang weg«, sagte Jeremy. »Ich habe immer wieder versucht, dich zu wecken, aber ich konnte nicht zu dir durchdringen. Es tut mir so leid, Mia. Ich habe schon öfter Leute in Visionen gefangen, aber noch nie so lange und noch nie unbeabsichtigt.«
    »Es ist nicht deine Schuld«, sagte ich ihm, als ich mich an meine Weigerung erinnerte, die Vision zu verlassen, bevor ich die Zukunft zu sehen bekam, die ich sehen wollte. Dazu war es jedoch nicht gekommen. Ich befand mich in einer Endlosschleife.
    Der Tower und das Unwetter. Der Tower und das Unwetter.
    Der Tower und das Unwetter … und Prophet.
    Es kommt kein Unwetter!
    Ich stand benommen auf. Jeremy schien wütend auf sich selbst zu sein, weil er nicht in der Lage war, mir aufzuhelfen. Seine Hände ballten sich zu Fäusten und hingen nutzlos herab.
    »Wo willst du hin?«
    Ich stolperte durch die Dunkelheit zur Tür und riss sie auf. Die Luft traf meine Haut, und mein Wettersinn regte sich mit neuer Intensität und ließ mich wie eine menschliche Stimmgabel vibrieren.
    Das Unwetter … Es war wieder da, und es war so nahe.
    Noch war der Himmel allerdings klar.
    Während ich dastand, setzte eine Brise ein, und das Kribbeln auf meiner Haut wurde um ein Vielfaches stärker. Auf dem Bürgersteig flatterte ein rotes Stück Papier vorbei. Ich lief die Stufen hinunter und schnappte es mir, ehe es fortgeweht werden konnte.
    »Mia?«
    Meine Hände zuckten vor Schreck und rissen das Flugblatt beinahe entzwei. Ich reichte es Jeremy und beobachtete, wie jegliche Farbe aus seinem Gesicht wich und seine Kiefermuskeln arbeiteten, als er es las.
    » Bitte beeilt euch, es wird Zeit «, murmelte ich. »Zeit wofür?«
    »Das ist eine Zeile aus einem Gedicht«, erklärte Jeremy. » Das wüste Land . T. S. Eliot.«
    Und dann verstand ich.
    Ich hob den Blick und sah Jeremy in die Augen. »Wir müssen weg aus Los Angeles.«
    32
    I ch wedelte mit dem Flugblatt vor Jeremys Gesicht. »Der Anfang vom Ende auf dem Dach der Welt. Damit ist der Tower gemeint, nicht wahr?«
    Jeremy fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Könnte sein.«
    »Das muss so sein! Diese Zeile von T. S. Eliot ist ein Passwort, um auf den Rove zu kommen, und derjenige, der das Flugblatt verfasst hat, verrät es allen. Für den Rove wird sonst keine Reklame gemacht. Exklusivität ist ein Teil seiner Anziehungskraft.« Ich tippte mit dem Finger auf die Worte und dachte nach. »Katrina hat gesagt, irgendein reicher Typ hätte den Tower gekauft und angeboten, den Rove dort zu veranstalten. Und Schiz hat in seinem Blog geschrieben, dass Prophet Immobilien in der Wüste kauft. Er ist derjenige! Die Zwillinge … die Apostel … sie haben gesagt, die Rover würden als Erste sterben, wenn sie nicht Buße tun. Prophet«, sagte ich, und es schnürte mir die Kehle zu. »Er hat die ganze Sache geplant, den Rove im Tower. Die Flugblätter.«
    Mir wurde bewusst, dass ich vor mich hin brabbelte, aber

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