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Die Auserwählte

Die Auserwählte

Titel: Die Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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schaute dabei auf einen kleinen Würfel mit Notizzetteln neben dem Telefon. »Gut. Nein. Ja. Nee, kein Wort«, sagte er, während er sich so herum drehte, daß er mit dem Rücken zu mir stand. Er senkte die Stimme. »Ja, ehrlich gesagt, ist gerade jemand hier und fragt nach dir…« hörte ich ihn sagen, als ein Hecheln und ein heftiges Rempeln gegen meinen linken Oberschenkel Tysons Rückkehr meldete. Ich behielt meinen Blick auf den jungen Mann gerichtet, während ich in die Hocke ging und den durchnäßten Ball aufhob.
    »Kann ich nicht…« sagte der junge Mann. Er drehte sich um und sah mich an. »Wie war noch mal Ihr Name?«
    »Isis«, antwortete ich.
    Er kehrte mir wieder den Rücken und beugte sich mit hochgezogenen Schultern leicht vor. »Isis«, hörte ich ihn sagen. Im nächsten Augenblick richtete er sich ruckartig auf. »Was?« donnerte er, und es klang sehr wütend. »Du meinst, das ist die hier? Du meinst, das ist diese Kuh hier; die hier?«
    Das wollte mir alles gar nicht so recht gefallen. Ein Plan, den ich eher zaghaft im Hinterkopf ausgeheckt hatte, drängte sich unvermittelt in den Vordergrund und verlangte nach einem unverzüglichen Ja oder Nein.
    Ich mußte nicht wirklich darüber nachdenken. Ich entschied, daß die Antwort Ja lauten würde, und warf den triefenden Gummiball in die Diele.
    Der Ball sprang knapp hinter dem jungen Mann auf den Teppich auf und hüpfte an ihm vorbei weiter durch die Diele; Tyson stürmte hinterdrein und schubste den Burschen mit seinen mächtigen Schultern aus dem Weg, so daß dieser mit dem Bein gegen das Telefontischchen stieß.
    »Au, Scheiße!« rief der junge Mann aus. Er erlangte sein Gleichgewicht wieder, indem er seinen Baseballschläger gegen die Wand stemmte.
    Der vollgesabberte Ball rollte in ein weiter hinten gelegenes Zimmer; Tyson galoppierte hinterdrein. »Ich ruf dich zurück«, sagte der junge Mann und ließ den Hörer fallen. Tyson verschwand schlitternd aus dem Blickfeld. Gleich darauf hörte man ein teuer klingendes Klirren aus dem Zimmer. »Tyson!« brüllte der junge Mann und setzte dem Hund nach.
    »Tyson! Laß das!« schrie er und verschwand ebenfalls in dem Zimmer. Ich schlüpfte durch die Haustür, während weiteres Klirren und Flüche aus dem betreffenden Zimmer erschollen. Ich hatte gehofft, daß der junge Bursche einfach nur den Hörer ablegen und mir so Gelegenheit geben würde, mit Morag zu sprechen (immer vorausgesetzt, daß tatsächlich sie es war, die angerufen hatte), aber der Hörer lag wieder auf der Gabel. Ich nahm ihn dennoch hoch, hörte aber nur ein Freizeichen.
    »Du Mistvieh; komm her!« Ein Krachen ertönte, als würde eine Anrichte umstürzen, und der Fußboden der Diele bebte. Ich schaute auf den kleinen Würfel aus Notizzetteln neben dem Telefon, auf den der junge Mann geschaut hatte, als er kurz zuvor »Ja, hab ich« gesagt hatte. Auf dem obersten Notizzettel stand eine Telefonnummer.
    Ich spähte den Flur hinunter und sah den jungen Mann, der just in diesem Moment in der Zimmertür auftauchte; er hielt Tyson am Halsband fest und fuchtelte mit dem Baseballschläger in meine Richtung. Sein Gesicht wirkte gerötet. Tyson hatte seine Zähne in den Ball geschlagen und schien höchst zufrieden. »He!« brüllte der junge Mann und stieß mit dem Baseballschläger wie mit einem Schwert in meine Richtung. »Du da, Eis, oder wie immer du heißt; raus hier, sofort!«
    Ich hatte bereits den Rückzug angetreten. Dann fügte der Bursche hinzu: »Und Mo sagt, du sollst endlich aufhören, sie zu belästigen, sonst kannst du was erleben, verstanden? Du kriegst eine Abreibung, das schwöre ich dir.« Er sah zu Tyson hinunter, der nunmehr ebenfalls hinlänglich erzürnt schien und mich mit einem kehligen Knurren anstarrte. Der junge Mann ließ das Halsband des Tiers los. »Schnapp sie dir, mein Junge.«
    Sie belästigen? ging es mir durch den Sinn, während Tyson den Ball fallen ließ und mit wütendem Knurren auf mich zustürzte.
    Irgendwie hatte ich nicht das Gefühl, daß mein Talent im Umgang mit Tieren mir diesmal helfen würde. Ich trat zurück auf die Veranda und schlug die Haustür hinter mir zu. Dann drehte ich mich um und rannte los.
    Ich lief quer über den Rasen zur Auffahrt; ich hörte hinter mir, wie die Haustür aufging und der junge Mann etwas brüllte; dann hörte ich nur noch Gebell. Boz und Zeb standen mit weit aufgerissenen Augen an der Pforte; während ich die Auffahrt hinunterrannte, gewann ich den Eindruck, daß

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