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Die Auserwählte

Die Auserwählte

Titel: Die Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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die beiden Männer sich bereit machten, mir über die Pforte zu helfen. »Aus dem Weg!« brüllte ich und fuchtelte mit dem Arm. Glücklicherweise traten sie nach rechts und links beiseite. Ich erreichte die Pforte mit einem winzigen Vorsprung vor Tyson, flankte sauber hinüber und landete stolpernd, doch ohne hinzufallen. Tyson hätte vermutlich ebenfalls hinübersetzen können, aber er begnügte sich damit, gegen die Holzlatten zu springen und die Pforte erbeben zu lassen, während er weiter wütend kläffte. Der junge Mann kam schreiend und mit dem Baseballschläger fuchtelnd die Auffahrt heruntergerannt.
    Ich sammelte mich, blickte von Zeb zu Boz und deutete mit dem Kinn die Straße hinunter. »Wer als erster am Bahnhof ist, hat gewonnen.«

 
Kapitel
Elf
     
     
    Hinter einer Biegung etwa hundert Meter die Straße hinauf hörten wir auf zu rennen; als wir ihn aus dem Blickfeld verloren, stand der junge Mann auf der Straße vor der offenen Pforte, hielt mit einiger Mühe den jaulenden, kläffenden Tyson am Halsband fest und schwenkte seinen Baseballschläger.
    Wir verfielen in einen leichten Trab, als wir das kleine Dorf Gittering erreichten; eine friedliche Ortschaft mit einem begrünten Marktplatz und einem einzigen Pub. Boz kicherte. »Mann!« sagte er. »Das war vielleicht ein Köter!«
    »Scheiße«, japste Zeb, »echt wahr.« Er war bleich und schweißnaß.
    »Tut mir leid, Freunde«, sagte ich.
    »He, du bist ja eine richtige Sportskanone, I-sis«, bemerkte Boz voller Bewunderung.
    »Danke.«
    »Aber du bist auch völlig irre; was hast du dir dabei gedacht, einfach stehenzubleiben, als uns dieser Scheißhund von Baskerville angegriffen hat?«
    »Ich habe es dir doch gesagt«, erwiderte ich. »Ich kann gut mit Tieren umgehen.«
    »Du bist völlig irre«, lachte Boz.
    »Nach Aussage meiner Großmutter mütterlicherseits, Yolanda«, erklärte ich ihm, während ich den Hut zurechtrückte und versuchte, meine Brust nicht zu sehr vor Stolz und Eitelkeit anschwellen zu lassen, »bin ich ein zähes Luder.«
    »Ja«, pflichtete er bei, »klingt so, als wäre deine Großmutter Yolanda nicht auf den Kopf gefallen.« Er deutete mit einem Nicken auf eine Telefonzelle auf der gegenüberliegenden Seite des Marktplatzes. »Laßt uns ein Taxi rufen.«
    Während Boz die Nummer auf einer Karte in der Telefonzelle anrief, hielten Zeb und ich nach Verfolgern Ausschau, aber weder Tyson noch sein blonder Aufpasser ließen sich blicken. Boz kam aus der Telefonzelle zurück. »Es ist derselbe Typ«, erklärte er. »Er ist auf dem Weg; er bringt den Stadtplan für dich mit.«
    »Wie nett«, bemerkte ich. »Würdet ihr mich bitte entschuldigen?« Ich holte tief Luft, biß die Zähne zusammen und trat in die Telefonzelle. Ich studierte die Gebrauchsanweisung, dann reckte ich den Kopf und einen Arm aus der Zelle. »Zeb, etwas Kleingeld, bitte.«
    Zeb bedachte mich mit einem leidenden Blick, spuckte aber ein 50-Pence-Stück aus. »Gott, vergib mir«, flüsterte ich, während ich die Münze in den Schlitz steckte und die Tasten der Nummer drückte, die ich auf den Block neben dem Telefon im La Mancha abgelesen hatte. Boz und Zeb starrten fragend durch die Scheibe.
    »Guten Morgen«, meldete sich eine freundliche Frauenstimme. Ich fuhr erschreckt zusammen, obgleich ich darauf vorbereitet war, angesprochen zu werden; wenn man das Telefon jahrelang als Telegraph benutzt hat, ist es doch etwas schockierend, unvermittelt eine menschliche Stimme statt eines Klingelzeichens zu hören. »Clissolds Gesundheitsfarm und Country Club«, sagte die warme, einladende Stimme. »Was kann ich für Sie tun?«
    Sie belästigen, ging es mir abermals durch den Sinn, und ich hielt mich mit einiger Mühe zurück, nach Morag zu fragen. »Wie bitte?« sagte ich.
    »Hier ist Clissolds Gesundheitsfarm und Country Club. Kann ich Ihnen helfen?« wiederholte die Frau, diesmal etwas weniger freundlich. Ihr Akzent war eindeutig englisch, obgleich ich ihn nicht genauer zuordnen konnte.
    »Oh, ich wollte eigentlich mit, ähm, Schottland sprechen«, erklärte ich und klang dabei gebührend verwirrt.
    »Ich glaube, Sie haben die falsche Nummer«, erwiderte die Dame amüsiert. »Die falsche Vorwahl, um genau zu sein. Das hier ist Somerset.«
    »Oh«, sagte ich freudig. »Welcher Teil? Ich kenne Somerset recht gut«, log ich.
    »Dudgeon Magna, in der Nähe von Wells.«
    »Ach, du meine Güte, ja«, sagte ich mit so schamlos gespielter Überzeugung, daß ich mir beinahe

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