Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Auserwählte

Die Auserwählte

Titel: Die Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
Vom Netzwerk:
Herrgott. Geh. Weiter«, knurrte Zeb mit zusammengebissenen Zähnen und zerrte an meinem Ärmel. Ich löste meinen Arm aus seinem Griff und ging zurück zu der Gruppe von Männern.
    »Guten Tag«, grüßte ich sie, als sie einen Schritt vortraten. Ich hielt die halbgegessene Banane hoch. »Warum haben Sie damit geworfen?«
    »Die ist für den Nigger, Schätzchen«, erwiderte der hochgewachsenste und blondeste von ihnen. »Gib sie deinem schwarzen Affen«, erklärte er mir. Die anderen kicherten.
    Ich starrte die Männer an; vermutlich war mir die Kinnlade heruntergeklappt. »Du meine Güte«, sagte ich. »Sind Sie etwa Rassisten?«
    »Ja.«
    »Ja. Willste ’ne Scheißzeitung kaufen, Süße?« Einer von ihnen wedelte mit einem stramm verschnürten Bündel von Zeitungen vor meinem Gesicht; die Schlagzeile besagte etwas in der Richtung von Es reicht und Paki Killer-Gangs.
    »Ja, wir sind Scheißrassisten; wir glauben an die weiße Vorherrschaft«, erklärte der große Blonde. »Woran glaubst du denn, mal abgesehen davon, daß du dich mit Niggern abgibst?«
    »Nun, es tut mir leid, aber ich glaube an die Liebe und das Verständnis und die Verehrung des Schöpfers durch di – «
    »Du verehrst wohl eher Niggerschwänze.«
    »Ja, läßt dich von dem da in den Arsch ficken, stimmt’s?«
    »Schau ihn dir nur mal an, wie er da schon steht; scheißt sich vor Angst glatt in die Hose; schau ihn dir nur an, ihn und die kleine Fotze, die machen sich vor Angst gleich in die Hosen!« sagte einer der anderen, dann rief er über meinen Kopf hinweg: »Is was? Ja? Ja? Wollt ihr ein paar in die Fresse? Ihr müßt nur das Maul aufmachen, wenn ihr ein paar in die Fresse wollt!«
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte ich und tippte besagtem Mann auf die glänzende Schulter seiner Jacke. »Dazu besteht keine Veranlassung.«
    Er blickte auf seine Schulter, dann drehte er sich zu mir um. Der große Blonde trat zwischen uns und knurrte: »Hör zu, verpiß dich einfach wieder zurück zu deinem Nigger-Freund, verstanden?«
    Ich starrte ihm durchdringend in die Augen. Ich wandte mich zum Gehen, dann drehte ich mich blitzschnell wieder um.
    »Könnte ich eine von Ihren Zeitungen haben?« fragte ich. »Es interessiert mich, was Sie so denken.«
    Der große Blonde verzog verächtlich den Mund, dann rupfte er eine Zeitung von dem Bündel in seinem Arm. Er hielt sie mir hin. Ich griff danach, doch er zog sie weg. »Fünfzig Pence«, erklärte er.
    »Es tut mir leid«, erwiderte ich. »Ich habe kein Geld, aber ich dachte, wenn Sie derart von der Richtigkeit dessen, was Sie sagen, überzeugt sind, dann würden Sie mir vielleicht eine umsonst geben.«
    »Wir werden dir eine umsonst geben, Schotten-Tussi«, sagte der große Blonde und beugte sich ganz dicht an mich heran. Er versetzte mir mit der Zeitung eine Ohrfeige, dann drückte er sie mir rüde gegen die Brust und schubste mich nach hinten; ich ließ die halbgegessene Banane fallen, ergriff die Zeitung mit beiden Händen und machte einen weiteren Schritt zurück.
    »Verpiß dich«, wiederholte der Mann und zeigte mit dem Finger auf mich. »Das sage ich dir nicht noch einmal, Fotze.«
    Ich nickte und tippte mir an den Hut. »In Ordnung. Vielen Dank für die Zeitung.«
    Ich ging unter Gejohle und plötzlich erschallendem Gelächter davon. Die Banane segelte über meinen Kopf und landete zu Füßen von Zeb und Boz, die zehn Meter weiter an einer Straßenecke standen und sehr verängstigt dreinschauten.
    »I-sis«, sagte Boz, sobald wir außer Sichtweite waren. »Du mußt damit aufhören, solche Sachen zu machen. Ich denke, von jetzt an gehe ich besser hinter dir; du hast so die Angewohnheit, auf dem Absatz kehrt zu machen und der Gefahr geradewegs in die Arme zu laufen. Diese Kerle sind gefährlicher als dieser verdammte Baskerville-Köter.«
    »Hmm.«
    »Mein Gott. Scheiße. Himmel. Arsch. Und Zwirn…«
    »… Achte auf deine Ausdrücke, Bruder Zebediah«, rügte ich ihn geistesabwesend, während ich im Gehen die Zeitung durchblätterte. »… Ach, du liebe Güte!«
    Wir aßen in einem Pub zu Mittag. Ich las die Zeitung Halbseite für Halbseite, da ich sie auf Boz’ Bitte hin so zusammengefaltet hatte, daß man aus der Entfernung nicht erkennen konnte, was ich da las. Ich stellte Zeb und Boz einige Frage bezüglich dessen, was da geschrieben stand, und muß davon ausgehen, daß sie mir wahrheitsgemäß antworteten.
    Wir verbrachten vielleicht eine halbe Stunde beim Mittagessen (ich lehnte stehend

Weitere Kostenlose Bücher