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Die Auserwählte

Die Auserwählte

Titel: Die Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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länger ich an der Auffahrt zur Autobahn stand und angebotene Mitfahrgelegenheiten ablehnte – wobei ich gelegentlich erfolgreich einen der anderen, die dort als Anhalter standen, heranwinken konnte, damit er statt meiner in das Fahrzeug einstieg –, desto zuversichtlicher wurde ich bezüglich dieses jüngsten Abschnitts meiner Mission. Meine Gefühle waren unerklärlich gemischt; Hochstimmung ob meiner wagemutigen und listigen Taten tags zuvor, Erleichterung darüber, die Großstadt hinter mir zu lassen, nagendes Heimweh und ein allgemeines Vermissen aller Mitglieder der Gemeinde; Besorgnis, daß meine Cousine Morag – so nicht entweder ich oder der junge Mann im La Mancha die Sache gründlich falsch verstanden hatten – eine Abneigung gegen mich entwickelt zu haben schien oder mich sogar willentlich mied, und unter alldem noch ein Anflug von Paranoia, daß einer oder mehrere der Männer, die ich gestern mit der Tabascosoße angegriffen hatte, aus irgendeinem Grunde vorbeikommen, aus dem Wagen springen und über mich herfallen könnten, während ich hier stand.
    Ich sagte mir immer wieder, daß in London allein an die sieben Millionen Menschen lebten und daß Brentwood schon recht weit entfernt sei und noch dazu in entgegengesetzter Richtung zu meinem Reiseweg, aber am Ende war es eben diese Angst, die schließlich über das stolze Gefühl der gesegneten Rechtschaffenheit siegte, das mir die Ablehnung all jener angebotenen Mitfahrgelegenheiten gab, und mich schließlich in das kleine, alte französische Auto eines netten jungen Pärchens einstiegen ließ. Sie fuhren nur bis Slough, aber wenigstens war es ein Anfang. Die beiden sprachen mich auf mein Sitzbrett an; ich fing an, ihnen von der Sekte der Luskentyrianer zu erzählen und ihnen die asketischen Ideale unseres Glaubens zu erklären. Sie schienen froh, als sie mich wieder loswurden.
    Ich schätzte, es dauerte neunzig Minuten, bis ich zu Fuß die Ortsgrenze von Slough erreicht hatte und dann eine weitere Mitfahrgelegenheit fand, diesmal auf der Ladefläche des Pritschenwagens eines Maurerbetriebes, in dessen Fahrerkabine eingezwängt drei junge Männer, anscheinend in Fußballtrikots, saßen. Sie nahmen mich bis Reading mit; als sie wieder anfuhren, stob eine Wolke aus Zementstaub hoch und ließ meine Augen tränen.
    Ich stand vielleicht eine Stunde neben der A4 am Ortsrand von Reading – die meiste Zeit damit beschäftigt, meine Straßenkarte zu studieren und Zementstaub von meiner Jacke und meiner Hose zu klopfen –, dann ließ ich mich von einem sehr gepflegten, doch leger gekleideten Mann mitnehmen, der zu einem Amateur-Cricketspiel in Newbury unterwegs war. Auch er sprach mich auf das Sitzbrett an; ich erklärte ihm, es sei eine Art Gebetsteppich, was ihn augenscheinlich verwirrte. Ich studierte den Straßenatlas in seinem Auto und entschied mich gegen die offensichtliche Variante, mich an der Kreuzung mit der Autobahn absetzen zu lassen und meine Reise auf der M4 fortzusetzen, da ich es für gesegneter erachtete, mich weiter an die Nebenstrecken zu halten. Ich fuhr mit dem Mann – dem Vertreter eines Pharmakonzerns, wenn auch offenkundig momentan außer Dienst – bis nach Newbury und plauderte angeregt mit ihm. Ich vermute, daß ich angeflirtet wurde, aber ich bin in derartigen Dingen noch ein völliger Neuling, also war er vielleicht einfach nur nett. Während ich zu Fuß aus Newbury herausmarschierte, aß ich die Sandwiches, die Roadkill mir am Vorabend gegeben hatte.
    Die nachfolgenden Mitfahrgelegenheiten brachten mich nach Burbage (mit einem Kettenraucher; nochmaliges Augentränen), Marlborough (dank eines jungen Soldaten auf Urlaub, der beständig mit seiner Hand meinen Oberschenkel und meine Hüfte berührte, wenn er schaltete, bis ich demonstrativ die fünfzehn Zentimeter lange Hutnadel aus meinem Revers zog und mir damit in den Zähnen stocherte), Calne (ein freundlicher, schon ergrauter Herr, anscheinend auf dem Heimweg von einem Stelldichein), Chippenham (in dem Lieferwagen eines armen Tropfs, der Ende des Monats zum ersten Mal Vater werden sollte und darauf wartete, am kommenden Morgen zu erfahren, ob er seine Arbeitsstelle durch einen ominösen Vorgang namens Rationalisierungsmaßnahme verlieren würde) und schließlich, in der schnell heraufziehenden Abenddämmerung, zu einem Dorf namens Kelston, abermals mit einem Pärchen. Sie waren älter und redseliger als die beiden, die den Reigen des Tages begonnen hatten. Auch sie sprachen

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