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Die Auserwählte

Die Auserwählte

Titel: Die Auserwählte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Banks
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an einer hölzernen Trennwand, während Boz und Zeb saßen). Das Sandwich, das ich aß, sah appetitlich aus, war jedoch durchgeweicht und fast völlig geschmacklos. Ich trank ein Bier, das irgendwie nach Chemikalien schmeckte und möglicherweise zu dem führte, was im Anschluß geschah.
    »Wahrscheinlich sind sie mittlerweile weg«, erklärte Boz zuversichtlich. Wir näherten uns der Ecke, an der er und Zeb auf mich gewartet hatten, während ich mich mit den vier jungen Männern unterhalten hatte. Ich blickte in ein Schaufenster und sah ihre schwarz-grünen Spiegelbilder; sie standen noch immer genau da, wo wir ihnen vorhin begegnet waren.
    »Ja, das denke ich auch«, pflichtete ich bei, während ich meine Schritte verlangsamte und mich umschaute. Wir kamen gerade an einem interessant aussehenden Geschäft namens Delikatessen vorbei. »Boz«, sagte ich fröhlich und blieb stehen, so daß auch die anderen beiden anhalten mußten. »Ich würde gern meinen Beitrag zum heutigen Abendessen leisten. Leider ist es mir nicht erlaubt, Einzelhandelsgeschäfte zu betreten; wärst du wohl so freundlich, in diesen Laden hier zu gehen und ein oder zwei Zutaten zu erwerben?«
    »Kein Problem, I-sis; was willst du haben?«
    »Ich habe etwas Geld«, erklärte ich und holte zwei Einpfundnoten hervor.
    Boz betrachtete die Geldscheine und lachte. »Ich leg’s für dich aus, I-sis. Sag mir einfach nur, was du haben willst.«
    »Etwas frischen Koriander, bitte«, sagte ich.
    »Geht klar.«
    Boz verschwand in dem Geschäft. Ich reichte Zeb die beiden Einpfundnoten. »Dort hinten gibt es einen Spielzeugladen«, sagte ich. »Könntest du mir wohl zwei Wasserpistolen besorgen?«
    Zeb sah mich verständnislos an, ein Ausdruck, der zu ihm paßte, wie ich gestehen muß. »Bitte«, sagte ich. »Sie sind ein Geschenk.«
    Zeb ging zurück zu dem Spielzeugladen, sein Blick noch immer verständnislos. Boz kam wieder aus dem Delikatessengeschäft. »Oh«, sagte ich und faßte mir an die Stirn. »Und zwei Flaschen von dieser Chilisoße; wie hieß sie noch mal?«
    »Tabasco?« schlug Boz vor und reichte mir den Bund frischen Koriander. Ich stopfte ihn in meine Tasche und nickte. »Genau.«
    Boz grinste. »Das ist scharfes Zeug, I-sis. Bist du sicher, daß du zwei Flaschen brauchst?«
    Ich überlegte kurz. »Nein«, erklärte ich. »Hol besser vier.«
    *
    Ich näherte mich der Gruppe von Männern in ihren glänzenden grünen Jacken. Sie formierten sich vor mir zu einer Linie. Ich ging mit gesenktem Kopf auf sie zu, die Hände vor die Brust gelegt in einer Geste der Demut.
    Die Faschisten ragten hoch vor mir auf; eine Mauer aus Stoppelhaaren, schwarzem Jeansstoff und glänzendem Grün; getragen von schweren braunen Lederstiefeln. Ich neigte meinen Kopf noch tiefer und ließ meine Hände neben den Körper sinken. Ich hoffte, daß meine Taschen nicht leckten.
    »Meine Herren«, sagte ich lächelnd. »Ich habe Ihre Publikation gelesen. Ich habe über Ihren Haß und Ihre Verachtung gegenüber Menschen gelesen, die anders als Sie sind…«
    »Ah ja?«
    »Scheiße, echt?«
    »Gegenüber was?«
    »Du kannst einfach nicht hören, was?«
    »… und ich möchte Sie wissen lassen, daß ich ganz genauso empfinde.«
    »Häh?«
    »Ah ja?«
    »Ja; ich empfinde Menschen wie Ihnen gegenüber ganz genauso.«
    »Was -?«
    »He -«
    »Gott, vergib mir«, flüsterte ich, während ich die kleinen Wasserpistolen aus meinen Jackentaschen zog, eine in jeder Hand, und sie in die Gesichter der Männer mit den grünen Jacken abfeuerte, direkt in ihre Augen.
    *
    »Somerset«, sagte Boz im Zug zum Liverpool-Street-Bahnhof.
    »So scheint’s«, bestätigte ich, während ich meine Hände sorgfältig mit nassem Toilettenpapier von der wässrigen roten Flüssigkeit säuberte. Ich hatte darüber nachgedacht, was Morag wohl damit gemeint haben könnte, ich würde sie belästigen. Ich hatte nicht die leiseste Ahnung. Das machte mir Sorgen. »Ich werde morgen dorthin abreisen«, erklärte ich Boz und Zeb.
    Zeb stand mit verschränkten Armen da und starrte mich an. »Verrückt.«
    *
    Als wir das besetzte Haus betraten, gab Boz mir einen ungestümen Kuß auf die Lippen. »Du darfst das nicht falsch verstehen, I-sis«, sagte er, während er noch immer meine Schultern umfaßt hielt. »Aber«, fuhr er fort. »… na ja…« Er klopfte mir auf die Schulter und ging davon.
    »Verrückt.« Zeb stand in der Diele und schüttelte den Kopf. Er grinste. »Beinhart«, bemerkte er.
    »Ich bin halt ein

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