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Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
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konnte.
    Auf einmal passierte etwas.
    Ein unheimliches Licht schimmerte durchs Fenster; es ließ ein schwankendes Lichtspektrum über Newts Körper und Gesicht tanzen, als würde er neben einem von unten beleuchteten Swimmingpool stehen. Thomas machte keinen Mucks, kniff die Augen zusammen und versuchte etwas zu erkennen. Er hatte einen Kloß im Hals. Was ist das? , dachte er.
    »Da draußen ist das Labyrinth«, flüsterte Newt, die Augen wie in Trance aufgerissen. »Alles, was wir tun – unser ganzes schönes Leben, Frischling –, dreht sich um dieses Labyrinth. Jede verfluchte Sekunde, jeden verfluchten Tag verbringen wir im Labyrinth und versuchen aus dem Ding rauszukommen, obwohl wir keinen Schimmer haben, ob es einen Ausgang gibt. Und wir wollen, dass du kapierst, warum man dem werten Labyrinth lieber nicht auf die Füße tritt, verstehst du? Wollen dir zeigen, warum die Wände da jeden Abend zugehen. Dir zeigen, warum du nie, nie auf die hirnrissige Idee kommen solltest, deinen Arsch da reinzubewegen.«
    Newt trat zurück, die Efeuranken immer noch in der Hand. Er bedeutete Thomas an seinen Platz zu treten und zum Fenster hinauszusehen.
    Das tat Thomas und lehnte sich vor, bis er mit der Nase gegen die kalte Glasscheibe stieß. Es dauerte einen Augenblick, bis seine Augen sich auf das eingestellt hatten, was sich da draußen bewegte, durch Staub und Dreck hindurchzublicken und das zu erkennen, was Newt ihm zeigen wollte. Und dann – blieb ihm die Luft weg, die sich auf einmal wie ein frostiger Wind anfühlte, der angefegt kam und die Luft in Eis verwandelte.
    Ein großes, wulstiges Wesen von der Größe einer Kuh, aber ohne klar erkennbare Gestalt wälzte sich draußen durch den Gang. Das schleimige Ding kroch außen an der Wand hoch und warf sich mit einem dumpfen Schlag gegen die dicke Glasscheibe. Thomas konnte nicht anders: Er schrie laut auf und zuckte vom Fenster weg – aber das Ding prallte ab und die Scheibe blieb unbeschädigt.
    Thomas atmete zweimal ganz tief durch und beugte sich wieder vor. Es war zu dunkel, um wirklich etwas erkennen zu können, aber Lichter blitzten aus einer unsichtbaren Lichtquelle auf, so dass silberne Spikes und schleimglänzendes Fleisch sichtbar wurden. Bösartig aussehende Fortsätze ragten wie Arme aus dem Rumpf: ein Sägeblatt, eine Schere, lange Stäbe, deren Zweck man nur erraten konnte.
    Das Wesen war eine entsetzliche Mischung aus Tier und Maschine und schien zu wissen, dass es beobachtet wurde und was hinter den Mauern der Lichtung lag. Es schien hineinkommen und sich über Menschenfleisch hermachen zu wollen. Thomas spürte, wie eisiges Grauen in seiner Brust wuchs wie ein Tumor, so dass er kaum noch atmen konnte. Trotz Gedächtnisverlust war er sich sicher, dass er noch nie etwas so unglaublich Schreckliches gesehen hatte.
    Er wich zurück und sein Mut, den er vor dem Einschlafen gespürt hatte, zerfloss wie Butter.
    »Was ist das?«, fragte er ängstlich. Er spürte ein Zittern in seinem Bauch, als ob er nie wieder etwas essen könnte.
    »Griewer nennen wir die«, antwortete Newt. »Eklige Schleimscheißer, was? Sei bloß froh, dass die Griewer nur nachts rauskommen. Freu dich über die Mauern.«
    Thomas schluckte und fragte sich, ob er sich je dort hineinwagen könnte. Sein Wunsch, ein Läufer zu werden, hatte gerade einen herben Dämpfer erhalten. Aber er musste es tun. Aus irgendeinem Grund wusste er einfach, dass er es tun musste. Das Gefühl war seltsam, besonders nach dem, was er da gerade gesehen hatte.
    Newt starrte geistesabwesend zum Fenster hinaus. »So, jetzt weißt du, was im Labyrinth lauert, mein Freund. Jetzt weißt du, dass wir keine Witze machen. Du bist auf die Lichtung geschickt worden, Frischling, und wir erwarten von dir, dass du überlebst und uns dabei hilfst, unsere Aufgabe hier zu erfüllen.«
    »Und worin besteht die?«, fragte Thomas, obwohl er sich vor der Antwort fürchtete.
    Newt sah ihm direkt in die Augen. Die ersten Spuren des Morgengrauens waren da und Thomas erkannte jede Einzelheit in Newts Gesicht ganz deutlich, die glatte Haut, die gerunzelte Stirn.
    »Den Ausgang zu finden, Frischling«, sagte Newt. »Wir müssen den Weg aus diesem verfluchten Labyrinth finden, damit wir zurück nach Hause können.«
    Ein paar Stunden später, nachdem die Tore sich unter großem Rumpeln und Grollen, von dem die Erde bebte, wieder geöffnet hatten, saß Thomas an einem schiefen Picknicktisch vor dem Gehöft. Er konnte an nichts

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