Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)
verbannt wird!«
»Nur zu«, flüsterte Gally ironisch und setzte wieder seine idiotisch bedrohliche Miene auf, während er sich in seinen Stuhl zurücklümmelte.
Newt zeigte auf Zart. »Ist das alles? Irgendeine offizielle Empfehlung?«
Zart schüttelte den Kopf.
»Okay. Bratpfanne, du bist dran.«
Der Koch lächelte hinter seinem Bart hervor und setzte sich aufrechter hin. »Der Strunk hat mehr Schneid als alle meine Messer zusammen.« Er wartete, ob jemand lachen würde, aber nichts kam. »Wie beknackt ist das denn: Der Junge rettet Alby das Leben, bringt einen Haufen Griewer um die Ecke und wir quatschen hier rum, was wir mit ihm machen sollen. Um mit Chuck zu sprechen: Das ist doch ein Haufen Klonk!«
Thomas wäre am liebsten aufgestanden und hätte Bratpfanne die Hand geschüttelt – das war genau das, was er selbst über diese Versammlung dachte.
»Und was empfiehlst du?«, fragte Newt.
Bratpfanne verschränkte die Arme. »Er soll in den Rat der Hüter und uns das beibringen, was er da draußen gemacht hat.«
Aus allen Richtungen kamen Aufschreie und Newt brauchte eine gute Minute, bis sich alle wieder beruhigt hatten. Thomas verzog das Gesicht: Mit der Empfehlung war Bratpfanne zu weit gegangen und hatte womöglich sogar seine wohlformulierte Einschätzung der ganzen Misere entwertet.
»Alles klar, wird aufgeschrieben«, sagte Newt und kritzelte etwas auf einen Notizblock. »Und jetzt alle Mann Klappe halten und das meine ich ernst. Ihr kennt die Regeln: Alle Ideen sind erlaubt – und jeder darf einen Kommentar ablassen, wenn abgestimmt wird.« Er zeigte auf das dritte Ratsmitglied, einen schwarzhaarigen Jungen mit Sommersprossen, den Thomas noch nicht kennengelernt hatte.
»Ich habe eigentlich keine Meinung«, sagte er.
»Was?«, fragte Newt ärgerlich. »Da haben wir ja genau den Richtigen in den Hüterrat gewählt.«
»Sorry, aber ich weiß es wirklich nicht.« Er zuckte mit den Schultern. »Wenn, dann bin ich wahrscheinlich einer Meinung mit Bratpfanne. Warum soll man jemanden dafür bestrafen, dass er einem andern das Leben rettet?«
»Du hast also doch eine Meinung – richtig?«, bohrte Newt mit gezücktem Bleistift in der Hand nach.
Der Junge nickte und Newt schrieb etwas auf. Ein Gefühl der Erleichterung überkam Thomas – es sah so aus, als wären die meisten Hüter für ihn, nicht gegen ihn. Trotzdem fiel es ihm schrecklich schwer, einfach nur dazusitzen und sich nicht verteidigen zu dürfen. Aber er zwang sich Newts Anweisungen zu befolgen und still zu bleiben.
Als Nächstes kam der picklige Winston dran, der Hüter des Bluthauses. »Ich finde, dass er bestraft werden muss. Nimm’s mir nicht übel, Frischling. Aber du bist doch derjenige, der hier ständig was von Ordnung erzählt, Newt. Wenn wir ihn nicht bestrafen, dann ist das ein schlechtes Beispiel für die andern. Er hat gegen unsere Regel Nummer eins verstoßen.«
»Okay«, sagte Newt beim Mitschreiben. »Du empfiehlst also Bestrafung. Welche Art?«
»Ich finde, er sollte eine Woche bei Wasser und Brot im Bau verbringen – und alle müssen es mitkriegen, damit sie nicht auf dumme Gedanken kommen.«
Gally klatschte, was von Newt mit einem bösen Blick quittiert wurde. Thomas sank der Mut.
Zwei weitere Hüter sprachen, einer für Winstons Idee, der andere für Bratpfannes. Dann war Newt dran.
»Ich bin ganz eurer Meinung. Er muss bestraft werden, aber wir müssen ihn für uns arbeiten lassen. Meine Empfehlung hebe ich mir bis zum Schluss auf, wenn ich alle angehört habe. Nächster.«
Dieses ständige Gerede über Bestrafung nervte Thomas noch mehr als das Verbot, etwas zu seiner Verteidigung zu sagen. Aber wenn er ganz, ganz ehrlich war, dann musste er es sogar zugeben: Er hatte zwar etwas Großes geleistet, aber tatsächlich gegen eine der Grundregeln verstoßen.
Es ging der Reihe nach weiter. Manche fanden, er müsste gelobt werden, andere, er müsste bestraft werden. Oder beides. Thomas konnte es kaum noch aushalten, weil immer noch die Aussage der letzten beiden Hüter Gally und Minho ausstand. Letzterer hatte noch kein Wort gesagt, seit Thomas hereingekommen war. Er saß nur zusammengesunken auf seinem Stuhl und sah so fertig aus, als hätte er seit einer Woche nicht mehr geschlafen.
Gally war zuerst dran. »Ich glaube, ich habe meine Meinung schon relativ deutlich zum Ausdruck gebracht.«
Na super, dachte Thomas. Dann halt einfach die Klappe.
»Gut, das«, sagte Newt, begleitet von erneutem
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