Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)
Achseln. »Du hast es doch niemandem erzählt, oder? Die andern würden uns für verrückt halten.«
»Tja … als es zum ersten Mal passiert ist, da hab ich schon was gesagt. Aber Newt glaubt wahrscheinlich, dass ich in diesem Augenblick nur total durch den Wind war.« Thomas fühlte sich zappelig, als würde er durchdrehen, wenn er sich nicht bewegte. Er sprang hoch und lief vor ihr auf und ab. »Wir müssen unbedingt ’n bisschen Klarheit in dieses ganze Chaos bringen. Diese komische Botschaft, die du in der Hand hattest, dass du der letzte Mensch sein würdest, der herkommt, dein Koma, die Tatsache, dass du telepathisch mit mir reden kannst. Irgendwelche Erklärungen?«
Teresa folgte ihm mit dem Blick, während er nervös hin und her lief. »Die vielen Fragen kannst du dir sparen. Ich weiß nichts mehr außer ganz schwachen Eindrücken – dass wir beide wichtig sind, dass wir irgendwie benutzt worden sind. Dass wir besonders schlau sind. Dass wir aus einem bestimmten Grund hier sind. Ich weiß, dass ich das Ende ausgelöst habe, auch wenn ich keinen blassen Schimmer habe, was das heißt.« Ihre Wangen röteten sich und sie stöhnte. »Meine Erinnerungen sind so wertlos wie deine.«
Thomas kniete sich vor sie hin. »Nein, das sind sie nicht. Ich meine: Du weißt, dass ich das Gedächtnis verloren habe, ohne dass du mich erst fragen musstest – und das ganze andere Zeug. Du bist uns anderen ziemlich weit voraus.«
Sie sahen sich lange in die Augen und es schien, als würde es in Teresas Kopf rotieren, während sie das alles zu verstehen versuchte.
Ich weiß es einfach nicht , sagte sie lautlos zu ihm.
»Siehst du, du machst es schon wieder«, sagte Thomas, mittlerweile erleichtert, dass ihr Trick ihn nicht mehr völlig aus der Fassung brachte. »Wie schaffst du das bloß?«
»Ich mach’s einfach und ich wette, du kannst es auch.«
»Keine Ahnung, aber ich glaub nicht, dass ich das ausprobieren will.« Er setzte sich wieder hin und zog auch die Knie an, genau wie sie. »Du hast was gesagt – in meinem Kopf –, direkt bevor du hier zu mir in den Wald gekommen bist. Du hast gesagt: ›Das Labyrinth ist ein Code.‹ Was hast du damit gemeint?«
Sie schüttelte ein wenig den Kopf. »Als ich aufgewacht bin, da war’s, als ob ich in einem Irrenhaus gelandet wäre – lauter unbekannte Typen, die direkt über meinem Bett hingen, es war, als ob die Wände einstürzen würden, die Erinnerungen sind durch meinen Kopf geschwirrt. Ich habe versucht irgendwelche Gedanken festzuhalten und das war einer davon. Aber ich weiß eigentlich gar nicht mehr, warum ich das gesagt habe.«
»War da sonst noch irgendwas?«
»Ja, schon.« Sie zog links den Ärmel hoch und zeigte ihm ihren Unterarm. Mit dünner schwarzer Tinte waren kleine Buchstaben auf die Haut geschrieben.
»Was ist das?«, fragte er und beugte sich vor, um es besser zu sehen.
»Lies selbst.«
Die Buchstaben waren verschmiert, aber als er nahe genug heranging, konnte er sie entziffern.
ANGST ist gut
Thomas’ Herz schlug schneller. »Das Wort habe ich schon gesehen – Angst .« Er durchforstete sein Hirn, was dieser Satz bloß heißen könnte. »Auf den kleinen Viechern, die hier rumkrabbeln. Den Käferklingen.«
»Was ist das?«, fragte sie.
»Das sind so kleine Maschinen, die ein bisschen wie Eidechsen aussehen, die spionieren uns aus, für die Schöpfer – so nennen wir die Leute, die uns hierher verfrachtet haben.«
Teresa ließ sich das einen Augenblick durch den Kopf gehen und starrte ins Leere. Dann richtete sie den Blick wieder auf ihren Arm. »Ich weiß nicht mehr, warum ich das geschrieben habe«, sagte sie, leckte ihren Daumen an und fing an die Buchstaben abzurubbeln. »Aber wir dürfen es nicht vergessen – es muss was Wichtiges sein.«
Thomas wiederholte die drei Worte immer wieder in seinem Kopf. »Wann hast du das geschrieben?«
»Als ich aufgewacht bin. Neben dem Bett lag ein Stift und ein Block. In dem Riesengewusel hab ich’s schnell auf meinen Arm geschrieben.«
Thomas war wirklich baff – er musste sich immer wieder über dieses Mädchen wundern. Erst die Verbundenheit, die er von Anfang an mit ihr gespürt hatte, dann die Gedankenübertragung, jetzt das. »Du bist wirklich ganz schön seltsam. Das weißt du, oder?«
»Wenn ich mir hier dein kleines Versteck im Wald angucke, würde ich sagen, du bist auch nicht gerade total normal. Waldschrat oder was?«
Thomas versuchte sie finster anzusehen, lächelte
Weitere Kostenlose Bücher