Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)
aber nur. Es war ihm peinlich, dass er versucht hatte sich zu verstecken. »Na ja, du siehst irgendwie vertraut aus und behauptest mit mir befreundet zu sein. Also sind wir wohl Freunde.«
Er streckte die Hand aus und sie nahm sie, schüttelte sie aber nicht nur, sondern hielt sie lange fest. Ein Schauder lief Thomas den Rücken herunter, der erstaunlich angenehm war.
»Ich will zurück nach Hause, sonst nichts«, sagte sie und ließ seine Hand los. »Genau wie alle anderen.«
Die Realität holte Thomas wieder ein und ihm wurde schwer ums Herz, wenn er daran dachte, wie aussichtslos ihre Lage mittlerweile war. »Ja, momentan sieht’s hier ziemlich beschissen aus. Die Sonne ist verschwunden und der Himmel ist grau geworden, und unsere Wochenration haben sie uns auch nicht geschickt – wird wohl alles auf die ein oder andere Art auf jeden Fall bald zu Ende gehen.«
Bevor Teresa eine Antwort geben konnte, kam Newt durch den Wald auf sie zugerannt. »Wie in drei Teufels …?«, sagte er, als er vor ihnen zum Stehen kam. Alby und einige andere waren hinter ihm. Newt funkelte Teresa an. »Wie bist du hierhergekommen? Der Sani hat gesagt, eben wärst du noch da gewesen, und plötzlich warst du einfach weg, verdammt noch mal.«
Teresa stand auf und überraschte Thomas damit, wie selbstsicher sie sich verhielt. »Na, da hat er dir wohl den kleinen Teil verschwiegen, als ich ihm in die Eier getreten hab und aus dem Fenster geklettert bin.«
Thomas hätte beinah laut losgelacht, als Newt sich zu einem älteren Jungen hinter ihm umdrehte, der knallrot angelaufen war.
»Glückwunsch, Jeff«, sagte Newt. »Damit bist du hier offiziell der Erste, der sich von einem verdammten Mädel besiegen lässt.«
Teresa war nicht zu stoppen. »Noch so ein Spruch und du bist als Nächster dran.«
Newt drehte sich wieder zu den beiden um, alles andere als Angst im Gesicht. Er stand nur schweigend da und starrte sie an. Thomas starrte zurück und hätte zu gern gewusst, was dem Älteren gerade durch den Kopf ging.
Alby trat vor. »Mir geht das alles hier total gegen den Strich.« Er zeigte auf Thomas, berührte ihn fast mit dem ausgestreckten Zeigefinger. »Ich will jetzt wissen, wer du bist, wer dieses Strunk-Weib ist und woher ihr zwei euch kennt.«
Thomas hätte fast klein beigegeben. »Alby, ich schwör dir –«
»Sie ist nach dem Aufwachen schnurstracks zu dir gelaufen, du Neppdepp!«
Wut stieg in Thomas auf – allerdings begleitet von der Sorge, dass Alby womöglich genauso durchdrehen könnte wie Ben. »Na und? Ich kenne sie, sie kennt mich – zumindest haben wir uns früher gekannt. Das heißt doch gar nichts! Ich kann mich an nichts erinnern. Und sie auch nicht.«
Alby sah Teresa durchdringend an. »Was hast du getan?«
Thomas verstand die Frage nicht und sah verwirrt zu Teresa hinüber, ob sie wusste, was Alby meinte. Aber sie gab keine Antwort.
»Was hast du getan?«, brüllte Alby. »Erst der Himmel und jetzt das!«
»Ich habe irgendwas ausgelöst«, gab sie seelenruhig zurück. »Nicht absichtlich, das schwör ich dir. Das Ende. Was das bedeutet, weiß ich nicht.«
»Was ist denn los, Newt?«, fragte Thomas, weil er nicht mit Alby selbst reden wollte. »Was ist jetzt passiert?«
Aber Alby packte ihn vorn am Hemd. »Was passiert ist? Ich werd dir sagen, was passiert ist, du Strunk. Bist du zu beschäftigt mit Rumturteln, um dich mal umzugucken? Weißt du nicht, welche verdammte Uhrzeit wir haben?«
Thomas sah auf die Uhr und merkte voller Grauen, was ihm bisher nicht aufgefallen war und was Alby ihm gleich sagen würde.
»Die Wände , du Nepp. Die Tore . Sie haben sich heute Abend nicht geschlossen.«
Thomas war fassungslos. Von jetzt an würde alles anders werden. Keine Sonne, keine Vorräte, kein Schutz vor den Griewern. Teresa hatte von der ersten Minute an Recht gehabt – es hatte sich tatsächlich alles verändert. Thomas glaubte zu ersticken, als wäre der Atem in seiner Kehle zu Beton geworden.
Alby zeigte auf das Mädchen. »Ich will, dass sie eingesperrt wird. Auf der Stelle. Billy! Jackson! Steckt sie in den Bau und hört nicht auf das, was aus ihrem Neppmund kommt.«
Teresa zeigte keine Reaktion, aber Thomas regte sich für beide auf. »Was soll das? Alby, das kannst du nicht –« Es verschlug ihm die Sprache, als Alby ihn mit einem so zornigen Blick anfunkelte, dass sein Herz einen Aussetzer machte. »Aber … wie kannst du denn bloß ihr die Schuld dafür geben, dass die Tore
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