Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)
noch an wichtige Dinge erinnerte.
»Ach, das freut mich ja, dass ihr zwei euch so gut versteht.« Newt ging schon wieder weiter. »Verschwende meine Zeit nicht mit so einem Quatsch, Tommy.«
Thomas hielt ihn am Arm fest. »Jetzt hör mir doch zu! Da ist etwas – ich glaube, sie und ich sind hergeschickt worden, um die ganze Sache hier zu Ende zu bringen.«
»Allerdings – zu Ende zu bringen, indem die Griewer hier angewalzt kommen und uns alle plattmachen? Ich hab schon einen Haufen beknackter Pläne im Leben gehört, aber das ist mit Abstand der beschissenste.«
Thomas stöhnte, damit Newt verstand, dass er ebenfalls völlig frustriert war. »Nein, ich glaube nicht, dass das damit gemeint ist.«
Newt verschränkte die Arme vor der Brust und wirkte unglaublich genervt. »Was laberst du da für einen Klonk, Frischling?«
Seit Thomas zum ersten Mal die Worte im Labyrinth an der Wand gelesen hatte – ABTEILUNG NACHEPIDEMISCHE GRUNDLAGENFORSCHUNG, SONDEREXPERIMENTE TODESZONE –, dachte er darüber nach. Wenn es irgendjemanden gab, der ihm glauben würde, dann war das Newt, das wusste er genau. »Ich glaube … ich glaube, dass wir hier sind, weil wir an irgendeinem komischen Experiment teilnehmen oder an einem Versuch oder irgend so was. Das Experiment muss irgendwie zum Abschluss kommen. Wir können nicht ewig hier leben – diejenigen, die uns hergeschickt haben, wollen es zu Ende bringen. So oder so.« Thomas war erleichtert, dass er es endlich losgeworden war.
Newt rieb sich die Augen. »Und das soll mich jetzt davon überzeugen, dass alles Friede, Freude, Eierkuchen ist und ich das Mädchen freilassen soll? Weil sie gekommen ist und es jetzt auf einmal um alles oder nichts geht?«
» Nein , du verstehst mich falsch! Ich glaube nicht, dass sie irgendwas damit zu tun hat, dass wir hier sind. Sie ist auch nur eine Figur in diesem Spiel – sie ist hergeschickt worden, als unser letztes Werkzeug oder Hinweis oder was weiß ich, um uns zu helfen hier rauszukommen.« Thomas atmete ganz tief durch. »Und mich haben sie auch deswegen hergeschickt, davon bin ich überzeugt. Nur weil sie als Auslöser für das Ende gedient hat, ist sie noch lange nicht böse.«
Newt blickte in Richtung Bau. »Weißt du was: Im Augenblick geht mir das gerade am Arsch vorbei. Eine Nacht im Knast wird sie schon überleben – wenn überhaupt, dann ist sie da drin besser aufgehoben als wir anderen.«
Thomas nickte, weil er eine Kompromissmöglichkeit sah. »Dann lass es uns so machen: Heute Nacht müssen wir irgendwie überleben. Morgen, wenn wir einen ganzen Tag lang in Sicherheit sind, dann überlegen wir uns, was wir mit ihr machen. Was wir unternehmen.«
Newt schnaubte. »Und was soll morgen bitte schön anders sein, Tommy? Wir machen seit zwei Jahren nichts anderes, wie du weißt.«
Thomas hatte das überwältigende Gefühl, dass all diese Veränderungen ein Motor waren, ein Auslöser für das Endspiel. »Weil wir das Rätsel jetzt lösen müssen . Wir sind dazu gezwungen. Wir können nicht mehr Tag für Tag weiterleben und glauben, das Wichtigste wäre es, vor dem Schließen der Tore zurück auf der Lichtung und in Sicherheit zu sein.«
Newt stand eine Minute da und dachte nach, während auf allen Seiten um sie herum hektische Betriebsamkeit herrschte. »Wir müssen das Labyrinth genauer untersuchen. Draußen bleiben, während die Mauern sich bewegen.«
»Genau«, bekräftigte Thomas. »Das ist haargenau das, was ich meine. Vielleicht können wir ja die Öffnung zum Griewerloch verbarrikadieren oder in die Luft sprengen. Mehr Zeit rausschinden, um uns im Labyrinth genau umzusehen.«
»Alby ist derjenige, der das Mädchen nicht rauslassen will«, sagte Newt mit einer Kopfbewegung in Richtung Gehöft. »Der Kerl hat euch zwei Strünke mächtig aufm Kieker. Aber im Augenblick müssen wir einfach cool bleiben und irgendwie bis zum Wecken durchhalten.«
Thomas nickte. »Wir können sie bekämpfen.«
»Da hast du ja Erfahrung, was, du Herkules?« Ohne eine Antwort abzuwarten, ohne jedes Lächeln ging Newt davon und schrie den Leuten zu, sie sollten sich beeilen und ins Gehöft kommen.
Thomas fand, das Gespräch war gar nicht so schlecht gelaufen – jedenfalls nicht schlechter, als er sich erhofft hatte. Er beschloss, schnell zu Teresa zu rennen und mit ihr zu sprechen, bevor es zu spät war. Er sprintete zum Bau hinter dem Gehöft, wobei er sah, wie immer mehr Lichter in die Bruchbude strömten, viele mit
Weitere Kostenlose Bücher