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Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - In der Brandwüste (German Edition)
Autoren: James Dashner
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Klauen in seinem Magen graben. Er spürte das bösartige Raubtier in jeder Sekunde, jeder Minute und jeder Stunde. Thomas ging so oft wie möglich ans Waschbecken, um Wasser zu trinken, aber das vertrieb den Hunger nicht. Es war eher so, als würde es das Biest noch wütender machen, das dann noch mehr Schaden in seinem Inneren anzurichten versuchte.
    Die anderen litten genauso, auch wenn die meisten nicht groß herumjammerten. Er sah ihnen zu, wie sie mit gesenkten Köpfen und ausdruckslosen Gesichtern herumschlichen. Die Jugendlichen leckten sich ständig die Lippen. Sie hielten sich den Bauch und drückten, als wollten sie das Tier besänftigen, das sie von innen aufzufressen drohte. Wenn die Lichter nicht auf die Toilette oder zum Wasserhahn gingen, bewegten sie sich so gut wie gar nicht mehr. Genau wie Thomas lagen sie schlaff, mit bleicher Haut und tief eingesunkenen Augen auf ihren Betten.
    Thomas kam es wie eine grässliche Krankheit vor, und die anderen genauso leiden zu sehen, machte es nur noch schlimmer. Es war nichts, was man einfach ignorieren konnte. Die Wunde war echt, und der Tod wartete direkt unter den Betten auf sie. Der quälende Tagesablauf wiederholte sich bis zum Erbrechen: Unruhiger Schlaf. Toilette. Wasser. Zurück zum Bett schlurfen. Unruhiger Schlaf – und keine weiteren Traum-Erinnerungen mehr wie die beiden, die er gehabt hatte. Es wurde ein schrecklicher, immer gleicher Kreislauf, der nur von den Gedanken an Teresa durchbrochen wurde. Ihre harten Worte waren das Einzige, was die Aussicht des nahenden Todes angenehmer machte, wenn auch nur ein winziges bisschen. Nach dem Labyrinth und Chucks Tod war sie sein einziger Hoffnungsschimmer gewesen. Und jetzt war sie aus seinem Leben verschwunden, zu essen gab es nichts, und drei endlose Tage waren bereits vergangen.
    Hunger. Verzweiflung. Das Hungerbiest.
    Er hatte schon lange aufgehört, auf die Uhr zu sehen – dadurch verging die Zeit noch langsamer, und sein Körper wurde jedes Mal von neuem daran erinnert, wie lange er schon nichts mehr gegessen hatte. Aber er schätzte, dass es am Nachmittag des dritten Tages war, als er auf einmal ein summendes Geräusch aus dem Gemeinschaftsraum hörte.
    Er starrte die Tür an, die dorthin führte, und wusste, dass er eigentlich aufstehen und nachsehen müsste. Aber er konnte die Augen einfach nicht offen halten und war schon wieder dabei wegzudämmern. Alles um ihn herum versank im Nebel.
    Vielleicht hatte er es sich nur eingebildet. Doch dann hörte er es wieder.
    Er befahl sich aufzustehen.
    Stattdessen schlief er ein.
    »Thomas.«
    Es war Minhos Stimme. Sie klang schwach, aber stärker als beim letzten Mal.
    »Hey, Alter. Wach auf, Thomas.«
    Thomas machte die Augen auf und war erstaunt, dass er immer noch lebte. Erst war alles verschwommen, und er konnte nicht glauben, dass das, was wenige Zentimeter vor seinem Gesicht hing, echt war. Doch dann stellten sich seine Augen auf die rote Rundung mit den grünen Punkten auf der glänzenden Oberfläche ein, und er meinte, den Himmel auf Erden vor sich zu haben.
    Einen Apfel.
    »Wo hast du …?« Er sprach nicht weiter, weil die drei Worte ihn schon zu viel Kraft gekostet hatten.
    »Iss«, sagte Minho, gefolgt von einem saftigen Schmatzen.
    Thomas sah hoch zu seinem Freund: Er hatte ebenfalls einen Apfel in der Hand, in den er die Zähne hieb.
    Thomas mobilisierte irgendwo aus seinem tiefsten Innern die letzten Energiereserven, hievte sich auf den Ellbogen hoch und schnappte sich die auf dem Bett liegende Frucht. Er führte sie zum Mund und nahm einen kleinen Bissen. Die Explosion von Saft und Geschmack in seinem Mund war herrlich.
    Aufseufzend machte er sich über den Apfel her und hatte ihn schon bis auf einen winzigen Rest verputzt, bevor Minho mit seinem fertig war – trotz Vorsprung.
    »Jetzt mach mal halblang, Schrumpfkopf«, sagte Minho. »Wenn du dich weiter so vollstopfst, fängst du an zu reihern. Hier ist noch einer – aber diesmal schön langsam.«
    Er warf Thomas den zweiten Apfel zu, der, ohne Danke zu sagen, sofort reinbiss. Beim Kauen ermahnte er sich zu schlucken, bevor er das nächste Riesenstück abbiss. Langsam merkte er, wie die ersten schwachen Spuren von Energie seinen Körper durchströmten.
    »Das ist wahnsinnig lecker«, schmatzte er. »Das ist so unglaublich gut, du wahnwitziger Strunk.«
    »Du klingst immer noch wie ein Idiot, wenn du die Lichtersprache benutzt«, gab Minho zurück, bevor er das nächste Stück von
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